Entsetzen wegen Schlosspark Friedberg
Bauausschuss Erst formuliert die Politik ihre Wünsche, dann bekommt sie die Rechnung präsentiert. Bei 2,6 Millionen Euro allein für ein neues Wegenetz und einen Spielplatz tritt sie auf die Bremse
Friedberg Neue Zugänge, ein Ausbau des Wegenetzes und ein Spielplatz mit Bedeutung über die Nachbarschaft hinaus – so sollte der Friedberger Schlosspark für die bayerische Landesausstellung im Jahr 2020 aufgewertet werden. Doch als Landschaftsarchitektin Stephanie Hackl jüngst im Bauausschuss ihre Planung vorstellte, ruderten die Stadträte erschrocken zurück: Kosten von 2,6 Millionen Euro schienen quer durch die Fraktionen nicht vertretbar. Hackl bekam den Auftrag, das Konzept wieder zu reduzieren. Dabei hatte der Ausschuss in der vorangegangenen Sitzung die Architektin mit genau diesen Inhalten beauftragt, die jetzt zum Teil wieder gestrichen werden müssen.
Der Schlossgarten bekommt nach Hackls Konzept neben den bestehenden Zugängen an der Schützenstraße und im Tal zwei weitere, die jeweils als Aufenthaltsbereich zu gestalten sind. Von Norden her führt dann ein neuer Weg durch den Graben östlich am Schloss vorbei. Über eine Treppenanlage in Höhe des Salzkarrnerturms könnte ein weiterer Zugang durch die westliche Stadtmauer hindurch in den Park führen. Die bestehenden Wege sollen neu befestigt, auf mindestens zwei Meter verbreitert und mit einer durchgehenden Beleuchtung versehen werden.
Vorgesehen ist außerdem die Neugestaltung des Spielplatzes an der Schützenstraße, wozu es kürzlich bereits einen öffentlichen Workshop gab. Die Wünsche der Kinder und Eltern sind ebenfalls in Hackls Konzept eingeflossen. Gedacht ist an eine dreigliedrige Anlage: Im unteren, westlichen Teil könnte ein Bereich für Kleinkinder entstehen.
Ein Stück weiter hangaufwärts sind Türme und Häuser mit Klettergerüsten, Balancierstangen und Rutschen vorgesehen. Noch weiter oben plant Hackl Wippen und Schaukeln. Die vorhandenen Bäume können mit einer Ausnahme erhalten bleiben.
Sanierung und Ausbau des Wegenetzes schlagen nach der Kalkulation der Architektin mit 850 000 Euro zu Buche, weitere 500000 sind für den Spielplatz nötig. Und ebenfalls eine halbe Million Euro würde der Zugang am Salzkarrnerturm kosten; hier ist der Hang so steil, dass eine Treppe mit mehreren Podesten notwendig wäre, um den Höhenunterschied zu überwinden.
Zusammen mit einigen anderen Posten und den Nebenkosten nannte Stephanie Hackl eine maximale Summe von 2,6 Millionen Euro, die sich aber durchaus reduzieren lasse. „Eine unfassbare Summe“, fand Bürgermeister Roland Eichmann (SPD): „Das können wir nicht machen.“Ursprünglich sei von der Hälfte dieses Betrags die Rede gewesen. Jetzt gelte es, das Wichtige herauszudestillieren. Allerdings solle beim Spielplatz zuletzt gespart werden.
Für Thomas Kleist (CSU) ist klar, dass man den neuen Zugang am Salzkarrnerturm bis zur Landesausstellung ohnehin nicht schaffen könne, also solle man gleich darauf verzichten. Seine Zustimmung fanden hingegen das Wegesystem und der Kinderspielplatz. Auch Wolfgang Rockelmann (Parteifreie Bürger) und Claudia Eser-Schuberth (Grüne) lehnten den Durchbruch durch die Stadtmauer samt aufwendiger Treppenanlage ab. „Wir wollen keine Verbauung an dieser Stelle“, sagte Eser-Schuberth. Für Roland Fuchs (SPD) ist wichtig, dass das Wegenetz bis zur Landesausstellung steht.
Architektin Hackl muss nun ein Budget von 1,3 bis 1,4 Millionen Euro brutto ohne Nebenkosten einhalten. Aus der Städtebauförderung ist ein Zuschuss in Höhe von 60 Prozent der förderfähigen Kosten in Aussicht gestellt. Außerdem hofft die Stadt auch auf eine Unterstützung durch den Erholungsgebieteverein EVA.