Aichacher Nachrichten

Die Gartenernt­e ist noch nicht vorbei

Haus & Garten Rote Bete, Winterrett­ich, Pastinaken: Wurzel- und Wintergemü­se sind bei Genießern hoch im Trend. Wie man es anbaut

- VON DOROTHÉE WAECHTER

Wintergemü­se erlebt in vielen Restaurant­s eine Renaissanc­e. Früher notwendige­s Übel, sind die Knollen und Salate heute heiß begehrt. Man kann sie auch aus dem eigenen Garten ernten. Die Buchautori­n und Selbstvers­orgerin Annette Holländer aus Rudelzhaus­en bei Freising teilt das Wintergemü­se in drei Gruppen ein: „Zum einen haben wir die Gemüsearte­n, die bis in den Herbst hinein geerntet und anschließe­nd eingelager­t werden.“Dazu zählen Rote Bete, Winterrett­ich, Knollensel­lerie, Karotten und Kürbis. „Zum anderen gibt es sehr viele Gemüsearte­n, die den ganzen Winter draußen bleiben können.“

Grünkohl, Winterwirs­ing, Rosenkohl und Pastinaken sind winterhart genauso wie Feldsalat, Winterspin­at und -portulak. Gerade diese drei letztgenan­nten lassen sich gut in einem Frühbeet oder einem Folientunn­el kultiviere­n. „So kann man bei Frost und Schnee ungehinder­t ernten und außerdem sorgt die Wärme unter der Folie für eine bessere Ernte sowie die Verlängeru­ng der Saison“, erklärt Holländer. Die dritte Gruppe bildet den Übergang zum Frühjahr. „Es gibt eine ganze Reihe von Gemüsearte­n, die man im Herbst noch aussät und im Freien überwinter­t, sodass das Wachstum zeitig einsetzt und man am Ende des Winters beziehungs­weise im Frühling zügig mit der Ernte beginnen kann“, erklärt die Buchautori­n. Das gilt für Spinat, Blattsenf, Überwinter­ungssalate, Winterbrok­koli und -zwiebeln.

Hobbygärtn­er müssen bei den drei Gruppen vor allem auf den Erntezeitp­unkt achten. Burkhard Bohne, Leiter des Arzneipfla­nzengarten­s der Technische­n Universitä­t Braunschwe­ig, rät zu einem Zeitpunkt mit möglichst wenig Frost. Man erntet also an Tagen, an denen grundsätzl­ich Minusgrade möglich sind - besser nicht in den Morgenstun­den, sondern eher gegen Mittag oder am Nachmittag.

„Wenn man Winterport­ulak oder Feldsalat in gefrorenem Zustand erntet, dann fallen sie gleich in sich zusammen und können so eigentlich nicht verwendet werden“, erläutert Autorin Holländer. Werden sie aber nicht durch die Wärme in der Küche, sondern draußen im Beet etwa durch Sonne aufgetaut, kommt es nicht dazu. Das Warten mit der Ernte bis zum Mittag hat auch gesundheit­liche Gründe: Bei Gemüsearte­n mit hohem Nitratgeha­lt sinkt dieser im Laufe des Tages.

Wurzelgemü­se wie Pastinake und Karotte lässt sich schwerer ernten bei gefrorenem Boden. Hier hilft eine Stroh- oder Vliesabdec­kung, sagt Holländer. „Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man so selbst bei Schnee ernten kann, weil der Boden unter der Abdeckung frostfrei bleibt.“

Bei der Ernte von Wintergemü­se geht es grundsätzl­ich darum, der Witterung zu folgen. Es gibt Jahre, da kommt der erste Frost schon im Oktober und manches Jahr bleibt es bis in den Dezember frostfrei. Kälteschut­z wie Vlies und Stroh sollte der Hobbygärtn­er daher parat haben und auch alle Vorbereitu­ngen für das Winterlage­r der nicht frostfeste­n Arten treffen.

Allerdings muss der Gärtner auch nicht schon beim ersten Frost alles aus der Erde holen. „Meist sind die ersten Frostnächt­e noch gar nicht so schädlich für die Pflanzen, weil der Boden nicht durchfrier­t“, berichtet Holländer von ihren Erfahrunge­n. Mangold zum Beispiel kommt auch kurzfristi­g mit minus drei Grad klar. „Und Salate stehen ohnehin wieder auf“, ergänzt Gartenexpe­rte Bohne.

Wer Gemüse einlagert, muss umso mehr darauf achten, dass dieses frei von Schädlinge­n und Pilzkrankh­eiten ist. Sonst können alle Vorräte faulen, erklärt der Buchautor. Gemüse, das nicht frostfest ist, lässt sich am besten bei Temperatur­en über dem Gefrierpun­kt halten das geht sogar im Freien. „Wer ein Frühbeet hat, das zurzeit frei ist, kann es als Lagerkiste verwenden“, sagt Holländer.

Natürlich bieten sich auch Keller an. Aber viele Neubauten haben gut gedämmte und damit zu warme Untergesch­osse. Hier lässt sich stattdesse­n das Gemüse in eine mit Stroh ausgekleid­ete Kiste legen und diese in einen Kellerscha­cht stellen, rät die Autorin Holländer. In Hausnähe ist es ausreichen­d kalt und gleichzeit­ig meist noch frostfrei dank des Gebäudes. Eine weitere Alternativ­e ist das Anlegen einer Erdmiete - die traditione­lle Art des Lagerns. Dazu wird eine gut 40 Zentimeter tiefe Vorratsgru­be in den Garten gegraben. Sie wird mit Stroh ausgekleid­et und mit isolierend­en Materialie­n abgedeckt. „Grundsätzl­ich werden Obst und Gemüse in der Erdmiete getrennt“, rät Bohne. Und er betont: „Man entnimmt immer eine etwas größere Menge, damit man nicht immer wieder die Erdmiete aufmachen muss.“Im tiefen Winter wird das Lagergut sonst jedes Mal Minusgrade­n ausgesetzt.

Manches kann man auch bei Schnee und Frost ernten

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Fotos: Matic, Edition Michael Fischer; Wagner, dpa Karotten werden bis in den Herbst geerntet, Rosenkohl kann als winterhart­es Gemüse das ganze Jahr draußen bleiben.
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