Aichacher Nachrichten

Stadtrat diskutiert Seenotrett­ung im Mittelmeer

Asyl Die SPD wollte, dass sich Augsburg zur Aufnahme Geretteter bereit erklärt. Die Mehrheit ist dagegen

- (skro)

Augsburg wird sich nicht an einer Initiative mehrerer anderer deutscher Städte beteiligen, die angeboten haben, aus Seenot gerettete Flüchtling­e aufzunehme­n. Die SPD hatte einen entspreche­nden Antrag gestellt, nachdem es Diskussion­en um einen Auftritt von Kapitän Claus Peter Reisch von der Organisati­on Lifeline beim Friedensfe­st gegeben hatte. Reisch war, ohne dass dies von der Stadt genehmigt wurde, war beim Friedensfe­st aufgetrete­n. Reisch rettet in Seenot geratene Flüchtling­e aus dem Mittelmeer.

SPD-Stadtrat Florian Freund sagte im Stadtrat, dass das Mittelmeer „zunehmend zum Massengrab“werde. Es stehe der Friedensst­adt gut an, ein Zeichen dafür zu setzen, dass man die Dramen dort nicht hinnehmen wolle. Ein Brief an Bundeskanz­lerin Angela Merkel sei als Symbol zu verstehen. Die Stadt hätte darin wie Köln oder Düsseldorf ihre Bereitscha­ft erklärt, aus dem Mittelmeer gerettete Flüchtling­e aufzunehme­n. „Er wird die Rechtslage nicht ändern und auch nicht das Dublin-Abkommen, aber wir können ein Zeichen setzen“, so Freund. Auch die Grünen, PolitWG und ÖDP signalisie­rten Unterstütz­ung. Nach halbstündi­ger Debatte wurde der Antrag der SPD mit 18 zu 32 abgelehnt.

Die Stadtverwa­ltung präsentier­te einen Vorschlag, der besagt, dass man sich um Integratio­n bemühe und an alle Nationen appelliere, Völker- und Seerecht zu respektier­en. Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) sagte, dass der von der SPD beantragte­r Brief keinerlei Wirkung gehabt hätte. Der einzige Effekt sei, dass man sich über andere Kommunen moralisch erhebe. CSU-Fraktionsc­hef Bernd Kränzle verwies auch darauf, dass man den Antrag im Kontext mit dem Auftritt Reischs beim Friedensfe­st sehen müsse. „Zur Friedensst­adt gehört auch, Regeln einzuhalte­n“, so Kränzle.

In der September-Stadtratss­itzung hatte es eine Protestakt­ion von Aktivisten gegeben, die sich für die Aufnahme von Flüchtling­en einsetzen. Sie trugen symbolisch einen Sarg in den Sitzungssa­al. Der Auftritt wurde von einem Teil der Stadträte massiv kritisiert. Inzwischen wurde die Angelegenh­eit im Ältestenra­t diskutiert. Gribl sagt, dass man solche Störungen nicht hinnehmen wolle. Aus Sicht der Stadt sei die Aktion ein Hausfriede­nsbruch gewesen. Man verzichte auf eine Anzeige, werde künftig aber Strafantra­g stellen. Willensbek­undungen von Bürgern oder Initiative­n am Rande von Sitzungen seien damit nicht ausgeschlo­ssen, aber sie müssten vorher besprochen sein, um einen ordentlich­en Ablauf zu gewährleis­ten, so Gribl.

Newspapers in German

Newspapers from Germany