Paincake tourt mit Bus durch ganz Deutschland
Musik Aichacher Band hat einen Konzert-Marathon hinter sich. Die drei Jungs traten bundesweit in über 30 Städten auf. Im Interview mit K!ar.Text sprechen sie über ihre Erlebnisse und welche Opfer sie für ihren ganz großen Traum bringen
Aichach Sie leben für die Musik: Michael Edler, Kevin Conen und Markus Haberer – zusammen sind sie Paincake. Seit 2015 frischt die etwas andere Rockband die Aichacher Musikszene mit ihren alternativen Pop-Punk-Klängen auf. Heuer wagten die drei Musiker den nächsten großen Schritt: Paincake tourte mit einem eigenen Bus das gesamte Jahr über fast ununterbrochen durch die Bundesrepublik. Dafür brachten Edler und Conen einige Opfer – sie traten beruflich kürzer, um sich gänzlich dem Musikerleben widmen zu können. Mit K!ar.Text haben die beiden über ihre Erlebnisse, das Leben im Bandbus, den Alltag als Musiker und ihre Pläne und Ziele gesprochen.
Paincake gibt es seit über drei Jahren. Wie kam es zu eurem Entschluss, ausgerechnet heuer eure Jobs zu kündigen und euch gänzlich der Musik und eurer Deutschland-Tour zu widmen? Michael Edler: „Wir haben uns gedacht: Wenn nicht jetzt, wann dann? Man muss wissen, was man will. Heuer war der richtige Zeitpunkt, unser Leben in die Wege zu lenken, wie wir uns das vorstellen. Wir haben alles abgelegt, was uns bislang aufgehalten hatte – die Freiheit ist ein wichtiger Aspekt. Das war sicher nicht einfach, viele soziale Kontakte leiden sehr darunter, und wir wissen auch noch nicht, was da alles auf uns zukommt. Aber wir wollten uns selbst testen. Früher konnten wir die Zeit nicht so nutzen, wie wir es gerne gehabt hätten. Wir hatten normale 40-StundenJobs und arbeiteten nach Feierabend und an den Wochenenden an unserer Musik – ich bin Schreinermeister, Kevin ist Zimmerer. Jetzt arbeiten wir nur noch in Teilzeit in unseren Jobs und verbringen die Zeit stattdessen auf Tour und in unserem Bandraum. Es ist doch so: Kreativität braucht Zeit. Die besten Ideen kommen einem, wenn man nicht darüber nachdenkt. Diese Zeit haben wir jetzt – auch wenn wir dafür viele Opfer bringen mussten.“
Zweifelt ihr nicht manchmal, ob es das alles wert ist? Es ist ja auch mit einem finanziellen Risiko verbunden.
Kevin Conen: „Wir spielen zugegebenermaßen augenscheinlich mit dem Feuer. Und man macht sich natürlich schon Gedanken, ob es das wert ist, alles für die Musik aufzugeben. Aber was soll uns denn großar- passieren? Wir haben keine Kinder, kein Haus. Das Risiko ist klein. Wer nichts hat, kann auch nichts verlieren. Ich denke, wir haben die richtige Einstellung dafür. Auch wenn es mal nicht so gut läuft, machen wir weiter und geben nicht sofort auf. In der Branche kann man sich vieles durch Fleiß erarbeiten, der Faktor Glück wird erst später entscheidend – aber von diesem Level sind wir ja noch meilenweit entfernt. Natürlich steigen mit den höheren Ansprüchen die Kosten. Für unsere erste Deutschland-Tour haben wir uns extra einen Bus gekauft. Aber unser Geschäft besteht aus mehr als nur der Musik, wir haben eine GbR gegründet. Wir machen zum Beispiel zusätzlich das Merchandising für andere Bands, das ist eine weitere Einnahmequelle. Unser Alltag besteht nicht nur aus Musik. Wir verbringen auch viel Zeit am Schreibtisch – organisieren Konzer- entwerfen Plakate, kümmern uns um Steuerrechtliches und so weiter. Langfristig wollen wir das aber abgeben. Was das Equipment angeht, haben wir uns in der Vergangenheit gut aufgestellt. Im Moment halten sich Kosten und Ausgaben deshalb in etwa die Waage.“
Die „Go From Bad To Worse“-Deutschland-Tour war euer bislang größtes Projekt. Wie habt ihr dieses Jahr erlebt und lief es wie erhofft? Edler: „Das Jahr war rückblickend ein großer Erfolg. Es war unglaublich aufregend und hat großen Spaß gemacht. Wir haben viel Erfahrung gesammelt, haben Fehler gemacht und daraus gelernt. Für uns war es das erste Mal, so viele Konzerte am Stück zu spielen. Wir wussten nicht, wie das sein wird. Die Auftritte werden aber mit jedem Mal leichter – es spielt sich alles ein, wir werden routinierter. Auch die Buchungen wertig den mehr, die Deutschland-Tour hat unsere Reichweite natürlich enorm vergrößert. Das Tourleben ist aber gewöhnungsbedürftig. Ehrlich gesagt, wir haben die meiste Zeit mit Rumsitzen und Warten verbracht, haben die Nächte im Bus geschlafen – das war unser Schneckenhaus zum Zurückziehen. Das Tourleben ist körperlich nämlich sehr anstrengend, wir waren meistens ziemlich am Ende nach den Konzerten. Man ist aufgewühlt und gleichzeitig todmüde. Aber wir haben auch viele neue Leute kennengelernt, das ist super spannend. Der Zusammenhalt in der Band ist extrem wichtig, das ist uns schnell klar geworden. Es funktioniert nur miteinander, man sitzt ja durchgehend aufeinander. Das Bandleben ist wie eine Beziehung – wir streiten oft, aber auch das gehört dazu. Auf so einer Tour erlebt man auch viele Gegensätze und manchmal auch Kulte, turschocks – das will ich hier jetzt aber nicht weiter ausführen (lacht).“
Und wie geht es bei Paincake jetzt weiter? Wann würdet ihr denn sagen, „jetzt haben wir’s geschafft“?
Conen: „Konkrete Pläne haben und hatten wir nicht. Jetzt steht ja erst mal unser Jahresabschlusskonzert im Canada an. Wir setzen uns eher viele kleine Ziele, wollen uns im kommenden Jahr vermehrt Zeit nehmen, um neue Songs zu schreiben. Denn langfristig wollen wir natürlich von der Musik leben können – das ist unser Traum.“
ⓘ
Konzert Live sind Paincake am Freitag, 30. November, im Canada in Obermauerbach zu sehen. Tickets für das Konzert gibt es beim Canada, Heimatsport Aichach, Fahrschule Schenk und online unter paincake.de. Eine Karte kostet im Vorverkauf acht Euro und an der Abendkasse zehn Euro.