Stadt will die Mauerreste am Theater erhalten
Archäologie Das Baureferat wird dem Stadtrat vorschlagen, eine 4,3 Millionen Euro teure Umplanung vorzunehmen. Der Freistaat wird sich aller Voraussicht nach nicht an den Mehrkosten beteiligen
Nach dem Fund der unerwartet gut erhaltenen Überreste der Stadtmauer an der Theater-Baustelle steht nun fest, dass die Stadtregierung die Funde gerne erhalten möchte. Dafür müssten aber für 4,3 Millionen Euro Umplanungen an einem geplanten Technikkeller und dem geplanten Orchesterprobensaal fürs Theater vorgenommen werden. Baureferent Gerd Merkle (CSU) kündigte am Mittwoch an, in der November-Stadtratssitzung einen entsprechenden Vorschlag zu machen. Ob die Umplanungen eine zeitliche Verzögerung für die Theatersanierung bringen, ist unklar.
Im Sommer hatten Archäologen in der Baugrube neben dem Theater die Überbleibsel der alten Stadtbefestigung gefunden. Was sie so besonders macht, ist die Tatsache, dass sich hier Mauerreste aus mehreren Epochen überlagern. „Das Ensemble bietet die Möglichkeit, Entwicklungen bei der Stadtbefestigung nachzuvollziehen“, so Stadtarchäologe Sebastian Gairhos am Mittwoch im Stadtrat.
Eine Abstimmung über den Erhalt oder die Beseitigung gab es gestern noch nicht, aber etliche Wortbeiträge. „Ein derartiger Fund muss erhalten bleiben“, sagte etwa CSUStadtrat Rolf von Hohenhau. Die Mehrkosten seien auch nicht bei der Theatersanierung zu verbuchen, sondern müssten als eigenes Kulturprojekt gesehen werden. Sein Fraktionskollege Peter Schwab sah die Lage ganz anders. „Hier stimmt doch die Verhältnismäßigkeit nicht.“Die bestehende Stadtmauer sei sanierungsbedürftig, und man tue sich schwer, das Geld dafür aufzubringen. Nun wolle man über vier Millionen Euro in den Erhalt von Fragmenten in der Erde stecken. „Für den Normalbürger ist die Wertigkeit dieser Mauer doch gar nicht erkennbar. Das ist so, wie wenn ein Laie in einen Teich schaut und darin einen fetten Goldfisch sieht. Und dann kommt der Kenner und sagt, dass das ein 5000 Euro teurer Koi ist.“Auch GrünenStadtrat Christian Moravcik wollte eine Aufstellung haben, was man für 4,3 Millionen Euro an der bestehenden Stadtmauer sanieren könne. Wie berichtet laufen seit Jahren Arbeiten am Lueginsland. Auch am Roten-Tor-Wall gab es zuletzt Probleme mit der Standsicherheit.
Sollte der Stadtrat die Umplanungen für 4,3 Millionen Euro beschließen, würde die Stadt die Kosten wohl alleine tragen müssen. Laut Bürgermeisterin Eva Weber (CSU) laufen Gespräche mit der Regierung von Schwaben, doch gut sieht es wohl nicht aus.
In der Sitzung wurde auch hinterfragt, ob die Qualität der Funde nicht vorher absehbar gewesen sei. Dann hätte man gleich drumrum planen können. „Hinterher ist man immer schlauer. Bei Bodendenkmälern weiß man vorher nicht, welche Qualität es haben wird“, so Sebastian Sommer, stellvertretender Generalkonservator des Landesamtes für Denkmalpflege. Seine Behörde hatte vor Grabungsbeginn der anschließenden Zerstörung der Mauerreste zugestimmt. Inzwischen sei man selbst von der Qualität überrascht worden. Seine Behörde stelle keine Forderung nach einem Erhalt, richte aber ein „dringendes Plädoyer“an die Stadt.
Architekt Walter Achatz stellte mehrere Planungsvarianten vor, mit denen die Mauerreste erhalten werden. Sie kosten zwischen 3,9 und 4,8 Millionen Euro. Teils wären die Mauerreste dabei aber wieder im Erdboden verschwunden. Wenn man schon die Kosten auf sich nehme, sei aber eine Lösung sinnvoll, bei der die Mauerreste sichtbar bleiben, so Baureferent Merkle. Angedacht ist eine Präsentation mit Schautafeln, die die Mauerreste in den Kontext mit der Fuggerstraße stellen, die erst durch die Beseitigung der Stadtmauer entstand.
Bei dem jetzt verfolgten Vorschlag wird der Technikkeller sowohl nach Norden als auch nach Süden verlängert. Architekt Walter Achatz sagte, man müsse bei den Planungen von einem halben Jahr Zeitverlust ausgehen. Dies müsse aber nicht zwingend Verzögerungen bei der Gesamtsanierung mit sich bringen. Um die Mauerreste vor Witterung zu schützen, wurden sie bis auf Weiteres wieder mit Erde zugeschüttet.