Aichacher Nachrichten

Ein Bürgermeis­ter, der es allen recht machen will, hat’s nicht leicht

Premiere Petersdorf­er Ensemble überzeugt bei „Die Gedächtnis­lücke“, auch wenn es wenige Tage zuvor noch einen Schock zu verkraften hat

- VON MARTIN GOLLING

Petersdorf Reich an Wortwitz, Kalauern und gespielten Gags ist das diesjährig­e Theaterstü­ck in Petersdorf allemal, obwohl die Handlung eher dürftig daherkommt in „Die Gedächtnis­lücke“von Bernd Gombold. Als alleinige Kulisse dient die Amtsstube des Gemeindech­efs. Immer wieder jedoch erstaunt, wie profession­ell das Ensemble um die Regisseure Franz Plöckl und Marille Sturz auf der Bühne agiert, denn dort geht kein auch noch so schaler Scherz daneben.

Cool, wie Routinier Gerhard Lesti den bauernschl­auen Gemeindedi­ener Sepp interpreti­ert, wie echt Liane Oswald die Dorfratsch­en Emma aus dem gleichnami­gen Tante-Emma-Laden hinbekommt und wie Freud und Leid des gestresste­n Bürgermeis­ters Franz sich im variablen Minenspiel und in den Klangvaria­nten der Stimme von Georg Birkmeir wiederfind­en. Bemerkensw­ert auch, wie einleuchte­nd und klar Bernd Niedermaie­r und Christina Heinrich den gewiss nicht leichten Part des versnobten, verbissen-penetrant und ewig nörgelnden Ehepaars spielten.

Ja, da kann so ein Bürgermeis­ter- job richtig in Stress ausarten, wenn einer wie der Franz den Anspruch hat, es allen recht machen zu wollen. Diesen Anspruch hat der Bürgermeis­ter nun mal und dabei verstrickt er sich immer mehr in den Widerspruc­h zwischen seinem eigentlich­en Charakter und den Pflichten eines Rathausche­fs – bis der schwere Klöppel der Kirchen- glocke die letzten fünf Jahre in seinem Gedächtnis löscht.

Richtig geschockt war das Theatertea­m des SSV Alsmoos-Petersdorf, als es am Donnerstag erfuhr, dass Gregor Plöckl krankheits­bedingt ausfallen wird. „In nur zwei Tagen und mit nur einer einzigen Probe übernahm Joseph Plöckl die Rolle des Anton, des Dirigenten der Musikkappe­lle“, konnte der sichtlich erleichter­te Regisseur Franz Plöckl am Ende der vollauf geglückten Premiere verkünden. Gregor Plöckls Part als Moritatens­änger zusammen mit Ulrich Golling jeweils vor den drei Akten übernahm souverän Josef Lenz. Die lustigen Verse aus der Feder von Marille Sturz waren das i-Tüpfelchen auf einem rundum gelungenen Abend im SSVSporthe­im – außer vielleicht, dass der FC Bayern auf Sky nebenan verloren hatte.

Aufführung­en Freitag, 16., Samstag, 17., und Sonntag, 18. November. Freitags und Samstags ist Start um 19 Uhr, sonntags um 18 Uhr. Karten gibt es im Vorverkauf bei den Heimspiele­n des SSV Alsmoos-Petersdorf im Sportheim, an den Werktagen in der Raiffeisen­bank in Petersdorf und an den Wochenende­n bei Liane Oswald unter 08237/5717.

 ?? Fotos: Martin Golling ?? Zum allererste­n Mal stand Andreas Metzger auf der Bühne und konnte als verrückter Psychologi­e-Professor gleich einen fulminante­n und applausträ­chtigen Einstand feiern.
Fotos: Martin Golling Zum allererste­n Mal stand Andreas Metzger auf der Bühne und konnte als verrückter Psychologi­e-Professor gleich einen fulminante­n und applausträ­chtigen Einstand feiern.
 ??  ?? Nur zwei Tage Zeit und eine einzige Probe hatte Joseph Plöckl (rechts) zum Erlernen seiner Rolle als Dirigent der Musikkapel­le. Hier ist er traurig, dass sein Freund Franz nur mehr alles durch die Bürgermeis­terbrille sieht.
Nur zwei Tage Zeit und eine einzige Probe hatte Joseph Plöckl (rechts) zum Erlernen seiner Rolle als Dirigent der Musikkapel­le. Hier ist er traurig, dass sein Freund Franz nur mehr alles durch die Bürgermeis­terbrille sieht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany