Ansturm auf Werkstätten
Winterservice Erster Schneefall überrascht viele Autofahrer. Einige Werkstätten im Wittelsbacher Land haben derzeit keine Termine mehr frei. Was Kunden beachten sollten
Der erste Schneefall hat viele Autofahrer überrascht. Einige Werkstätten im Landkreis haben keine Termine mehr frei. Was Kunden beachten sollten.
Aichach-Friedberg Der erste Schnee am vergangenen Sonntag kam überraschend – nicht für Wetterexperten, aber offenbar für so manche Autobesitzer. Viele von ihnen wollen in diesen Tagen die Winterreifen wechseln lassen und das am besten sofort. In einigen Werkstätten im nördlichen Landkreis brummt es derzeit. Sie wissen nicht mehr, wohin mit den Kundenanfragen.
In Aichacher Werkstätten geht es diese Woche rund. Roland Heinzler, Filialleiter der Aichacher Werkstatt Reifen Müller, hat daher eigentlich keine Zeit für ein Telefonat. Knapp erklärt er: „Die Menschen sind nervös geworden, als es am Sonntag geschneit hat.“Nebenher berät er einen Kunden und ergänzt noch schnell, bevor er auflegen muss: „Bei uns klingelt den ganzen Tag das Telefon.“Er erwartet noch mindestens für zwei Wochen einen großen Andrang. Ähnlich hektisch wie in der Werkstatt an der Rudolf-Diesel-Straße geht es auch bei ReifenSchmidt im Aichacher Stadtteil Gal- lenbach zu. Eine Mitarbeiterin vertröstet gleich auf nächsten Monat. Zuvor sei einfach keine Zeit für ein Gespräch, sagt sie.
Deutlich entspannter sieht es bei anderen Werkstätten, beispielsweise in Aindling oder Pöttmes, aus. Marcus Pröhl ist Leiter in der Pöttmeser Werkstatt Höger und reagiert gelassen auf den kurzfristigen Wintereinbruch am vergangenen Wochenende. „Zu der Jahreszeit ist bei uns immer viel los“, sagt er. „Aber darauf sind wir eingestellt.“Pröhl kann keine gehäuften Anfragen seit dem ersten Schnee verzeichnen. Während der Saison seien sie generell sehr hoch.
So sieht es auch Geschäftsführer Bernhard Erdle von der gleichnamigen Werkstatt in Aindling. Es gebe zwar viele Kundenanfragen zum Winterservice. Doch bereits seit ei- nigen Jahren habe er mit Reifenwechselaktionen Mitte Oktober den Ansturm entzerren können. Erdle sagt: „Wir wechseln schon seit drei Wochen die Reifen und haben bei uns deshalb keinen erhöhten Ansturm.“Sogar Termine seien noch verfügbar. Aber auch Erdle kennt Kunden, die erst bei einer geschlossenen Schneedecke zum Winterservice kommen. „Das sind immer die Gleichen“, merkt er mit einem Schmunzeln an.
Einen Punkt betonen alle Werkstätten: Kommen die ersten Kunden frühzeitig zum Reifenwechsel, verteilt sich die Arbeit besser. Filialleiter Roland Heinzler von Reifen Müller erklärt: „Für uns wäre es natürlich angenehmer, wenn die Kunden schon Anfang Oktober kämen. Das würde die Anfragen deutlich entzerren.“Doch hohe Temperaturen von durchschnittlich mehr als 13 Grad und viel Sonnenschein ließen vor einem Monat eher spätsommerliche Gefühle als Gedanken an den Winter aufkommen. Entsprechend wenige dachten daher an ihre Winterreifen.
Werkstattleiter Marcus Pröhl aus Pöttmes versteht seine Kunden: „Viele entscheiden je nach Wetterlage, wann sie den Winterservice für ihr Auto wünschen.“Ein spontaner Wintereinbruch kann somit in den Werkstätten für erhöhten Andrang sorgen. Um Unfälle im Herbst zu vermeiden, rät Bernhard Erdle aus Aindling daher als Richtwert: „Ab vier Grad sollten die Kunden Winterreifen aufziehen.“Passiere bei spontanem Wintereinbruch ein Unfall, könne es zu Schwierigkeiten mit der Versicherung kommen, warnt Erdle.
Zu früh Winterreifen aufzuziehen, ist aber auch nicht sinnvoll. Denn die Temperatur spielt eine große Rolle, wie Pröhl erklärt: „Wenn es zu warm ist, ändert sich das Bremsverhalten des Gummis und das Fahrverhalten müsste angepasst werden. Darüber hinaus steigt der Spritverbrauch.“Das gelte aber eher für sommerliche Temperaturen. Davon, aus Bequemlichkeit das ganze Jahr über Winterreifen zu nutzen, raten deshalb alle Werkstätten mit Nachdruck ab.
„Die Menschen sind nervös geworden, als es am Sonntag geschneit hat.“
Roland Heinzler, Werkstatt Reifen Müller