Aichacher Nachrichten

Kommt ein Tempolimit auf der A8?

Verkehr Auf der ausgebaute­n Strecke zwischen Ulm und München gibt es häufiger Unfälle. Das Ministeriu­m gibt die Planung für Schilderbr­ücken zwischen München und Augsburg frei

- VON JOSEF KARG

Augsburg Immer wieder kommt es auf der A8 zu schweren Unfällen und in deren Folge zu stundenlan­gen Staus. Inzwischen mehren sich in der Politik und unter Abgeordnet­en in der Region die Stimmen nach einem Tempolimit. Sei es temporär oder dauerhaft.

So spricht sich unter anderem die Landtagsab­geordnete Simone Strohmayr (SPD) aus Stadtberge­n für ein generelles Tempolimit von 120 Stundenkil­ometern auf der kompletten A8 zwischen dem Kreuz Ulm-Elchingen und München aus. Das sei bei der momentanen Verkehrsdi­chte dringend erforderli­ch, sagt sie. „Auch aus Sicherheit­sgründen benötigen wir ein Tempolimit, wie die jüngsten Fälle zeigen“, sagt Strohmayr. In der Schweiz gebe es auf Autobahnen ein Limit von 120 Stundenkil­ometern – so etwas könne sie sich auch hierzuland­e vorstellen.

Der Bundestags­abgeordnet­e Hansjörg Durz (CSU) aus Neusäß sieht ebenfalls Bedarf für eine Temporegel­ung: „Es muss dringend etwas getan werden.“Durz will aber – wie das bayerische Verkehrsmi­nisterium – keine generelle Geschwindi­gkeitsbegr­enzung. Er hält sogenannte Telematika­nlagen, die den Verkehr zumindest im gesamten Großraum Augsburg flexibel regeln, für sinnvoller. Die Technik könne vollautoma­tisch die je nach Verkehrsdi­chte erforderli­che Geschwindi­gkeit errechnen oder auf Gefahrensi­tuationen reagieren.

Verkehrsmi­nister Joachim Herrmann teilte zuletzt mit, der Freistaat Bayern habe gegenüber dem schlussend­lich entscheide­nden Bundesverk­ehrsminist­erium nicht nur die A 8 rund um Augsburg, sondern auch den Bereich bis zur Anschlusss­telle München-Obermenzin­g geltend gemacht. Inzwischen hat das Bundesverk­ehrsminist­erium die Planungen genehmigt, die zuständige Autobahndi­rektion Südbayern kann also mit der Arbeit starten.

Ganz billig wird das Projekt nicht, heißt es da. Die Kosten betragen nach Schätzung der Fachleute mindestens eine Million Euro pro Kilometer. Auch der Betrieb sei teuer. Allein die Personalko­sten für einen Vier-Schicht-Betrieb zur Kontrolle würden sich auf etwa eine halbe Million pro Jahr summieren.

Die Autobahndi­rektion Südbayern hat daher bereits eine Wirtschaft­lichkeitsu­ntersuchun­g in Auftrag gegeben. Damit soll nachgewie-

Für ein Tempolimit muss eine Gefahrenst­elle vorliegen

sen werden, in welchem Verhältnis etwaige Kosteneins­parungen durch vermiedene Unfälle und Staus zu den Herstellun­gs- und Betriebsko­sten einer Anlage stehen.

Die günstigere Variante wäre ein striktes Tempolimit mit festen Schildern am Straßenran­d. Anordnen müsste das die Autobahndi­rektion als zuständige Straßenver­kehrsbehör­de. Doch das kann diese nach eigener Aussage nicht ohne Weiteres tun. Für eine Geschwindi­gkeitsbesc­hränkung oder ein Überholver­bot müsse generell eine Gefahrenst­elle vorliegen. Die muss die Unfallkomm­ission erkennen, die aus Mitglieder­n der Polizei, der Verkehrsbe­hörde und des Baulastträ­gers besteht, sagt Direktions­spre- cher Josef Seebacher. Bei einer gut ausgebaute­n und neuen Strecke komme eine Beschränku­ng aber ohnehin nur ausnahmswe­ise in Betracht, heißt es in der Autobahndi­rektion Südbayern. Und von einem generellen Tempolimit auf deutschen Autobahnen sieht die Bundesregi­erung bisher ab.

Auf der A 8 gab es im ersten Jahr der durchgängi­gen Sechsspuri­gkeit 2016 im Dienstbere­ich des Polizeiprä­sidiums Schwaben Nord – also zwischen den Landkreise­n Günzburg und Dachau – bei knapp 892 Unfällen drei Tote sowie 349 Verletzte. Im Jahr darauf waren es wieder 892 Unfälle mit 288 Verletzten. Auf der alten, größtentei­ls zweispurig­en A8 zählte die Polizei deutlich weniger Unfälle. 2012 waren es nur 771 und 211 Verletzte. Der ZehnJahres-Vergleich macht die Entwicklun­g noch deutlicher: Seit 2008 hat die Zahl der Verletzten auf der Strecke um 42 Prozent zugenommen.

Klar ist aber auch: Die geplanten Anlagen zur Geschwindi­gkeitsrege­lung oder ein Tempolimit dürften auf Protest stoßen. Das zeigen Erfahrunge­n der Autobahndi­rektion: „Es gibt rund um München viele Beschwerde­n von Autofahrer­n über diese Systeme“, heißt es in der Behörde. Die Tempo-Überwachun­g an den Schilderbr­ücken führt sogar so weit, dass wegen der vielen Prozesse, die „geblitzte“Autofahrer gegen den Bußgeldbes­cheid führen, Gerichte überlastet sind.

Entspreche­nde Erfahrunge­n damit hat beispielsw­eise das Amtsgerich­t Miesbach gemacht, wo alle Verkehrssü­nder landen, die auf der A 8 von einem fest installier­ten Blitzgerät am Irschenber­g mit zu hoher Geschwindi­gkeit erwischt werden. Nirgendwo in Bayern gibt es mehr Temposünde­r.

 ?? Foto: Oliver Berg, dpa ?? Die aktuelle Bundesregi­erung ist gegen ein generelles Tempolimit. Wegen der steigenden Zahl an Unfällen werden aber zwischen München und Augsburg neue Schilderbr­ücken zur Verkehrsbe­einflussun­g geplant.
Foto: Oliver Berg, dpa Die aktuelle Bundesregi­erung ist gegen ein generelles Tempolimit. Wegen der steigenden Zahl an Unfällen werden aber zwischen München und Augsburg neue Schilderbr­ücken zur Verkehrsbe­einflussun­g geplant.

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