Aichacher Nachrichten

„Ich hätte ewig weiterlauf­en können“

Laufsport Christine Hofmann aus Oberbernba­ch bewältigt den New-York-Marathon. Wie die 41-Jährige das Spektakel in der Metropole erlebt und was sie daran besonders fasziniert

- VON CHRISTOPH LOTTER

Oberbernba­ch/New York Tränen in den Augen, Gänsehaut am ganzen Körper: Als Christine Hofmann mit großen Schritten über die Verrazzano-Narrows-Bridge in New York City in den Stadtteil Manhattan einläuft, überwältig­en die 41-Jährige die Emotionen. „Absolut einzigarti­g, ein Wahnsinnsg­efühl“, versucht die Oberbernba­cherin das Erlebte in Worte zu fassen. Sie ist zusammen mit knapp 56 000 Athleten den New-York-Marathon gelaufen.

Dessen Dimensione­n sind außergewöh­nlich, allein in Manhattan stehen knapp 10 000 Menschen am Straßenran­d und feuern die Läufer ununterbro­chen an, erzählt sie: „Es ist einfach unglaublic­h, wie einen das pusht.“Für Hofmann sind die 42 Kilometer durch die fünf Stadtteile der Weltmetrop­ole der erste Marathon ihres Lebens. Sie ist begeistert, kommt im Gespräch mit den Aichacher Nachrichte­n aus dem Schwärmen kaum mehr heraus: „Der New-York-Marathon ist superspezi­ell.“In jedem der Bezirke spielen andere Bands jeweils unterschie­dliche Musikricht­ungen – auch das Drumherum mache den Lauf so besonders, betont Hofmann.

Seit knapp zwei Jahren lebt sie in Brooklyn. „New York ist einfach unglaublic­h“, sagt sie. Das spiegele sich auch im Marathon wider, alles sei total harmonisch, die Menschen sehr offen: „In Europa sind die Leute viel verschloss­ener. In einer Metropole wie New York ist das Leben härter, die Menschen rücken deshalb enger zusammen – alle sitzen schließlic­h im selben Boot“, erzählt sie. Viele unterschie­dliche Kulturen aus aller Welt prägen die Stadt und ihre Einwohner. „New York ist sehr internatio­nal. Viele kommen mit der aktuellen Politik in den USA nicht zurecht. Die Menschen leiden teilweise sogar darunter“, so Hofmann.

Aber zurück zum Sportliche­n: Der Tag begann für die 41-Jährige früh. Um vier Uhr morgens sei sie aufgestand­en und mit einer Fähre nach Coney Island gefahren. Dort habe sie knapp vier Stunden im sogenannte­n Startervil­lage gemeinsam mit Tausenden Läufern darauf gewartet, dass das Spektakel losgehe. Gestartet wurde in vier Wellen, die Oberbernba­cherin war bei der zweiten dabei. Schon vorher hatte sie aber das erste Mal Gänsehaut: „Als die Kanonen beim Start für die Rollstuhlf­ahrer und Profis geschossen haben, das ist schon ein sehr spezieller Moment.“

Hofmann selbst ging zusammen mit einem Freund an den Start. Die Bedingunge­n seien an diesem Tag perfekt gewesen: „Es war nicht so feucht wie sonst, so um die 13 Grad. Die Sonne hat geschienen und der Himmel war strahlend blau.“Ihren Bekannten habe sie irgendwann jedoch aus den Augen verloren. „Das war aber kein Problem, die Läufer pushen sich alle gegenseiti­g“, sagt sie. Auch die Zuschauer helfen enorm: „Überall geben einem die Menschen ‚high fives‘ und klopfen einem auf die Schulter. Da vergisst man die Meilen – ich habe kein einziges Mal auf die Uhr gesehen.“

Und das, obwohl Hofmann nach knapp 18 Meilen (etwa 29 Kilometer) einen Krampf in der Wade bekam. „Ich bin dann zu einem Ärztestand, die haben Eisspray aufgesprüh­t. Dann ging es weiter“, erzählt sie. Die finalen acht Meilen ab Manhattan musste sie auf die Zähne beißen. „Das war aber kein Problem. Die Menschen tragen einen, ich hätte noch ewig weiterlauf­en können.“Trotz der Schmerzen kam sie nach 4:12 Stunden ins Ziel. „Es ist super gelaufen. Ich habe zwar mein Ziel, die Vier-Stunden-Marke, nicht erreicht, aber der Tag war trotzdem perfekt“, so Hofmann. Für den New-York-Marathon im nächsten Jahr hat sie sich schon qualifizie­rt: „Ich werde auf jeden Fall wieder an den Start gehen. Es war ein unglaublic­hes Erlebnis.“

 ?? Fotos: Christine Hofmann, Valentin Hofmann ?? Ein außergewöh­nliches Spektakel: Rund 56 000 Menschen gingen beim New-York-Marathon an den Start. Eine von ihnen war Christine Hofmann aus Oberbernba­ch. Dieses Foto hat sie während des Laufs auf der Verrazzano-Narrows-Bridge auf dem Weg in Richtung Manhattan aufgenomme­n.
Fotos: Christine Hofmann, Valentin Hofmann Ein außergewöh­nliches Spektakel: Rund 56 000 Menschen gingen beim New-York-Marathon an den Start. Eine von ihnen war Christine Hofmann aus Oberbernba­ch. Dieses Foto hat sie während des Laufs auf der Verrazzano-Narrows-Bridge auf dem Weg in Richtung Manhattan aufgenomme­n.
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Christine Hofmann präsentier­t im Ziel stolz ihre Medaille.

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