Trinkwasser braucht mehr Schutz
Umwelt Um für dieses Thema zu sensibilisieren, hat der Landesbund für Vogelschutz im Landkreis einen Fotowettbewerb veranstaltet. Die prämierten Bilder sind in Friedberg zu sehen
Aichach-Friedberg Der Landesbund für Vogelschutz (LBV) schlägt Alarm: „Sowohl die verbrauchte Wassermenge als auch die Belastung durch Schadstoffe sehen wir kritisch“, sagt der Kreisvorsitzende Gustav Herzog: „Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem wir in Sachen Trinkwasserschutz dringend etwas ändern müssen.“
Die Kreisgruppe Aichach-Friedberg des LBV hat sich das Wasser zum Thema gesetzt. Es könne in seiner Wichtigkeit gar nicht überschätzt werden, erklärt Herzog: Jedes Lebewesen brauche Wasser, es sei überlebenswichtig. Bekanntermaßen bestehe der Mensch zu 70 Prozent aus H2O. Wichtig sei nicht nur eine ausreichende Menge, sondern auch eine gute Qualität. Um die Bevölkerung zu sensibilisieren, veranstaltete der Kreisverband einen Fotowettbewerb und präsentierte die besten Bilder mit Infotafeln im Gebäude der Friedberger Sparkasse. Platz eins belegte Markus Lerch, gefolgt von Gabi Boulan und Claudia Neumüller.
Weil der Boden maßgeblich für die Grundwasser- und damit auch für die Trinkwasserqualität verantwortlich ist, indem er Schadstoffe herausfiltert, setzen sich Gustav Herzog und seine Vereinskollegen mit der reinigenden Wirkung der verschiedenen Flächentypen auseinander. „Etwa die Hälfte der Fläche des Landkreises Aichach-Friedberg ist Ackerfläche“, erklärt der Vorsitzende. Weitere 25 Prozent seien bewaldet, zehn Prozent machten landwirtschaftlich genutzte Wiesen aus. Diese Zahlen erhielt er vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. In Anbetracht der vielen Äcker lag die Frage nahe, ob deren Filterwirkung ausreichend für ein sauberes Grundwasser ist.
Doch was filtert ein guter Boden eigentlich aus dem Wasser und wie genau funktioniert das? Herzog nennt als wichtigste Verunreinigung den Feinstaub aus der Luft. Je nach Art der Fläche kämen Dünge- und Spritzmittel hinzu, von Maschinen und Fahrzeugen verlorenes Öl, Abgase, Abfall und dergleichen mehr. Zwischen diesen Schadstoffen und dem Grundwasser liege der Boden, der auf dreifache Weise wirke: Die Vegetation, die Tiere und Bakterien im Boden und die verschiedenen Bodenschichten filterten den Schmutz aus dem durchsickernden Wasser und bauten ihn ab. Die Kreisgruppe des LBV stellte fest, dass das jedoch nicht bei jedem Boden gleich gut funktioniert. Der Wald beispielsweise leiste hervorragende Arbeit. Damit er auch in Zukunft erhalten bleibt, empfehlen die Vogelkundler einen Umbau hin zu klimatoleranten, vielfältigen Arten und sprechen sich für mehr Totholz aus. Vom Flächenanteil liege der Landkreis deutlich unter dem Bayerndurchschnitt von 36 Prozent Waldfläche, auch hier sei Platz für Verbesserungen. Ganz anders bewertet Herzog die Äcker: „Vor allem in den obersten 40 Zentimetern des Bodens befinden sich besonders viele nützliche Lebewesen. Diese sind aber in der Landwirtschaft stark von Gülle und Spritzmitteln betroffen. Das Umpflügen macht den Boden zudem durchlässiger und eine Vegetation ist nur zeitweise vorhanden.“Das alles seien Faktoren, die die Filterwirkung schwächten, durch die Äcker gelangten also mehr Schadstoffe ins Grundwasser. Und gerade auf Ackerflächen fielen durch Gülle, Dünger und Spritzmittel deutlich mehr Substanzen an, die es vom Grundwasser fernzuhalten gelte. Der LBV empfiehlt deshalb, bodendeckende Pflanzen anzubauen, statt Flächen brachliegen zu lassen. Auch mehr Vielfalt in den Anbausorten und eine biologische Bewirtschaftung brächten Verbesserung.
In den vergangenen Jahren ist die Niederschlagsmenge messbar gesunken. Dem diesjährigen trockenen Sommer gingen mehrere niederschlagsarme Winter voraus. Eine Frage für den LBV ist deswegen, ob das Trinkwasser im Landkreis auch in Zukunft sicher ist oder ob weniger Regen und damit niedrigere Grundwasserpegel unsere Wasserversorgung gefährden. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz habe versichert, dass Trinkwasser in Deutschland nicht knapp werde, so Herzog. Er befürchtet dennoch, dass der Grundwasserpegel langfristig sinken und damit die Wasserreserven schrumpfen werden.
Zur Zukunft der Trinkwasserqualität äußert er sich ebenfalls kritisch: Derzeit würden die Grenzwerte für schädliche Stoffe wie Arsen und Nitrat zwar eingehalten, aber oft nur durch das Mischen verschiedener Trinkwasserbrunnen. In den einzelnen Brunnen sei die Konzentration bestimmter Stoffe bereits jetzt zu hoch, Kläranlagen könnten nicht alles aus dem Wasser filtern.
Man verfahre also nach dem Motto „the solution for pollution is dilution“– die Lösung für Verschmutzung ist Verdünnung. Das lasse sich nicht ewig fortführen. Stattdessen sollte die Vergiftung des Wassers reduziert werden, finden die Mitglieder der LBV-Kreisgruppe.
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Ausstellung Die besten Bilder sind noch zwei Monate im Finanz- und Gesundheitszentrum Friedberg, Sparkassenplatz 1, zu sehen.