Aichacher Nachrichten

Kunst – bitte nicht anfassen

- VON RICHARD MAYR rim@augsburger-allgemeine.de

In großen Museen gibt es manchmal diese Linien, die den Betrachter auf Abstand zur Kunst halten sollen. Und wehe, man wagt es, dem Werk zu nahe zu kommen. Dann erklärt man schnell der durch die Sirene herbeigeei­lten Aufsicht etwas von Nahperspek­tive und Materialit­ät, während die anderen Besucher den Barbaren in ihren Reihen schief ansehen.

Anschauen ja, anfassen nein. Gerade dadurch bekommt das Kunstwerk seinen Nimbus. Und natürlich gibt es in der Kunst gegen diese Überhöhung eine Gegenbeweg­ung, Kunst, die angefasst werden soll. Dies macht zum Beispiel das Augsburger Medienkuns­tfestival Lab30 beim Publikum so beliebt. Die Arbeiten dort setzen oft auf Interaktio­n mit den Besuchern.

Schwierig wird es allerdings, wenn nicht ganz klar ist, um was für eine Art von Objekt es sich nun handelt. Eines zum Anfassen? Oder doch nicht? Als am Mittwoch im Jüdischen Kulturmuse­um in Augsburg die Installati­on von Ramesch Daha präsentier­t wurde, war das zu beobachten. Die Arbeit, ein kniehoher schwarzer Quader, war zu Beginn nicht als Kunstwerk markiert. Frauen wollten Taschen auf dem Quader abstellen, andere glaubten, dass die Kalenderbl­ätter auf dem Quader lose aufliegen. Als sie diese anfassen wollten, schritt die Museumslei­terin ein und klärte die Besucherin auf. Dass das Kunst sei, dass man Kunst im Museum nicht anfasse. Nein, die Kunst macht es einem tatsächlic­h nicht einfach, weder Besuchern noch Ausstellun­gsmachern.

* * * „Intermezzo“ist unsere KulturKolu­mne, in der Redakteure der Kultur- und Journal-Redaktion schreiben, was ihnen die Woche über aufgefalle­n ist.

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