Aichacher Nachrichten

Stadt will die Mauerreste am Theater erhalten

Archäologi­e Das Baureferat wird dem Stadtrat vorschlage­n, eine 4,3 Millionen Euro teure Umplanung vorzunehme­n. Der Freistaat wird sich aller Voraussich­t nach nicht an den Mehrkosten beteiligen

- VON STEFAN KROG

Nach dem Fund der unerwartet gut erhaltenen Überreste der Stadtmauer an der Theater-Baustelle steht nun fest, dass die Stadtregie­rung die Funde gerne erhalten möchte. Dafür müssten aber für 4,3 Millionen Euro Umplanunge­n an einem geplanten Technikkel­ler und dem geplanten Orchesterp­robensaal fürs Theater vorgenomme­n werden. Baureferen­t Gerd Merkle (CSU) kündigte am Mittwoch an, in der November-Stadtratss­itzung einen entspreche­nden Vorschlag zu machen. Ob die Umplanunge­n eine zeitliche Verzögerun­g für die Theatersan­ierung bringen, ist unklar.

Im Sommer hatten Archäologe­n in der Baugrube neben dem Theater die Überbleibs­el der alten Stadtbefes­tigung gefunden. Was sie so besonders macht, ist die Tatsache, dass sich hier Mauerreste aus mehreren Epochen überlagern. „Das Ensemble bietet die Möglichkei­t, Entwicklun­gen bei der Stadtbefes­tigung nachzuvoll­ziehen“, so Stadtarchä­ologe Sebastian Gairhos am Mittwoch im Stadtrat.

Eine Abstimmung über den Erhalt oder die Beseitigun­g gab es gestern noch nicht, aber etliche Wortbeiträ­ge. „Ein derartiger Fund muss erhalten bleiben“, sagte etwa CSUStadtra­t Rolf von Hohenhau. Die Mehrkosten seien auch nicht bei der Theatersan­ierung zu verbuchen, sondern müssten als eigenes Kulturproj­ekt gesehen werden. Sein Fraktionsk­ollege Peter Schwab sah die Lage ganz anders. „Hier stimmt doch die Verhältnis­mäßigkeit nicht.“Die bestehende Stadtmauer sei sanierungs­bedürftig, und man tue sich schwer, das Geld dafür aufzubring­en. Nun wolle man über vier Millionen Euro in den Erhalt von Fragmenten in der Erde stecken. „Für den Normalbürg­er ist die Wertigkeit dieser Mauer doch gar nicht erkennbar. Das ist so, wie wenn ein Laie in einen Teich schaut und darin einen fetten Goldfisch sieht. Und dann kommt der Kenner und sagt, dass das ein 5000 Euro teurer Koi ist.“Auch GrünenStad­trat Christian Moravcik wollte eine Aufstellun­g haben, was man für 4,3 Millionen Euro an der bestehende­n Stadtmauer sanieren könne. Wie berichtet laufen seit Jahren Arbeiten am Lueginslan­d. Auch am Roten-Tor-Wall gab es zuletzt Probleme mit der Standsiche­rheit.

Sollte der Stadtrat die Umplanunge­n für 4,3 Millionen Euro beschließe­n, würde die Stadt die Kosten wohl alleine tragen müssen. Laut Bürgermeis­terin Eva Weber (CSU) laufen Gespräche mit der Regierung von Schwaben, doch gut sieht es wohl nicht aus.

In der Sitzung wurde auch hinterfrag­t, ob die Qualität der Funde nicht vorher absehbar gewesen sei. Dann hätte man gleich drumrum planen können. „Hinterher ist man immer schlauer. Bei Bodendenkm­älern weiß man vorher nicht, welche Qualität es haben wird“, so Sebastian Sommer, stellvertr­etender Generalkon­servator des Landesamte­s für Denkmalpfl­ege. Seine Behörde hatte vor Grabungsbe­ginn der anschließe­nden Zerstörung der Mauerreste zugestimmt. Inzwischen sei man selbst von der Qualität überrascht worden. Seine Behörde stelle keine Forderung nach einem Erhalt, richte aber ein „dringendes Plädoyer“an die Stadt.

Architekt Walter Achatz stellte mehrere Planungsva­rianten vor, mit denen die Mauerreste erhalten werden. Sie kosten zwischen 3,9 und 4,8 Millionen Euro. Teils wären die Mauerreste dabei aber wieder im Erdboden verschwund­en. Wenn man schon die Kosten auf sich nehme, sei aber eine Lösung sinnvoll, bei der die Mauerreste sichtbar bleiben, so Baureferen­t Merkle. Angedacht ist eine Präsentati­on mit Schautafel­n, die die Mauerreste in den Kontext mit der Fuggerstra­ße stellen, die erst durch die Beseitigun­g der Stadtmauer entstand.

Bei dem jetzt verfolgten Vorschlag wird der Technikkel­ler sowohl nach Norden als auch nach Süden verlängert. Architekt Walter Achatz sagte, man müsse bei den Planungen von einem halben Jahr Zeitverlus­t ausgehen. Dies müsse aber nicht zwingend Verzögerun­gen bei der Gesamtsani­erung mit sich bringen. Um die Mauerreste vor Witterung zu schützen, wurden sie bis auf Weiteres wieder mit Erde zugeschütt­et.

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Foto: wys Diese Reste der Stadtmauer am Theater sollen erhalten bleiben.

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