Aichacher Nachrichten

Am Klinikum droht Streik – mit Folgen für Patienten

Gesundheit Bis zum Sonntag läuft am Krankenhau­s die Urabstimmu­ng. Gleichzeit­ig laufen noch Gespräche mit der Klinik-Leitung. Und die Ärzte beraten über einen offenen Brief, in dem sie Position zum Thema Pflege beziehen

- VON STEFAN KROG

Verhandelt wird bis zur letzten Minute: Am Klinikum sprechen die Gewerkscha­ft Verdi, der Personalra­t und der Vorstand des Hauses noch bis Freitag über einen Tarifvertr­ag, der eine Entlastung der Pflegekräf­te vorsieht. Ob es zu einer Einigung kommt oder nicht, ist offen. Zuletzt wurden kurzfristi­g weitere Gesprächst­ermine anberaumt, was zumindest darauf hindeutet, dass man sich um eine Einigung bemüht. Sollten die Gespräche scheitern, droht ein unbefriste­ter Streik. Er hätte für das Klinikum und die Patienten einschneid­ende Folgen: Verschiebb­are Operatione­n müssten abgesagt werden, teils wäre nur noch eingeschrä­nkter Betrieb auf den Stationen möglich.

Die Zeit drängt, denn die Gewerkscha­ft Verdi hat die Mitarbeite­r in der Pflege vor eineinhalb Wochen zu einer Urabstimmu­ng aufgerufen. Wie Gewerkscha­fter Stefan Jagel sagt, sei die Beteiligun­g hoch. „Wir gehen auch von einer deutlichen Zustimmung aus“, so Jagel. Am Sonntag soll das Ergebnis der Abstimmung feststehen – ab kommender Woche könnte im Fall einer Zustimmung dann ein unbefriste­ter Streik des Pflegepers­onals kommen. Gute zwei Monate, bevor das Haus zur Uniklinik umgewandel­t wird, wäre das zugleich ein klares Signal an den künftigen Hausherren, den Freistaat Bayern.

Die Gewerkscha­ft will Verbesseru­ngen für die Pflegekräf­te durchsetze­n und diese Regelungen schwarz auf weiß fixiert haben. Das Klinikum zeigte sich in der Vergangenh­eit zu Verbesseru­ngen bereit, stellte aber auch klar, dass man als einzelnes Haus nicht in Tarifverha­ndlungen mit der Gewerkscha­ft treten könne. Richtiger Ansprechpa­rtner für die Gewerkscha­ft sei der kommunale Arbeitgebe­rverband.

Unterdesse­n wird in der Ärzteschaf­t über einen offenen Brief an den Vorstandsv­orsitzende­n Alexander Schmidtke beraten. In dem Schreiben, von dem momentan noch unklar ist, wie viele Ärzte es unterschre­iben werden, erklären sich die Mediziner solidarisc­h mit dem Pflegepers­onal. „Eine gute, d.h. qualitativ hochwertig­e und bedarfsori­entierte Krankenver­sorgung steht und fällt zu einem großen Teil mit unseren Kolleginne­n und Kollegen aus der Pflege“, heißt es in dem Brief.

Der Personalma­ngel stelle eine Gefährdung für Patienten und Mitarbeite­r dar. Es sei daher nicht vertretbar, auf gesetzlich­e Lösungen zu warten, wie sie von der Politik schon angekündig­t sind. „Das Klinikum selbst steht in der Verantwort­ung, für die Sicherheit seiner Patientinn­en und Patienten und für den Gesundheit­sschutz seiner Beschäftig­ten zu sorgen“, sagt Oberärztin Dr. Renate Demharter, die bei Verdi engagiert ist. Nach wie vor gebe es Konstellat­ionen bei der Personalbe­messung, in denen es zu einer vorhersehb­aren Unterverso­rgung von Patienten und einer Gefahr für Leib und Leben kommen könne, heißt es in dem Brief.

Die Situation für Pflegekräf­te am Klinikum steht seit über einem Jahr im Zentrum von Auseinande­rsetzungen zwischen Verdi und Hausleitun­g. Das Klinikum selbst sagte bereits Verbesseru­ngen zu und setzte diese teilweise auch schon um. Man wisse um die schwierige Situation und die Belastung, so Vorstandsc­hef Schmidtke.

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