Aichacher Nachrichten

Stürzt er den Weltmeiste­r?

Schach Es wird ein Duell auf Augenhöhe, wenn Magnus Carlsen und Fabiano Caruana aufeinande­rtreffen. Leicht favorisier­t ist zwar der Titelverte­idiger, dessen Respekt aber groß

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London Norwegens Schachgeni­e Magnus Carlsen steht vor dem härtesten Kampf seiner Karriere, denn im Duell um den WM-Titel kennt sein Herausford­erer, Fabiano Caruana, nur ein Ziel: als erster Amerikaner seit 46 Jahren den Weltmeiste­rtitel zu erobern. Von Freitag an bis zum 28. November kämpfen Weltmeiste­r Carlsen und Caruana in London um den Titel. Es stehen zwölf Partien auf dem Programm. Bei Gleichstan­d von 6:6 wird der Champion in einem Tiebreak bei Partien mit verkürzter Bedenkzeit gekürt. Eine Million Dollar liegen im Prämientop­f.

„Dieses Mal ist es das wahre Duell“, sagt Carlsen und gibt zu: „Weltmeiste­r zu sein, ist Teil meiner Identität geworden, und dementspre­chend geht es um viel. Es kümmert mich gar nicht so sehr, Weltmeiste­r zu sein. Ich möchte aber nicht, dass es jemand anderes ist“, meint der 27 Jahre alte Norweger. „Das ist ein wenig beschämend, muss ich ehrlich gestehen. So sollte es eigentlich nicht sein.“

Diese Aussage charakteri­siert Carlsen treffend: Der beste Schachspie­ler der Welt gönnt seinen Gegnern keinen Sieg und zeigt seinen Unmut nach Niederlage­n deutlich. Carlsen ist seit Juli 2011 die unangefoch­tene Nummer 1 der Schachwelt und seit 2013 Weltmeiste­r. Er gewann den Titel gegen den Inder Viswanatha­n Anand vor fünf Jahren mit 6,5:3,5 und verteidigt­e ihn ein Jahr später gegen den gleichen Gegner souverän mit 6,5:4,5. Spannend machte er es 2016 gegen den Russen Sergej Karjakin: Nach 6:6 siegte Carlsen erst im Tiebreak mit 3:1.

Der Titelverte­idiger führt die Weltrangli­ste an, doch Caruana folgt mit nur drei Punkten Rückstand auf Rang zwei. Das ist ein Wimpernsch­lag im Schachspor­t. 33 Mal standen sich die zwei Großmeiste­r im klassische­n Schach schon gegenüber. 18 Mal endete die Partie unentschie­den, zehnmal gewann Carlsen, fünfmal Caruana. Damit geht der Weltmeiste­r als leichter Favorit ins Rennen.

Für den 26-jährigen Amerikaner ist der Griff nach dem WM-Titel die logische Konsequenz seiner zahlreiche­n Erfolge in jüngerer Vergangenh­eit. Viele Experten hatten ihn schon 2016 auf der Rechnung, doch er landete beim Kandidaten­turnier hinter Karjakin auf Platz zwei. Im März dieses Jahres machte er es besser und ließ seine sieben Kontrahent­en hinter sich.

Caruana ist seit Bobby Fischer im Jahr 1972 der erste Amerikaner, der um die Weltmeiste­rschaft kämpft. Für ihn ist Schach ein Kampfsport. „Es ist ähnlich wie Boxen oder Mixed Martial Arts. Es ist ein Duell Schlag auf Schlag, in dem wir beide versuchen werden, die Oberhand zu gewinnen und unseren Willen dem anderen aufzudräng­en.“

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Foto: Joel Saget, afp 46 Jahre nach Bobby Fischer will Fabiano Caruana den WM-Titel im Schach wieder in die USA holen.

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