Geburtshilfe: Alternativen prüfen
Nur selten sind sich die Menschen quer durch die Region Aichach so einig wie in diesem Fall: Die Geburtshilfestation im neuen Krankenhaus wollen sie auf jeden Fall behalten. Auch wenn die Station nur für unkompliziert verlaufende Geburten gedacht ist. Zwischen 300 und 400 Mütter bekommen hier pro Jahr ihren Nachwuchs. Viele Angehörige waren im Laufe der Zeit schon einmal hier, um ihr neues Familienmitglied zu begrüßen. Einen solchen Ort des Glücks lässt sich keiner gerne nehmen. Und der kurze Weg von zu Hause bis zur Entbindung ist natürlich auch ein Stück Lebensqualität für junge Familien.
Die emotionalen Diskussionsbeiträge unserer Leser auf Facebook haben das in dieser Woche ebenso bestätigt wie die Reaktion des Landkreises. Der Werkausschuss des Kreistags hat gerade etwas tiefer in die Tasche gegriffen, um mit zusätzlichem Geld das dringend gesuchte Personal anzulocken, mit dem die Zukunft der Geburtenstation in Aichach steht und fällt. Nur wenn genug Belegärzte und Hebammen in der Geburtenstation in Aichach arbeiten, kann sie langfristig geöffnet bleiben.
Ein zuletzt erfolgsverwöhnter Kreis wie dieser zieht in so einer Situation erfahrungsgemäß an einem Strang und beendet die Schwierigkeiten. Dieses Mal steht er mit dem Problem aber nicht allein da. Überall im Land werden händeringend Hebammen gesucht und nicht selten müssen kleinere Krankenhäuser im ländlichen Bereich am Ende doch ihre Geburtenstationen aufgeben – siehe Schrobenhausen. Hebammen können sich aussuchen, wo sie arbeiten. Dabei blicken sie natürlich auch auf die Geburtenzahlen, denn davon hängt ihr Einkommen ab. Das Einkommen ließe sich zwar aufstocken. Dann bliebe aber fraglich, ob der Kreis langfristig eher Erfolg oder Verlust vermeldet. Vielleicht sollte in diesem Fall nicht nur das Wünschenwerte diskutiert werden, sondern auch das tatsächlich Machbare. Ist die Station mal geöffnet und mal geschlossen, wird keiner froh. Denn auch wenn Geburten nicht viel mit Planungssicherheit zu tun haben: Wenn die werdenden Eltern sich einige Wochen vor der Geburt darauf einstellen könnten, wo sie entbinden und mit welcher Hebamme, ist ihnen sehr geholfen.