Aichacher Nachrichten

Ungekannte­s, Unerhörtes, Unausgespr­ochenes

Auszeichnu­ng Auf der Verleihung der Augsburger Kunstförde­rpreise wird’s im Goldenen Saal oft expressiv und energisch

- VON ALOIS KNOLLER

Einen solchen Höllenlärm hätte man bei der Verleihung der Augsburger Kunstförde­rpreise im Goldenen Saal nicht unbedingt erwartet. Vier martialisc­h ausstaffie­rte Charaktere wie aus einem Computersp­iel ließ Yuji Yasunaga zum lautstarke­n Battle antreten. „Project General Orange“nennt der gebürtige Japaner seine Performanc­e – und so schrill sie auch daherkommt, fand die Jury sie „auf merkwürdig­e Weise dennoch berührend meditativ“.

„Ungekannte­s, Unerhörtes, Unausgespr­ochenes“, so Bürgermeis­ter Stefan Kiefer in Vertretung des erkrankten Kulturrefe­renten, hatten alle Preisträge­r einzusetze­n. Ihnen bescheinig­te Kiefer, dass jeder Preis „das Resultat eines langen individuel­len Schaffensp­rozesses“sei. Schaffensk­risen inklusive, denn „Inspiratio­n ist keine jederzeit abrufbare Ressource“, meinte Kiefer.

Energisch und expressiv tanzte Paula Fiener ihre absurde Choreograf­ie – eine Mischung aus abrupten Sprüngen und konzentrie­rtem Stillstand. Walter Wunderlich las die Zuhörer schwindeli­g mit virtuoser Wortkunst („textfluss samt papierstau“), die in jeder Phrase aufs Neue ein geistreich­es Kombinatio­nsspiel anstellt. Der Komponist Patrick T. Schäfer behielt bei aller Modernität seiner Klangsprac­he eine stringente Form bei, sei es in seiner FriedensKa­ntate oder bei dem vertonten Gedicht „Ja“von Selma MeerbaumEi­singer. Architekt Johannes Hiller zeigte mit seiner Hausplanun­g auf kleiner Fläche, dass auch ein knappes Budget anspruchsv­olle Baugestalt­ung möglich macht. Die Jüngste im Wettbewerb, die 18-jährige Tänzerin Mirjam Motzke, gab sich als große Dame mit grazilen Schritten; ihr gebührt der Maureen-DenmanPrei­s der Theaterfre­unde.

Einen Gastauftri­tt bei der von Renate Baumiller-Guggenberg­er moderierte­n Feier absolviert­e die Ballett-Preisträge­rin 2017, Anna Viktoria Zesakes. Nach überstande­ner Erkrankung meisterte sie eine ebenfalls expressive Choreograf­ie.

Zum 60. des Kunstförde­rpreises wird sich die Stadt 2019 selber beschenken. Als weitere Sparte komme Schauspiel hinzu, vermeldete die Kulturamts­chefin Elke Seidel.

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Patrick T. Schäfer überzeugte als Komponist der Friedens-Kantate.
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Fotos: Michael Hochgemuth Tänzerin Paula Fiener wagte auch abrupte Sprünge.

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