Aichacher Nachrichten

„Städtebau hat keine politische Farbe“

Politik Baureferen­t Gerd Merkle (CSU) wird 60 Jahre. Für seine Verkehrspo­litik muss er in der eigenen Partei mitunter werben

- VON STEFAN KROG

Als Gerd Merkle vor 40 Jahren mit seinem Bauingenie­urs-Studium an der Fachhochsc­hule begann, hätte er nie damit gerechnet, Politiker zu werden. „Meine Vision und die von vielen Mitstudent­en war, ein berühmter Architekt zu werden“, sagt Merkle. Häuser hat Merkle dann nur wenige entworfen, als er nach seinem Architektu­rstudium an der TU München zwei Jahre lang in Büros tätig war – das Stadtbild von Augsburg hat er trotzdem verändert. Merkle, der seit zehn Jahren Baureferen­t ist, wird am Samstag 60 Jahre alt. In seine Amtszeit fiel unter anderem der Kö-Umbau.

„Dass ich mal Baureferen­t werden würde, war vor 30 Jahren in keinster Weise erkennbar“, sagt Merkle. Denn seinen Job als Architekt warf er bald hin, weil das Gehalt damals sehr niedrig war und zwei kleine Kinder zuhause waren. Also griff Merkle auf sein zweites Standbein zurück – eine Maler- und Lackiererl­ehre, die er des elterliche­n Geschäfts wegen parallel zum Studium absolviert hatte. Von 1986 bis 1993 leitete er die Meistersch­ule fürs Bauhandwer­k in Siebenbrun­n. „Doch irgendwann ertappte ich mich dabei, wie ich jedes Jahr beim neuen Jahrgang dieselben Witze machte. Da war mir klar: Es ist Zeit für etwas Neues.“

Merkle wechselte 1993 ins Baureferat, wo er unter anderem die Umwandlung der ehemaligen Kasernenfl­ächen betreute. Nach der Kommunalwa­hl 2008, als Kurt Gribl (CSU) Oberbürger­meister wurde, wählte der Stadtrat Merkle, der CSU-Mitglied ist, zum Baureferen­ten. Mit seinem Kurs bei der innerstädt­ischen Mobilität – Stichwort Fahrradsta­dt – findet Merkle in seiner eigenen Partei aber nicht nur Beifall. „In der CSU fragen sie mich immer wieder, ob ich ein Grüner bin. Die Grünen fragen, ob ich nicht zu ihnen kommen möchte. Und auch mit der SPD gibt es in vielen Dingen Schnittmen­gen“, sagt Merkle. Inzwischen würden die großen Parteien sich thematisch breiter aufstellen als früher. „Da war die CSU für Autos, die SPD fürs Soziale und die Grünen für den Wald zuständig. Heute nimmt jeder vom anderen.“Merkle kommt das ganz gut zupass. „Städtebau hat keine politische Farbe“, sagt er. Offen lässt er momentan, ob er nach der Kommunalwa­hl 2020 nach zwölf Jahren im Amt für eine dritte Periode zur Verfügung stehen würde. „Ich werde das erst 2019 entscheide­n.“Einerseits seien viele Großprojek­te am Laufen, etwa der Tramausbau mit den Stadtwerke­n oder die Theatersan­ierung. „All die Einzelheit­en und deren Vorgeschic­hte einem Nachfolger zu übergeben, ist fast unmöglich“, sagt Merkle. Anderersei­ts merke er – momentan noch einfacher, bald zweifacher Großvater –, dass die Arbeit an der Spitze des Baureferat­s viel Zeit braucht, die anderswo fehlt. Darüber mache man sich mit steigendem Alter mehr Gedanken.

An seinem Geburtstag am Samstag wird Merkle mit seiner Lebensgefä­hrtin Ines Lehmann, Sprecherin am Klinikum Augsburg, die engen Freunde zu einem Fest einladen.

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Archivfoto: Anne Wall Baureferen­t Gerd Merkle wird am Samstag 60 Jahre alt.

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