Was würde Robby sagen?
Urteil Der Zirkusaffe wird nicht von seinem Besitzer getrennt
Mit der Freiheit ist das so eine Sache. Für den Philosophen Thomas Hobbes war Freiheit, das zu tun, was er will – frei von äußeren Zwängen. Aristoteles sagte, wer Sicherheit der Freiheit vorziehe, sei zu Recht ein Sklave. Kant sprach von der praktischen Freiheit. Was aber bedeutet Freiheit für Robby?
Robby ist Primat, 47 Jahre hat er auf dem haarigen Buckel. Ein Zirkustier im Rentenstand. Seit sieben Jahren wird seine Freiheit verteidigt: Statt im Zirkuswagen solle er in eine auf Resozialisierung spezialisierte Auffangstation ziehen – 200 Quadratmeter und Artgenossen hätte er da. Aber will er das überhaupt? Schon viele Experten haben in die braunen Augen des Tieres geblickt, jeder meinte, die Wahrheit darin lesen zu können. „Robby kennt keine Affen, sondern nur Menschen“, sagt Robbys Besitzer Klaus Köhler, selbst ein Zirkus-Veteran. „In einer Einrichtung würde er völlig überfordert sein und sterben.“Der Schimpanse wurde in einem Zoo geboren und früh von seinen Artgenossen getrennt.
Die Tierschützer hingegen rufen: „Freiheit für Robby!“Den letzten Menschenaffen in einem deutschen Zirkus nennen sie ihn. Und Zirkus ist für viele Deutsche zu einem Synonym für Tierquälerei geworden, für die Entwürdigung des Tieres. Gestern nun sprach das Gericht ein abschließendes Urteil: Der Affe bleibt, wo er ist.
Wäre es ihm besser gegangen, wenn ihm seine gewohnte Umgebung, seine Bezugsperson entzogen worden wäre? Dem Spiegel sagte David van Gennep, Leiter der Auffangstation für Primaten: „Ich bin der Überzeugung: Ja. Die Lebensqualität ist höher. Aber das ist natürlich fast eine philosophische
Frage.“