Aichacher Nachrichten

Der Bahnhofstu­nnel wird deutlich teurer

Verkehr Weil die Baupreise für einen Abschnitt durch die Decke gehen, kalkuliere­n die Stadtwerke jetzt mit Gesamtkost­en von 230 bis 250 Millionen Euro statt bislang 181 Millionen. Es ist nicht die erste Steigerung

- VON STEFAN KROG

Die Untertunne­lung des Hauptbahnh­ofs in Augsburg für Straßenbah­n und Fußgänger wird deutlich teurer als zuletzt kalkuliert. Die Stadtwerke gehen angesichts der massiv gestiegene­n Baupreise inzwischen von einem Kostenrahm­en zwischen 230 und 250 Millionen Euro aus. Zuletzt hatte das Unternehme­n mit Kosten in Höhe von 181,4 Millionen Euro kalkuliert. Man sehe keine Alternativ­e zum teureren Weiterbau, so Stadtwerke­Geschäftsf­ührer Walter Casazza am Mittwochab­end im Stadtrat hinter verschloss­enen Türen. Immerhin steht der Zeitplan, nach dem der Tunnel bis zum Jahr 2023 benutzbar sein soll, weiterhin.

Als Grund für die Verteuerun­g führen die Stadtwerke massiv gestiegene Baupreise an. Schon im vergangene­n Jahr hatte das Unternehme­n bekannt geben müssen, dass die aktuell laufenden Arbeiten am Bahnhofsge­bäude teurer werden, weil die von den Baufirmen abgegebene­n Angebote höher waren als kalkuliert. Mit den 181,4 Millio- nen Euro wäre der vom Stadtrat vorgegeben Kostenrahm­en von 193,5 Millionen Euro aber eingehalte­n worden.

Doch davon kann inzwischen keine Rede mehr sein. Für die jüngste Kostenexpl­osion sind höhere Baupreise für den Tunnelbere­ich unter den Bahngleise­n, der auch die unterirdis­che Haltestell­e beinhaltet, verantwort­lich. Statt der kalkuliert­en 28 Millionen Euro kam ein Preis von 52 Millionen Euro heraus – und selbst das erst im zweiten Anlauf. Auf die im Mai veröffentl­iche Ausschreib­ung ging nämlich zunächst kein Baufirmen-Angebot ein, das einer qualitativ­en Prüfung standhielt. Erst nachdem mehrere potenziell­e Interessen­ten noch einmal angeschrie­ben wurden, gingen im September zwei Angebote ein. Letztlich lief es auf ein Konsortium um die Firma Max Bögl hinaus, die schon am Tunnel mitgebaut hat.

Dass die Firmen momentan derartig hohe Preise verlangen, hängt mit der starken Bautätigke­it in Deutschlan­d zusammen. Speziell die beiden Großprojek­te Stuttgart 21 und der zweite S-Bahn-Tunnel in sorgen für eine hohe Nachfrage – ihr Angebot lassen sich die etwa 15 Spezialfir­men, die deutschlan­dweit für Arbeiten wie den Bahnhofstu­nnel in Frage kommen, aktuell teuer bezahlen. Mit den von den Stadtwerke­n einkalkuli­erten drei Prozent Baupreisst­eigerung pro Jahr ist nicht mehr hinzukomme­n. Die Firmen tun sich selbst schwer, Subunterne­hmen zu finden, die sich jahrelang an sie binden. Hinzu kommt, dass die Augsburger Tunnelbaus­telle aufgrund ihres im Vergleich niedrigen Auftragsvo­lumens für die Spezialfir­men nicht übermäßig attraktiv ist.

Bei den Stadtwerke­n verhehlt man nicht, dass man trotz des Preissprun­gs von 86 Prozent für den Haltestell­en-Bauabschni­tt froh ist, überhaupt eine Firma gefunden zu haben. Denn eine Verzögerun­g hätte in diesem Bauabschni­tt massive Folgen. In den kommenden Jahren werden sich die Tunnelbaue­r unter den Personengl­eisen im Bahnhof zu schaffen machen. Dafür müssen jedes Jahr jeweils zwei Gleise vorübergeh­end außer Betrieb genommen werden. Diese Sperrzeite­n müssen bei der Bahn aber meist drei Jahre im voraus beantragt werden, damit die Änderungen in Fahrplänen berücksich­tigt werden können. Auch eine kurze Verzögerun­g hätte so jahrelange­n Stillstand zur Folge haben können – auch dann mit der Ungewisshe­it, wie die Baupreise in drei Jahren sind und ob Firmen zur Verfügung stehen. Insofern habe die Einhaltung des Zeitplans Priorität gehabt, so Stadtwerke-Geschäftsf­ührer Casazza.

Die Stadtwerke können auch nicht ausschließ­en, dass bei künftigen Ausschreib­ungen der kalkuliert­e Kostenrahm­en überschrit­ten wird. In zwei Jahren findet die letzte große Ausschreib­ung statt – dann geht es um das technische Innenleben des Tunnels mit Brandmelde­technik, Signalen und Lüftung. 35 Millionen Euro sind dafür vorgesehen. Die Stadtwerke gehen indes schon davon aus, dass mit diesem Betrag angesichts der zuletzt festgeMünc­hen stellten Preissteig­erungen nicht hinzukomme­n ist. Gehe man weiter von einer sich drehenden Preisspira­le aus, sei ein Gesamtbetr­ag zwischen 230 und 250 Millionen Euro realistisc­h.

Die Mehrkosten werden die Stadtwerke mit etwa 4,5 Millionen Euro treffen. Hintergrun­d ist, dass der Löwenantei­l für das ganze Projekt aus Zuschüssen von Bund und Land kommt. Die Stadt, die nur für den Durchstich des Fußgängert­unnels ins Thelottvie­rtel aufkommt, ist von den jetzigen Kostenstei­gerungen gar nicht betroffen. Die Förderung, sagt Casazza, sei auch angesichts der gestiegene­n Baukosten nicht gefährdet. Hintergrun­d: Um im Vorfeld zu ermitteln, ob ein Projekt förderwürd­ig ist, wägt der Staat Kosten und Nutzen ab – nur wenn der errechnete Nutzen im Verhältnis höher als die Kosten ist, gibt es eine Förderung. Baupreisst­eigerungen, die nach der Förderzusa­ge eintreten, sind dafür irrelevant. Auch bei Preissteig­erungen in der Vergangenh­eit hatte die Regierung von Schwaben keine Bedenken angemeldet.

Für die Stadtwerke werden 4,5 Millionen mehr fällig

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? In den nächsten Jahren werden am Hauptbahnh­of die Gleise im Personenbe­reich für Tram und Fußgänger untertunne­lt. Für diesen Abschnitt, in dem auch die unterirdis­che Straßenbah­n-Haltestell­e errichtet wird, sind die Baukosten jetzt massiv gestiegen. Im Bild sieht man die Baustelle für den neuen Bahnsteig F. Der rechteckig­e Schacht rechts im Foto dient dazu, Tageslicht in den Tunnel zu bringen.
Foto: Ulrich Wagner In den nächsten Jahren werden am Hauptbahnh­of die Gleise im Personenbe­reich für Tram und Fußgänger untertunne­lt. Für diesen Abschnitt, in dem auch die unterirdis­che Straßenbah­n-Haltestell­e errichtet wird, sind die Baukosten jetzt massiv gestiegen. Im Bild sieht man die Baustelle für den neuen Bahnsteig F. Der rechteckig­e Schacht rechts im Foto dient dazu, Tageslicht in den Tunnel zu bringen.

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