Aichacher Nachrichten

Wie die ausquartie­rten Senioren jetzt leben

Soziales 21 Bewohner vom Oberen Graben sind in Einrichtun­gen im Antonsvier­tel untergebra­cht. Manche vermissen die Innenstadt, andere finden die gute Luft toll. Demnächst dürfen sie kurz in ihr Zuhause, um ein paar Dinge zu holen

- VON STEFAN KROG

Die 21 Senioren, die am Freitagabe­nd in einer Hauruck-Aktion aus dem Haus am Oberen Graben 8 ausquartie­rt werden mussten, dürfen demnächst kurz in ihr früheres Zuhause zurückkehr­en, um noch einige persönlich­e Dinge zu holen. Medikament­e, ein Kamm oder Kleidungss­tücke stehen auf der Wunschlist­e, die sich manche Senioren gemacht haben. Vorher muss allerdings noch ein Statiker grünes Licht geben.

Mit einem Bus sollen die Senioren vom Antonsvier­tel, wo sie im Servatiuss­tift sowie in Bungalows für Betreutes Wohnen untergebra­cht sind, an den Oberen Graben gebracht werden. Die Aktion war schon am Wochenende im Gespräch gewesen, konnte so kurzfristi­g aber nicht durchgefüh­rt werden. Wie berichtet, hatte die Stadt das Haus in der Altstadt, in dem ein Betreutes Wohnen untergebra­cht ist, am Freitagabe­nd in aller Eile wegen statischer Probleme geräumt.

Die Senioren haben sich inzwischen mehr oder weniger mit der Situation arrangiert. „Ich nehme es mit Humor. Und außerdem ist die Luft hier draußen besser als in der Innenstadt und es ist schön grün zwischen all den Bäumen“, sagt Anneliese Binninger. Andere Senioren vermissen hingegen das Leben in der Innenstadt. „Ich will möglichst schnell zurück. Hier fühlt man sich wie am Ende der Welt“, sagt eine Tischnachb­arin beim Frühstück. Eine andere Frau fürchtet angesichts der momentanen Unsicherhe­it, wie es mit dem Gebäude weitergeht, gar nicht mehr zurückkehr­en zu dürfen – allerdings geht die davon aus, das Haus retten zu können.

Um den Bewohnern die Zeit zu vertreiben, können sie an Aktivitäte­n der dortigen Einrichtun­gen teilnehmen. Am Mittwoch war etwa ein Bücherei-Nachmittag geplant. Der Großteil der ausquartie­rten Bewohner lebt, nachdem sie am Wochenende im Dorint-Hotel untergebra­cht waren, in Bungalows in der Fritz-Hintermayr-Straße. Die Bungalowsi­edlung des Wohnungs- und Stiftungsa­mtes aus den 60er Jahren für Betreutes Wohnen wird momentan nach und nach saniert. Einige Wohnungen waren im Hinblick auf den nächsten Sanierungs­abschnitt frei, sodass dort kurzfristi­g Platz war.

Allerdings ist die Ausstattun­g karg. Aus dem Servatiuss­tift wurden Pflegebett­en hinübergeb­racht, sonst gibt es einen Tisch, einen Stuhl und einen Schrank. „Wir haben nicht einmal Geschirr und Besteck dort“, so eine Seniorin. Fürs Erste ist das aber auch noch nicht nötig gewesen, weil die Senioren alle drei Mahlzeiten aus dem Servatiuss­tift bekommen und in einem Gemeinscha­ftsraum essen können. Nach und nach soll wieder auf die gewohnte Selbstvers­orgung umgestellt werden. KüStadt chenzeilen sind in den Bungalows vorhanden. „Wir mussten am Anfang etwas improvisie­ren“, sagt Sozialrefe­rent Stefan Kiefer (SPD). Mitarbeite­r der Sozialverw­altung und der Altenhilfe legten Sonderschi­chten ein, um die Situation für die Bewohner zu lösen. „Jetzt werden sich die Dinge nach und nach einspielen“, hofft Kiefer. Man werde nochmal Angehörige abtelefoni­eren, um sie über den Aufenthalt­sort zu informiere­n, am Donnerstag sollen alle Bewohner mit einem mobilen Notruf ausgestatt­et werden, wie sie ihn am Oberen Graben hatten.

Bis voraussich­tlich Ende dieser oder Anfang kommender Woche will die Stadt ein Konzept erarbeiten lassen, wie das Haus am Oberen Graben gesichert werden kann. Die Senioren werden wohl für mehrere Wochen ausquartie­rt bleiben, bis die Sicherungs­arbeiten erledigt sind. Ob sie noch in diesem Jahr wieder in ihre Apartments am Oberen Graben zurückkehr­en können, ist ungewiss.

Auch am Mittwoch liefen noch statische Untersuchu­ngen in dem Gebäude. Erste Ergebnisse vergangene Woche hatten nahegelegt, dass vor allem das südliche Ende, an dem es keine Anschlussb­ebauung gibt, von den Schäden betroffen ist. Die Stadt vermutet, dass der aufgeschüt­tete Untergrund (an dieser Stelle verlief früher der Stadtgrabe­n) zu den Setzungen beigetrage­n haben könnte. Aus diesem Grund wurde das nördlich anschließe­nde Gebäude Oberer Graben 4 untersucht. Wie gestern Abend bekannt wurde, gab der Statiker für dieses Gebäude inzwischen Entwarnung. Die Standsiche­rheit sei nicht beeinträch­tigt. Das Haus steht zwar auch auf dem Untergrund, ist allerdings neueren Baudatums.

 ?? Foto: Annette Zoepf ?? Sozialrefe­rent Stefan Kiefer erläuterte den ausquartie­rten Senioren im Richard-Wachter-Haus die aktuelle Lage. Die Betroffene­n, darunter Anneliese Bissinger (rechts neben Kiefer) haben sich mehr oder weniger mit der Situation arrangiert.
Foto: Annette Zoepf Sozialrefe­rent Stefan Kiefer erläuterte den ausquartie­rten Senioren im Richard-Wachter-Haus die aktuelle Lage. Die Betroffene­n, darunter Anneliese Bissinger (rechts neben Kiefer) haben sich mehr oder weniger mit der Situation arrangiert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany