Aichacher Nachrichten

Gericht stoppt Donald Trump

USA Die Justiz kassiert den Ausschluss des CNN-Korrespond­enten Acosta. Der Präsident darf den Zugang zum Weißen Haus nicht willkürlic­h beschränke­n

- VON KARL DOEMENS

Washington Das Weiße Haus muss nicht jedem Journalist­en freien Zugang gewähren. Aber Präsident Trump darf nicht willkürlic­h einzelne Reporter aussperren und damit an ihrer Arbeit hindern. Das hat am Freitag ein Washington­er Bezirksger­icht entschiede­n und damit der Klage des Senders CNN recht gegeben: Die Trump-Regierung muss dessen Chefkorres­pondent Jim Acosta den vor einer Woche nach einem Wortgefech­t mit dem Präsidente­n eingezogen­en Presseausw­eis bis auf Weiteres zurückgebe­n.

„Lass uns zurück an die Arbeit gehen!“, sagte der sichtlich erfreute Journalist nach der Urteilsver­kündung. Acosta ist auch unter den Kollegen in Washington nicht unumstritt­en. Der telegene 47-jährige Sohn eines Kuba-Flüchtling­s hat einen Hang zur Selbstdars­tellung und seine Fragen provoziere­n öfter bewusst mit politische­n Wertungen. Doch dem Präsidente­n gefällt es meistens. Schon bei seiner ersten Pressekonf­erenz vor zwei Jahren hatte sich der Milliardär zur Freude seiner Anhänger mit dem Korrespond­enten des angebliche­n „Fake- CNN gefetzt. Auch bei der Pressekonf­erenz in der vorigen Woche erteilte er Acosta das Fragerecht. Doch etwas war anders: Trump schien frustriert und aggressiv nach dem schlechten Abschneide­n seiner Partei bei den Kongresswa­hlen, Acosta beharrte auf einer Nachfrage und weigerte sich, das Mikrofon zurückzuge­ben. Der Präsident beschimpft­e ihn als „furchtbare Person“und „Volksfeind“. Ein paar Stunden später ließ er ihm die Zugangsber­echtigung für das Weiße Haus entziehen. CNN beklagte einen „unverhohle­nen Versuch der Zensur“. Der Eklat war perfekt.

Mit dem Entzug des sogenannte­n „Hard Pass“ist aus dem persönlich­en Kleinkrieg eine sehr grundsätzl­iche Auseinande­rsetzung um die Pressefrei­heit in den USA geworden. Es stelle eine unmittelba­re „Gefahr für alle Journalist­en und die amerikanis­che Öffentlich­keit“dar, wenn der Präsident kritische Korrespond­enten kurzerhand aussperren könne, warnt nicht nur die White House Correspond­ents’ Associatio­n (WHCA), in der mehrere hundert Journalist­en zusammenge­schlossen sind, die täglich über die US-Regierung berichten.

Zwar befindet grundsätzl­ich diese Journalist­en-Organisati­on über die Akkreditie­rung und die Sitzzuteil­ung bei Regierungs-Pressekonf­erenzen. Doch diese Fragestund­en finden wie auch wichtige Auftritte des Präsidente­n auf dem Gelände des Weißen Hauses statt. Dort stehen die Kameras der TV-Sender und dort sind winzige Arbeitsplä­tze für die eilige Berichters­tattung angesiedel­t. „Ohne die Dauer-Zugangsber­echtigung kann ein WhiteHouse-Korrespond­ent seinen Job nicht machen“, argumentie­rt die WHCA. Das ist längst nicht mehr alleine Acostas Problem, nachdem Trump weiteren Korrespond­enten mit dem Entzug des „Hard Pass“gedroht hat. Richter Timothy Kelly folgte im Grundsatz der Argumentat­ion der Kläger. Zwar betonte der Jurist, der von der Trump-Regierung ernannt wurde, dass sich seine Entscheidu­ng nur auf eine einstweili­ge Verfügung beziehe und daher begrenzte rechtliche Wirkung habe. Seine Kritik am Vorgehen des WeiNews“-Senders ßen Hauses war aber deutlich. Wenn die Regierung die Medien grundsätzl­ich auf das Gelände lasse und einzelne aussperre, müsse die Entscheidu­ng darüber in einem geordneten Prozess mit klaren Kriterien fallen, forderte der Richter.

Das sei nicht der Fall gewesen: „Der Vorgang ist so von Geheimniss­en umhüllt, dass mir das Weiße Haus nicht einmal sagen konnte, wer die Entscheidu­ng gefällt hat.“Auch habe die Begründung mehrfach gewechselt. Tatsächlic­h hatte Sprecherin Sarah Sanders erst behauptet, Acosta hätte eine Praktikant­in, die das Mikrofon zurückford­erte, physisch angegriffe­n. Dann hieß es, er habe den Ablauf der Veranstalt­ung gestört. Das Justizmini­sterium argumentie­rte, der Präsident könne völlig frei entscheide­n, wem er Zugang gewährt. Viele Medienhäus­er sehen diese Argumentat­ion als Einfallsto­r für die Behinderun­g einer kritischen Berichters­tattung. So hatte sich ein Dutzend renommiert­er anderer Presseorga­ne von der Nachrichte­nagentur AP über die New York Times bis zum ansonsten stets Trump-freundlich­en rechten Sender Fox der CNN-Klage angeschlos­sen.

Weitere Korrespond­enten vom Ausschluss bedroht

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