Ein Schulleiter muss dran glauben
Buch Georg Langenhorsts dritter Kriminalroman klärt den „Mord im Domgymnasium“
Nein, so sieht kein Unfall aus. Oberstudiendirektor Dr. Bertram Geißendörfner wurde nicht einfach als Radler in einer regnerischen Nacht von einem Auto angefahren, sein toter Körper ist vielmehr mehrmals überrollt worden. Jemand musste bei dieser Tat eine Mordswut im Bauch gehabt haben. Und dann wird im Domgymnasium von Friedensberg auch noch die improvisierte Gedenkstätte für den Schulleiter über Nacht verwüstet.
Kommissar Bernd Kellert, sein Assistent Dominik Thiele und die Polizeianwärterin Hannah Mellrich tappen im Dunkeln. Ein Gymnasium, so müssen sie im neuen Kriminalroman des Augsburger Professors für Religionspädagogik, Georg Langenhorst, erfahren, besteht aus einem dichten Geflecht von menschlichen Beziehungen und damit einhergehend von Enttäuschungen und chaotischen Emotionen.
Die Kriminaler machen deshalb, was sie am besten können: Sie gehen den Verflechtungen nach, lernen die unterschiedlichsten Personen und deren mitunter überraschende Geschichte kennen, ermessen Abhängigkeiten und Abstoßungskräfte, decken sorgsam gehütete Geheimnisse auf. Trotzdem ergibt sich lange keine heiße Spur, wer den 58-jährigen, angeblich allseits beliebten Schulleiter so gnadenlos umgebracht haben könnte. Lag es etwa am katholischen Profil des renommierten Traditionsgymnasiums, dass sich ein solcher tödlicher Hass aufgestaut hatte?
Wie in seinen vorausgehenden beiden Krimis taucht Langenhorst wieder tief ins kirchliche Milieu ein und – diesmal neu – in die eigentümliche Welt der Schule. Gemeinsam ist beiden, dass sie eine makellose Fassade zu wahren und hinter ihr die allfälligen Konflikte nach Kräften unter der Decke zu halten haben. Langenhorst schöpft aus dem prallen Leben: ehrgeizige Eltern, die ihren unfähigen Sprössling protegieren, Liebeshändel zwischen Lehrerinnen und Lehrern, abgebrochene Karrieren, unglückliche Familienverhältnisse. Natürlich offenbart nicht jede Person sofort all ihre Niederlagen, sodass die Lektüre des fast 300 Seiten starken Romans bis zuletzt voller Überraschungen steckt. Und der Humor kommt bei Langenhorst auch nicht zu kurz. Trotz allem.
» Georg Langenhorst: Toter Chef. Guter Chef. Mord im Domgymnasium, Echter Verlag, 279 Seiten, 14,90 Euro.