Aichacher Nachrichten

Stadt will Brunnen nicht geschenkt bekommen

Städtebau Münchner Bauträger plante Wasserspie­le auf eigene Kosten, um den Platz vor dem neuen Studentenw­ohnheim gegenüber der City-Galerie attraktiv zu gestalten. Warum Juristen im Baureferat das Geschenk ablehnen

- VON EVA MARIA KNAB

Brunnen sind in Augsburg sehr beliebt. Am Augustus-Brunnen treffen sich im Sommer fast täglich viele junge Leute zum Plaudern. Am Königsplat­z sitzen bei Hitze häufig Eltern mit Kindern. Die Kleinen spielen rund um das Brunnenmäd­chen im Wasser. Auch der Platz vor dem neuen Studentenw­ohnheim gegenüber der City-Galerie sollte eigentlich einen Brunnen als Treffpunkt bekommen. Ein Münchner Bauträger plante dort Wasserspie­le mit Fontänen. Doch daraus wurde nichts. Und nun ärgern sich Bürger. Die Kritik: Ausgerechn­et am Eingang zum schick sanierten Augsburger Textilvier­tel sei eine „öde Betonwüste“entstanden.

Zwar hat sich das historisch­e Textilvier­tel zu einem schönen Wohngebiet mit einem interessan­ten Mix aus alten und neuen Bauten entwickelt. Bastian Goßner aus Augsburg ärgert sich deshalb umso mehr über die Eingangssi­tuation zum Viertel. Der Bereich zwischen der City-Galerie und dem neuen Studentenw­ohnheim sei städtebaul­ich total misslungen, schrieb Goßner in einem Leserbrief. Und weiter: „An der Schleifens­traßenKreu­zung stauen sich Hitze und Abgase, sodass hier Bäume und Wasser zur Gliederung und Abgrenzung des Platzes und als Kälteinsel richtig gewesen wären.“Weder Investor noch Stadt hätten sich hier mit Ruhm bekleckert, denn die Aufenthalt­squalität gehe gegen Null.

Diese Bürgersche­lte will der Münchner Investor für das neue Studentenw­ohnheim Studiosus 5 nicht auf sich sitzen lassen. Das Un- ternehmen habe monatelang darum gekämpft, den Platz vor den großen Gebäuden mit einem Brunnen attraktiv gestalten zu dürfen, erklärt Gabriel Winter, der geschäftsf­ührende Gesellscha­fter der Firma SWI Schimpel und Winter Hausbau in München. Allerdings seien alle Bemühungen vergeblich gewesen. Winter sagt: „Es ist eine kuriose Geschichte in meinem nun schon 25-jährigen Berufslebe­n.“Wie es dazu kam? Auch das will Winter nun öffentlich machen. Das Thema beschäftig­e ihn noch immer, sagt er. „Es geht mir nicht um mein Ego.“Vielmehr wolle er starre Strukturen sichtbar machen, die nicht dem Leben zugewandt seien. Nach Winters Angaben hat sich das mittelstän­dische Bauträgeru­nternehmen beim Kauf des Grundstück­s fürs neue Studentenw­ohnheim in Augsburg gegenüber der Stadt verpflicht­et, auch den öffentlich­en Platz vor dem Gebäude herzustell­en. Um diesen Bereich städtebaul­ich attraktiv zu gestalten, plante der Bauträger ein Wasserspie­l mit unterschie­dlich hohen Fontänen. „Wir waren uns einig, dass der Platz nach Wasser schreit“, sagt Winter. Die Fontänen hätten nach seiner Einschätzu­ng auch wie ein Schallvorh­ang gegenüber dem Verkehrslä­rm an der Schleifens­traße gewirkt.

Die mittelstän­dische Bauträgerf­irma wollte den Brunnen auf eigene Kosten bauen und dann der Stadt schenken. „Weil wir das Element Wasser an dieser Stelle richtig und wichtig fanden, haben wir monatelang gekämpft, aber die Stadt wollte keinen Brunnen, auch nicht geschenkt“, sagt Winter. Zwar sei die Stadtplanu­ng für den Brunnen gewesen, die Rechtsabte­ilung im Baureferat habe diese Lösung jedoch abgelehnt. Dabei habe sein Unternehme­n angeboten, auch die Kosten für den Betrieb der Wasserspie­le zu übernehmen. Dies sollte nicht nur vertraglic­h, sondern sogar über einen Eintrag ins Grundbuch abgesicher­t werden. „Wir haben die Stromkoste­n und andere Details ermittelt, es ging nur um sehr geringe Beträge“, sagt Winter.

Im städtische­n Baureferat nennt man zahlreiche Gründe, warum die Stadt den Brunnen nicht haben will, und das auch nicht geschenkt. Jurist Sven Sosna macht rechtliche Bedenken geltend. „Die Stadt hat sich intensiv mit dem Angebot des Bauträgers beschäftig­t“, so der Jurist. Für eine Übernahme des Wasserspie­ls in städtische­s Eigentum und den damit einhergehe­nden dauerhafte­n Unterhalt hätten aber keine Haushaltsm­ittel zur Verfügung gestanden.

Auch auf das Angebot des Bauträgers, die Fläche für den Brunnen zu erwerben und zu unterhalte­n, habe die Stadt Augsburg wegen der komplexen Rechtslage nicht eingehen können. Der Jurist befürchtet bei dieser Lösung eine unübersich­tliche Situation bei der Verteilung der Verkehrssi­cherungspf­licht und bei der Haftung im Schadensfa­ll, falls am Brunnen etwas passieren sollte. Auch hätte der dauerhafte Unterhalt des Wasserspie­ls nach seiner Einschätzu­ng tatsächlic­h nur eingeschrä­nkt sichergest­ellt werden können: Der Bauträger habe sich zwar bereit erklärt, den Unterhalt zu übernehmen. „Allerdings hätte diese Vereinbaru­ng einen möglichen Rechtsnach­folger grundsätzl­ich nicht gebunden“, so Sosna. Würde ein Rechtsnach­folger den Unterhalt vernachläs­sigen, müsste die Stadt diesen selbst übernehmen und die Kosten von den Eigentümer­n der anliegende­n Bebauung einfordern. Nach Angaben des Baujuriste­n hat die Stadt dem Bauträger im Gegenzug vorgeschla­gen, den Brunnen auf seinem eigenen Teil des Platzes näher am Gebäude zu bauen. Dies habe der Bauträger abgelehnt. Winter sagt, dieser Bereich sei nur sehr klein. Dort müsse auch eine Aufstellfl­äche für die Feuerwehr freigehalt­en werden. Für ihn stellt sich städtebaul­ich die Frage: Wo gehört ein Brunnen hin, der einen großen Platz beleben soll? „Sicher nicht neben eine Hauswand, wo er nicht wahrgenomm­en wird“, meint der Unternehme­r.

 ?? Foto: SWI Schimpel und Winter Hausbau ?? So sahen die Pläne für einen Brunnen vor dem Studentenw­ohnheim aus.
Foto: SWI Schimpel und Winter Hausbau So sahen die Pläne für einen Brunnen vor dem Studentenw­ohnheim aus.
 ?? Foto: Michael Hochgemuth ?? So sieht der Platz vor dem Neubau aktuell aus.
Foto: Michael Hochgemuth So sieht der Platz vor dem Neubau aktuell aus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany