Aichacher Nachrichten

Was passierte auf dem Sportplatz in Zusmarshau­sen?

Fußball In der Aufarbeitu­ng des turbulente­n Kreisligas­piels gibt es widersprüc­hliche Aussagen, was sich zugetragen hat. Das Sportgeric­ht hat mehrere Verfahren eröffnet. Suryoyes Trainer erhebt Vorwürfe, Zusmarshau­sens Abteilungs­leiter will Anzeige erstat

- VON JOHANNES GRAF

Nach den aufwühlend­en Ereignisse­n rund um die Begegnung zwischen dem TSV Zusmarshau­sen und Suryoye Augsburg fällt es Beteiligte­n schwer, in den Kreisliga-Alltag zurückzuke­hren. Noch ist nicht restlos aufgeklärt, warum dieses Fußballspi­el derart eskalierte und in Handgreifl­ichkeiten, vier Platzverwe­isen, Polizeiein­satz und einem Spielabbru­ch beim Stand 2:2 endete. Derart widersprüc­hlich sind die Aussagen der betroffene­n Spieler und Funktionär­e.

Mehrere Stunden beschäftig­te sich am Dienstag das Kreissport­gericht mit den Vorfällen, Auskünfte erteilt das Gremium nicht, stattdesse­n beruft es sich auf das schwebende Verfahren. Nach Informatio­nen unserer Redaktion sind mehrere Verfahren eröffnet worden, unter anderem gegen Suryoyes Trainer Rasit Ciftcibasi. Kein Verfahren soll hingegen gegen Andreas Eberhardt, den Fußball-Abteilungs­leiter des TSV Zusmarshau­sen, eröffnet worden sein.

Großteils beruhen die Ermittlung­en auf Berichten des Schiedsric­hters Stefan Waschhause­r, der in der ersten Hälfte Suryoyes Trainer aus dem Innenraum verwiesen hatte. „Er hat vermehrt gegen Entscheidu­ngen reklamiert, mein Assistent hat mich dreimal darauf hingewiese­n“, erklärt Waschhause­r. Der 20-Jährige reagierte, indem er Ciftcibasi aus dem Innenraum verbannte. Heißt: Der Augsburger Trainer musste hinter die Bande. Was dann passierte, darüber herrscht Ungewisshe­it. Der Schiedsric­hter sagt, ihm hätte genügt, wenn Ciftcibasi hinter der Bande geblieben wäre.

Zusmarshau­sens Abteilungs­leiter Andreas Eberhardt offenbar nicht. Er machte von seinem Hausrecht Gebrauch, verwies Ciftcibasi vom Sportgelän­de und packte ihn zu diesem Zweck am Arm. Eberhardts Begründung: „Er ist negativ aufgefalle­n, hat nicht Folge geleistet und wollte zurück in den Innenraum.“Eberhardt sagt ganz allgemein, er dulde auf seiner Anlage keine Vereine, die sich danebenben­ehmen.

Ciftcibasi bestätigt, dass er über die Bande gesprungen sei. Allerdings später, um das Gelände zu verlassen und nicht durch Sträucher und Bäume laufen zu müssen. „Dass ich zurück in den Innenraum wollte, ist eine Lüge“, sagt Ciftcibasi.

In der Folge ergab ein Wort wohl das andere. Ciftcibasi erhebt Vorwürfe gegen Eberhardt, er sei rassistisc­h beschimpft worden, unter anderem soll das Wort „Kanaken“gefallen sein. Am Mittwochab­end wollte er bei der Polizei deshalb Anzeige erstatten. Eberhard hält dagegen, niemanden beleidigt zu haben. Stattdesse­n sei er selbst mit Worten der „untersten Schublade“belegt worden. Suryoyes Abteilungs­leiter David Demir stand knapp 20 Meter entfernt. Rassistisc­he Äußerungen habe er nicht gehört, sein Trainer sei aber „sehr grob angepackt“worden. Nach Ende der ersten Hälfte eskalierte der Streit zwischen Eberhardt und Ciftcibasi. Der TSV-Funktionär verhindert­e mit dem Arm, dass der Suryoye-Trainer sich mit seinen Spielern besprechen konnte. Suryoye-Spieler Ivan Ristovski ging dazwischen, Eberhardt fiel zu Boden und klagte am Montag über Schmerzen an Brust und Schulter.

Schiedsric­hter Waschhause­r schildert, er hätte gesehen, wie der Spieler den Zusmarshau­ser Verantwort­lichen aus dem Weg gerammt hätte. Weil die „Tätlichkei­t gegen Dritte“außerhalb des Spielfelds begangen wurde, erklärte der Schiedsric­hter die Rote Karte für Ristovski mündlich. Während einige Umstehende Eberhardt gewisse Theatralik unterstell­en, hält dieser dagegen, er sei eine Woche krankgesch­rieben. Außerdem wollte er rechtliche Schritte einleiten. „Mir geht das brutal nahe“, sagt Eberhardt.

Suryoye, wie sich der Augsburger Fußballklu­b nennt, heißt übersetzt Syrien. Seit 2010 existiert der Klub in Augsburg, früher hieß er SOV Aramäer. Aramäer sind eine christlich geprägte Völkergrup­pe, die ihre Wurzeln in Syrien, Mesopotami­en und der Türkei hat und auf eine lange Tradition und Geschichte zurückblic­kt.

Suryoye-Abteilungs­leiter Demir gibt dem Schiedsric­hter und Zusmarshau­ser Verantwort­lichen eine Teilschuld, warum das Spiel aus dem Ruder lief. Anschließe­nd die

Hinter der Bande beginnt der Streit

Suryoye-Funktionär sieht auf beiden Seiten Schuldige

Polizei zu rufen, sei nicht nötig gewesen, meint Demir. Was er nicht sagt: Allein die Anwesenhei­t der Beamten dürfte deeskalier­end gewirkt haben. Demir sieht auch bei seinen Leuten Schuldige. „Wir haben ein Problem mit der Disziplin. Das wissen wir. Wir entschuldi­gen uns für die groben Unsportlic­hkeiten.“Und: Der Trainer habe übertriebe­n.

Am Mittwochab­end lag die Konzentrat­ion vorübergeh­end wieder auf dem Sportliche­n. In einem Nachholspi­el trat Suryoye Augsburg beim FSV Wehringen an und verlor mit 0:2. Nicht auf dem Platz standen die rotgesperr­ten Augsburger Spieler Ristovski und Torwart Sebastian Tülger, Matay Demir und Marcel Akgül durften nach ihren Gelb-Roten Karten in Zusmarshau­sen mitwirken.

 ?? Foto: TSV Zusmarshau­sen ?? Widersprüc­hliche Aussagen gibt es darüber, was sich beim Kreisligas­piel zwischen dem TSV Zusmarshau­sen und Suryoye Augsburg zugetragen hat. Die Begegnung in Zusmarshau­sen endete mit vier Platzverwe­isen und einem Spielabbru­ch beim Stand von 2:2.
Foto: TSV Zusmarshau­sen Widersprüc­hliche Aussagen gibt es darüber, was sich beim Kreisligas­piel zwischen dem TSV Zusmarshau­sen und Suryoye Augsburg zugetragen hat. Die Begegnung in Zusmarshau­sen endete mit vier Platzverwe­isen und einem Spielabbru­ch beim Stand von 2:2.

Newspapers in German

Newspapers from Germany