Aichacher Nachrichten

Darum ist ein Umbruch Unfug

- VON TILMANN MEHL time@augsburger-allgemeine.de

Das Wort allein führt ja schon in die Irre. Umbruch. Was bitte soll das sein? Im besten Falle ein tief greifender Wandel zum Guten. Und schnell soll er vonstatten­gehen, natürlich. Ein Bruch ist schließlic­h etwas Plötzliche­s, meist tritt er unerwartet auf. Ein Umbruch also kann im Sport nur selten gewollt sein. Am wenigsten im Erfolgsfal­l.

Der FC Bayern hat sechs Jahre den deutschen Fußball dominiert. Er hat in den vergangene­n acht Jahren drei Mal das ChampionsL­eague-Finale erreicht. Die Mannschaft spielte meist außergewöh­nlich attraktive­n Fußball. Gefordert aber wird von Fans und Experten ein Umbruch. Ein strukturel­ler, schneller Wandel also. Das ist Unfug und würde das Erfolgsmod­ell des FC Bayern gefährden.

Vielmehr befindet sich die Mannschaft in der entscheide­nden Phase einer Entwicklun­g. Dem trug nun auch Uli Hoeneß Rechnung, als er sagte, man müsse auch mal Geduld haben. Nach einer Vielzahl verstörend­er Äußerungen des Präsidente­n, sticht diese positiv hervor.

Ein plötzliche­r Austausch des kompletten Personals hätte unkalkulie­rbares Risiko bedeutet. Dem Umbruch – so wie ihn sich einige vorstellen – wären nicht nur Ribéry und Robben, sondern auch Boateng, Müller, Hummels, Lewandowsk­i, Martinez, Neuer und am besten noch Alaba zum Opfer gefallen. Sprich: das Gerüst der Mannschaft.

Es knarzt gewaltig im Team. Das täuscht aber nicht darüber hinweg, dass die Bayern die Entwicklun­g ihrer Mannschaft seit längerer Zeit vorantreib­en. Niklas Süle erhält immer mehr Spielzeit. Leon Goretzka, Joshua Kimmich, Serge Gnabry, Renato Sanches, Corentin Tolisso: keiner älter als 24. Im Winter stößt der 18-jährige Alphonso Davies dazu. Dazu ein Trainer mit Entwicklun­gspotenzia­l.

Der FC Barcelona und Real Madrid tauschen ihren Kader auch lediglich sukzessive aus. Nur die durch Katar- und Doha-Gelder alimentier­ten Vereine in Paris und Manchester können sich erlauben, großflächi­g Spieler zu verpflicht­en. Für viel Geld lässt sich mit wenig Risiko einkaufen. Das aber kann nicht der Weg des FC Bayern sein. Er versucht die Mannschaft auf vernünftig­e Weise an der Spitze zu halten. Möglicherw­eise wird dann eben auch mal Borussia Dortmund Meister. Immer noch besser als ein Umbruch.

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Foto: dpa Schwierige Aufgabe für Niko Kovac: Erfolgreic­h sein und bewährte Spieler langsam auszutausc­hen.
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