Es kann gar nicht steil genug sein
Sportporträt Sandra Hopfensitz ist Bayerische und Deutsche Jugendmeisterin im Klettern. Zufällig kam die 15-Jährige zu dieser Sportart, die sie bis heute fasziniert. Das sind ihre Ziele
Aichach In Höhen, in denen anderen die Knie zittern, fühlt sich Sandra Hopfensitz erst richtig wohl. Klettern ist die große Leidenschaft der 15-Jährigen – je höher es hinaus geht, desto besser. Und hoch hinaus geht es für die Freienriederin (Gemeinde Eurasburg) aus sportlicher Sicht allemal. Hopfensitz geht für die Aichacher Sektion des Deutschen Alpenvereins (DAV) bundesweit bei Wettbewerben auf Medaillenjagd. Zuletzt sorgte sie beim deutschen Jugendcup in Frankenthal (Rheinland-Pfalz) und bei der bayerischen Jugendmeisterschaft in Augsburg für Aufsehen – sie gewann beide Wettkämpfe in ihrer Klasse.
Bei diesen geht es allerdings nicht zwingend um extreme Höhen. Das ist nur in der Disziplin Lead der entscheidende Faktor. Zwei weitere Facetten im Klettersport nennen sich Speed und Bouldern. In der Speed-Disziplin dreht sich, wie es der Name schon erahnen lässt, alles um Geschwindigkeit. Beim Bouldern gilt es, komplizierte Parcours an der Kletterwand zu meistern. Einen Favoriten unter diesen dreien hat Hopfensitz nicht: „Mich faszinieren allgemein die vielen verschiedenen Bewegungen.“Am liebsten probiert sie verschiedene Routen aus. „Es wird nie langweilig und ich kann meine Grenzen immer aufs Neue austesten“, sagt die 15-Jährige. Außerdem sei Klettern ein sehr gemeinschaftlicher Sport: „Wir tauschen uns alle untereinander aus und geben uns Tipps.“
Vier bis fünf Mal in der Woche trainiert Hopfensitz beim Stützpunkt des DAV in Augsburg. Seit diesem Jahr ist sie zudem Mitglied im Bayernkader – zu den Übungseinheiten kommen daher regelmäßig Lehrgänge und Kletter-Fahrten in die Berge. Wenn sie gerade nicht kopfüber eine Wand hinaufkraxelt, trifft sich die 15-Jährige am liebsten mit Freunden. An ihren Kletterfertigkeiten feilt die Zehntklässlerin des Friedberger Gymnasiums allerdings auch zu Hause: „Ich dehne mich oft, das ist wichtig.“Denn beim Klettern – auch wenn es ihre durchtrainierten Arme kaum vermuten lassen – sei nicht nur die Kraft entscheidend, erklärt Hopfensitz: „Spezielle Bewegungsabläufe und Geschicklichkeit spielen eine große Rolle.“
Dem Zufall überlässt sie dabei nichts – na ja, fast. Denn zu dieser Sportart sei sie vor knapp zehn Jahren eher unverhofft gekommen. „Mein Bruder ist in Aichach zum Klettern gegangen und ich bin einfach mal mitgekommen, weil ich nicht alleine zu Hause herumsitzen wollte. Es hat unglaublich Spaß gemacht.“Damals sei sie noch geritten, habe geturnt und Ballett getanzt – alles Geschichte. Plötzlich dreht sich für die 15-Jährige alles ums Klettern. Hopfensitz kommt in eine Wettkampfgruppe, bei einer Talentsichtung in Augsburg wird eine Trainerin auf sie aufmerksam: „Sie hat mich gefragt, ob ich nicht Lust hätte, zum Stützpunkt zu kommen. Da konnte ich natürlich schlecht Nein sagen“, erzählt die 15-Jährige. Dass sie nun deutschlandweit zu den Besten in ihrer Altersklasse gehört, überrascht Hopfensitz selbst, wie sie erklärt: „Beim deutschen Jugendcup hatte ich keine großen Erwartungen. Auch weil ich in der Woche zuvor krank war.“Und auch bei den bayerischen Jugendmeisterschaften hatte sie sich nicht viel ausgerechnet. „Dass ich beide Wettbewerbe gewonnen habe, kann ich immer noch nicht so recht glauben, es ist schwer zu beschreiben“, sagt sie. Die Touren seien einfach alle sehr gut gelaufen, ist ihre bescheidene Erklärung für die beachtlichen Erfolge. Trotz derer kehrt sie immer wieder gerne zu ihren Wurzeln nach Aichach zurück: „Hier habe ich mit dem Klettern angefangen, das verbindet schon irgendwie.“
Was die nahe Zukunft betrifft, hat Hopfensitz schon ganz konkrete Ziele: „11,4 Sekunden habe ich bei der Bayerischen gebraucht. Mein großes Ziel ist eine 10er-Zeit.“Und das ist noch längst nicht alles. Im nächsten Jahr geht sie zwar noch in der Jugendklasse an den Start, aber sie tritt zudem auch bei den Erwachsenen an: „Da möchte ich unbedingt mithalten können.“