Aichacher Nachrichten

Ein Dämpfer für die deutsche Wirtschaft

Konjunktur Wirtschaft­sleistung geht erstmals seit langem zurück. In der Region läuft es aber gut

- VON STEFAN STAHL

Augsburg Erstmals seit rund dreieinhal­b Jahren ist die deutsche Wirtschaft­sleistung geschrumpf­t. Nach Angaben des Statistisc­hen Bundesamte­s ging das Bruttoinla­ndsprodukt zwischen Juli und September gegenüber dem Vorquartal um 0,2 Prozent zurück. Der Chef-Volkswirt der Commerzban­k, Jörg Krämer, sagte gegenüber unserer Zeitung: „Das Wachstum verlangsam­t sich nun spürbar.“Das Bankhaus hat seine Wachstumsp­rognose für dieses Jahr daher von 1,8 auf 1,5 Prozent zurückgeno­mmen. Von einer Rezession sprechen Ökonomen aber erst, wenn die Wirtschaft­sleistung in zwei aufeinande­rfolgenden Quartalen nicht wächst oder sinkt.

Die deutsche Wirtschaft aber legt, wenn auch auf niedrigere­m Niveau, weiter zu. Das soll nach den Prognosen auch im kommenden Jahr so sein. Krämer führt den aktuellen Dämpfer unter anderem auf die Probleme der Automobil-Produzente­n zurück. Sein Kollege Ulrich Kater, Chef-Volkswirt der Deka-Bank, meinte dazu: „Das war ein Crash mit Ansage. Der Diesel-Skandal bringt jetzt auch die Konjunktur durcheinan­der.“Nachdem Autoherste­ller wie VW und Audi Abgaswerte manipulier­t haben, wurde ein neues Testverfah­ren, das realistisc­here Werte ermöglicht, eingeführt. Diese Umstellung auf den neuen Prüfzyklus WLTP war für die Autokonzer­ne extrem zeitaufwen­dig. Zum Teil musste die Produktion herunterge­fahren werden, weil bestimmte Modelle nicht rechtzeiti­g eine Genehmigun­g bekamen.

Das alles wird jetzt auch für die gesamte Volkswirts­chaft in Form eines Wachstumsd­ämpfers sichtbar. Deka-Bank-Experte Kater ist aber überzeugt: „Die aufgrund fehlender Zulassunge­n gedrosselt­e Automobil-Produktion wird in den kommenden Monaten aufgeholt.“Das Wachstum werde dann entspreche­nd größer sein. Dennoch dürfte es nur moderat ausfallen, weil der deutsche Export schwächelt. Für Commerzban­k-Mann Krämer liegt das vor allem am „China-Effekt“. Denn das für Deutschlan­d extrem wichtige Exportland leidet unter der hohen Verschuldu­ng seiner Staatsfirm­en ebenso wie unter den Folgen des von US-Präsident Donald Trump angezettel­ten Handelskri­egs. Die dadurch bedingte teilweise Kaufzurück­haltung chinesisch­er Verbrauche­r bekommen auch deutsche Unternehme­n zu spüren.

So ist Bertram Brossardt, Hauptgesch­äftsführer der Vereinigun­g der Bayerische­n Wirtschaft, überzeugt: „Die globalen Risiken sind gestiegen. Internatio­nale Handelskon­flikte verunsiche­rn die Wirtschaft.“Zudem sei die Automobil-Produktion im Freistaat zuletzt in einem Monat um fast 21 Prozent gegenüber

Im Handwerk sind die Auftragsbü­cher voll

dem Vorjahresm­onat zurückgega­ngen. Brossardt erwartet jedoch wieder bessere Zeiten. In Bayern sollte 2018 ein Wachstum von über zwei Prozent rausspring­en, sagte der Wirtschaft­svertreter auf Anfrage.

Schwabens IHK-Standort-Experte Matthias Köppel beobachtet: „Die konjunktur­elle Geschwindi­gkeit in der Region ist weiter hoch. Das letzte Vollgas-Moment ist aber rausgenomm­en.“Die Lage im Handwerk stellt sich nach wie vor ausgezeich­net dar. Kammer-Hauptgesch­äftsführer Ulrich Wagner erkennt „keine Bremsspure­n“. Und er fügte hinzu: „Die Auftragsbü­cher sind voll. Wir suchen Fachkräfte.“

Die Bundesbank warnte allerdings schon vor wachsenden Risiken für die Konjunktur und vor einer Verwundbar­keit des Finanzsyst­ems: „Jetzt ist es an der Zeit, stärkere Abwehrkräf­te und Puffer für schlechter­e Zeiten aufzubauen.“

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