Aichacher Nachrichten

„Ich merkte, wer meine wahren Freunde sind“

Politik Einfach wegstecken kann Margarete Heinrich die Niederlage bei den Landtagswa­hlen nicht. Dafür hatte sich die SPD-Frau zu sehr im Wahlkampf engagiert. Sie spricht offen über Enttäuschu­ngen und Zuspruch

- VON INA MARKS

Auf die Frage, wie es ihr jetzt geht, zittert ihre Stimme für einen kurzen Moment. Zwar hat der Alltag Margarete Heinrich längst wieder. Doch im Gespräch über ihr schlechtes Wahlergebn­is bei den Bayerische­n Landtagswa­hlen zeigt sich: Die Vorsitzend­e der SPD-Stadtratsf­raktion hat ihre Enttäuschu­ng noch nicht ganz überwunden.

„Es braucht noch etwas, bis ich mich sortiert habe“, bestätigt die 53-Jährige. Rund vier Wochen sind seit den Landtagswa­hlen vergangen. Die SPD hatte hohe Stimmenver­luste eingefahre­n. Margarete Heinrich, auf Listenplat­z 6 der schwäbisch­en SPD, hatte keine Chance auf einen Sitz im Landtag. Nur Harald Güller aus Neusäß und Simone Strohmayr aus Stadtberge­n schafften den Einzug. Stattdesse­n führt Heinrich jetzt weiter die SPD-Stadtratsf­raktion an. „Klar war es am Anfang wie ein Spießruten­lauf für mich“, versucht sie ihre ersten Auftritte als Kommunalpo­litikerin nach der Wahl zu erklären. „Aber man darf sich nicht herunterzi­ehen lassen, dass man persönlich versagt hätte. Ich bin Opfer des derzeitige­n Gesamtbild­es geworden.“

Die Augsburger­in arbeitet als Vermögensb­eraterin bei einer Bank. Dort haben sie Kunden und Arbeitskol­legen nach der Wahl aufgemunte­rt, erzählt sie. Sogar Mitarbeite­r von Ledvance hätten ihr über Whatsapp geschriebe­n, dass es ihnen leid für sie tue. „Das hilft natürlich in so einem Moment,“gibt die SPD-Frau offen zu und ergänzt: „Aber die Mitarbeite­r von Ledvance haben ein schlimmere­s Schicksal. Das muss man auch so einordnen.“Selbstmitl­eid? Das ist ihr völlig fremd, betont die dreifache Mutter. Allerdings sei sie ein emotionale­r Mensch. Sie müsse jetzt Herz und Vernunft wieder in Einklang bringen. Ein paar Enttäuschu­ngen haben ihr nämlich zugesetzt. Wie etwa ihr persönlich­es Wahlergebn­is in Haunstette­n. Obwohl Margarete Heinrich dort wohnt und sich für örtliche Belange engagiert, hat sie bei den vier Stimmbezir­ken Haunstette­n-Nord, -West, -Ost und -Süd lediglich zwischen 10,4 und 11,5 Prozent der Erststimme­n erhalten. „Das machte mich sehr betroffen. Gerade dort habe ich viel bewirkt. Ich hätte mir mehr Stimmen gewünscht“, sagt sie ehrlich. Generell ist Heinrich enttäuscht darüber, dass sich das, „was ich den Menschen vor Ort gegeben habe, nicht im Ergebnis widergespi­egelt hat.“Aber sie wisse auch, dass der Bundestren­d sie als Kandidatin mit hinab gezogen hat. „Ich habe doch den Frust an den Infotische­n mitbekomme­n, wenn da etwa eine Frau sagt: Frau Heinrich, sie sind ja engagiert. Aber wegen Frau Nahles kann ich sie nicht wählen.“

Für die Augsburger­in gab es aber auch persönlich­e Enttäuschu­ngen. „Während eines Wahlkampfe­s trennt sich die Spreu vom Weizen. Ich merkte, wer meine wahren Freunde sind.“Sie selbst sei ein Mensch, der viel gibt. „Wenn man mich ruft, bin ich da. Man kann sich auf mich verlassen,“sagt Heinrich von sich. Vielleicht schmerzen gegenteili­ge Erfahrunge­n dann umso mehr. Häme habe sie mitunter kassiert. Heinrich zuckt mit den Achseln. Das Bild ihres persönlich­en Umfeldes habe sich halt inzwischen geändert. So sei das nun einmal im Leben. „Mit 53 Jahren bin ich so weit, dass ich denjenigen sage, schaffe du erst einmal mein Leben.“Drei Töchter habe sie alleine großgezoge­n und das bei Vollzeit-Arbeit, betont sie. Auf ihre Kinder und den Zusammenha­lt ist sie als Mutter besonders stolz. Die Familie schenke ihr viel Kraft.

Margarete Heinrich blickt längst wieder nach vorne, denkt auch schon an die Kommunalwa­hl 2020, in die sie Herzblut und Engagement stecken will. Aber im Moment brauche sie auch Zeit für sich. Schließlic­h hatte sie ihren Jahresurla­ub der heißen Wahlkampfp­hase gewidmet. „Ich will wieder mehr Sport machen und meine Freundscha­ften pflegen.“Und dann freue sie sich auf das große Familiener­eignis nächstes Jahr. Ihre älteste Tochter heiratet. Margarete Heinrich ist pragmatisc­h: „Das Leben geht weiter.“

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Margarete Heinrich hat ihre Niederlage bei den Bayerische­n Landtagswa­hlen einigermaß­en verdaut. An ein paar Dingen hatte die SPD-Politikeri­n, wie sie gesteht, zu knabbern. Aber ihre Devise lautet: „Das Leben geht weiter.“
Foto: Silvio Wyszengrad Margarete Heinrich hat ihre Niederlage bei den Bayerische­n Landtagswa­hlen einigermaß­en verdaut. An ein paar Dingen hatte die SPD-Politikeri­n, wie sie gesteht, zu knabbern. Aber ihre Devise lautet: „Das Leben geht weiter.“

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