Der Bahnhofstunnel wird deutlich teurer
Verkehr Weil die Baupreise für einen Abschnitt durch die Decke gehen, kalkulieren die Stadtwerke jetzt mit Gesamtkosten von 230 bis 250 Millionen Euro statt bislang 181 Millionen. Es ist nicht die erste Steigerung
Die Untertunnelung des Hauptbahnhofs in Augsburg für Straßenbahn und Fußgänger wird deutlich teurer als zuletzt kalkuliert. Die Stadtwerke gehen angesichts der massiv gestiegenen Baupreise inzwischen von einem Kostenrahmen zwischen 230 und 250 Millionen Euro aus. Zuletzt hatte das Unternehmen mit Kosten in Höhe von 181,4 Millionen Euro kalkuliert. Man sehe keine Alternative zum teureren Weiterbau, so StadtwerkeGeschäftsführer Walter Casazza am Mittwochabend im Stadtrat hinter verschlossenen Türen. Immerhin steht der Zeitplan, nach dem der Tunnel bis zum Jahr 2023 benutzbar sein soll, weiterhin.
Als Grund für die Verteuerung führen die Stadtwerke massiv gestiegene Baupreise an. Schon im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen bekannt geben müssen, dass die aktuell laufenden Arbeiten am Bahnhofsgebäude teurer werden, weil die von den Baufirmen abgegebenen Angebote höher waren als kalkuliert. Mit den 181,4 Millio- nen Euro wäre der vom Stadtrat vorgegeben Kostenrahmen von 193,5 Millionen Euro aber eingehalten worden.
Doch davon kann inzwischen keine Rede mehr sein. Für die jüngste Kostenexplosion sind höhere Baupreise für den Tunnelbereich unter den Bahngleisen, der auch die unterirdische Haltestelle beinhaltet, verantwortlich. Statt der kalkulierten 28 Millionen Euro kam ein Preis von 52 Millionen Euro heraus – und selbst das erst im zweiten Anlauf. Auf die im Mai veröffentliche Ausschreibung ging nämlich zunächst kein Baufirmen-Angebot ein, das einer qualitativen Prüfung standhielt. Erst nachdem mehrere potenzielle Interessenten noch einmal angeschrieben wurden, gingen im September zwei Angebote ein. Letztlich lief es auf ein Konsortium um die Firma Max Bögl hinaus, die schon am Tunnel mitgebaut hat.
Dass die Firmen momentan derartig hohe Preise verlangen, hängt mit der starken Bautätigkeit in Deutschland zusammen. Speziell die beiden Großprojekte Stuttgart 21 und der zweite S-Bahn-Tunnel in sorgen für eine hohe Nachfrage – ihr Angebot lassen sich die etwa 15 Spezialfirmen, die deutschlandweit für Arbeiten wie den Bahnhofstunnel in Frage kommen, aktuell teuer bezahlen. Mit den von den Stadtwerken einkalkulierten drei Prozent Baupreissteigerung pro Jahr ist nicht mehr hinzukommen. Die Firmen tun sich selbst schwer, Subunternehmen zu finden, die sich jahrelang an sie binden. Hinzu kommt, dass die Augsburger Tunnelbaustelle aufgrund ihres im Vergleich niedrigen Auftragsvolumens für die Spezialfirmen nicht übermäßig attraktiv ist.
Bei den Stadtwerken verhehlt man nicht, dass man trotz des Preissprungs von 86 Prozent für den Haltestellen-Bauabschnitt froh ist, überhaupt eine Firma gefunden zu haben. Denn eine Verzögerung hätte in diesem Bauabschnitt massive Folgen. In den kommenden Jahren werden sich die Tunnelbauer unter den Personengleisen im Bahnhof zu schaffen machen. Dafür müssen jedes Jahr jeweils zwei Gleise vorübergehend außer Betrieb genommen werden. Diese Sperrzeiten müssen bei der Bahn aber meist drei Jahre im voraus beantragt werden, damit die Änderungen in Fahrplänen berücksichtigt werden können. Auch eine kurze Verzögerung hätte so jahrelangen Stillstand zur Folge haben können – auch dann mit der Ungewissheit, wie die Baupreise in drei Jahren sind und ob Firmen zur Verfügung stehen. Insofern habe die Einhaltung des Zeitplans Priorität gehabt, so Stadtwerke-Geschäftsführer Casazza.
Die Stadtwerke können auch nicht ausschließen, dass bei künftigen Ausschreibungen der kalkulierte Kostenrahmen überschritten wird. In zwei Jahren findet die letzte große Ausschreibung statt – dann geht es um das technische Innenleben des Tunnels mit Brandmeldetechnik, Signalen und Lüftung. 35 Millionen Euro sind dafür vorgesehen. Die Stadtwerke gehen indes schon davon aus, dass mit diesem Betrag angesichts der zuletzt festgeMünchen stellten Preissteigerungen nicht hinzukommen ist. Gehe man weiter von einer sich drehenden Preisspirale aus, sei ein Gesamtbetrag zwischen 230 und 250 Millionen Euro realistisch.
Die Mehrkosten werden die Stadtwerke mit etwa 4,5 Millionen Euro treffen. Hintergrund ist, dass der Löwenanteil für das ganze Projekt aus Zuschüssen von Bund und Land kommt. Die Stadt, die nur für den Durchstich des Fußgängertunnels ins Thelottviertel aufkommt, ist von den jetzigen Kostensteigerungen gar nicht betroffen. Die Förderung, sagt Casazza, sei auch angesichts der gestiegenen Baukosten nicht gefährdet. Hintergrund: Um im Vorfeld zu ermitteln, ob ein Projekt förderwürdig ist, wägt der Staat Kosten und Nutzen ab – nur wenn der errechnete Nutzen im Verhältnis höher als die Kosten ist, gibt es eine Förderung. Baupreissteigerungen, die nach der Förderzusage eintreten, sind dafür irrelevant. Auch bei Preissteigerungen in der Vergangenheit hatte die Regierung von Schwaben keine Bedenken angemeldet.
Für die Stadtwerke werden 4,5 Millionen mehr fällig