Nur noch zwei statt vier Spuren in Haunstetten?
Verkehr Baureferent Merkle will den Stadtrat über eine Verengung der Hauptverkehrsachse im Süden abstimmen lassen. Mancher würde sich Bäume, eine Tram oder einen breiteren Radweg wünschen – aber nicht um den Preis von Dauerstaus
Die Überlegungen der Stadt, die alte B 17 in Haunstetten von vier auf zwei Spuren zu verengen, stoßen vor Ort auf mäßige Begeisterung. Baureferent Gerd Merkle (CSU) hatte den Vorschlag im Zuge der Überlegungen fürs neue Stadtviertel Haunstetten-Südwest forciert. „Wir können ein verbindendes Element schaffen, statt der trennenden Achse, die Haunstetten zerschneidet“, so Merkles Überlegung für die Achse Haunstetter-/Königsbrunnerund Landsberger Straße von der evangelischen Christuskirche (Endhaltestelle Linie 2) bis zur Königsbrunner Stadtgrenze. Königsbrunn hat die Straße im Zentrum bereits verengt. Bei einer Bürgerversammlung in Haunstetten stieß der Vorschlag auf geteiltes Echo. Merkle möchte das Thema im Bauausschuss diskutieren, um eine politische Entscheidung zu bekommen.
Mit bis zu 26 000 Fahrzeugen täglich zählt die Achse in den Augsburger Süden zu den stark befahrenen Hauptverkehrsstraßen in Augsburg. Eine Berechnung des Tiefbauamtes ergab, dass diese Menge grundsätzlich auf einer Spur je Richtung abgewickelt werden könne, und zwar auch in Hauptverkehrszeiten. Pro- blem: An der Kreuzung mit der Inninger Straße würde es zum Stau kommen, weil mit nur einer Spur weniger Autos pro Grünphase über die Ampel kommen. Die Grünzeit für die Inninger Straße lasse sich nicht reduzieren, weil es sonst dort Stau gebe, so Merkle. Daher gibt es auch eine kleinere Variante.
Möglich wäre es, ab der Einmündung Roggenstraße nur noch eine Spur je Richtung bis zur Königsbrunner Stadtgrenze zu führen. „In diesem Abschnitt haben wir 23000 bis 24 000 Autos täglich. Das würde funktionieren“, so Tiefbauamtsleiter Gunther Höhnberg. Die Friedberger Straße, die im Zuge der Linie 6 verschmälert wurde, schaffe täglich 29 000 bis 30 000 Fahrzeuge.
„Es gibt in diesem Abschnitt momentan keinen Baum an der Straße“, so Merkle. Eine Verschmälerung lasse dies zu. Auch breitere Radwege und eine Verlängerung der Straßenbahnlinie 2 bis hin zum Geschäftszentrum südlich des Offenbach-Karrees oder gar nach Königsbrunn zusätzlich zur Linie 3 wären möglich. Die Verlängerung der Tram ist schon seit Jahrzehnten immer wieder in der Diskussion, wurde bisher aber verworfen, weil die Haunstetter Straße in ihrer jetzigen Form keinen Platz bietet. In der Langfrist-Verkehrsplanung der Stadt ist sie enthalten. Die eigentümlich runde Form des Einkaufszentrums an der Brahmsstraße erklärt sich dadurch, dass dort immer Platz für eine Wendeschleife vorgesehen war. Auch wenn der Komplex abgerissen wird und durch Wohnbebauung ersetzt wird, muss dort weiter Platz für eine Wendeschleife bereitgehalten werden. Profitieren würde von einer solchen Straßenbahn Alt-Haunstetten östlich der Haunstetter Straße, wobei zu klären wäre, inwieweit sich Linie 2 und Linie 3 bei einer Verlängerung Fahrgäste wegnehmen würden.
Mit seiner Idee, zumindest einmal für ein halbes Jahr eine Teilsperrung zu versuchen, stieß Merkle bei den Bürgern auf geteiltes Echo. Eigentlich sollte es um die Gestaltung des neuen Viertels Haunstetten-Südwest gehen, das einmal 10000 Bewohner haben wird, doch die alte B17 wurde zum Hauptthema. Deren Rückbau war von StädtebauExperten, die sich das bestehende Haunstetten und das neue Areal ansahen, angestoßen worden.
Doch mit dieser Idee können sich viele Bürger nicht anfreunden – sie fürchten Dauerstau. „Eine Reduzierung der Spuren würde zu einem Verkehrschaos führen, wie wir es bisher nicht erlebt haben“, so ein Anwohner, der seit 50 Jahren an der Verkehrsachse lebt. Die Stadt solle es sich zweimal überlegen, so ein „Schlamassel anzurichten“.
In der Tat gibt es in Augsburg als Gegenstück zur Friedberger Straße, wo der Verkehr nach dem Umbau ähnlich fließt wie vorher, die Donauwörther Straße als Beispiel, wo ein Straßenrückbau für Stau sorgt. Auch Anwohner, die grundsätzlich für einen Rückbau in Haunstetten wären, geben zu bedenken, dass die Verkehrskapazitäten im Süden schon auf Kante genäht sind. „Sobald auf der neuen B 17 die kleinste Störung ist, kommt der Ausweichverkehr auf die alte B17“,so eine Wortmeldung. Zudem müsse man das neue Viertel Haunstetten-Südwest als Quelle weiteren Verkehrs mit einkalkulieren.
Merkles Vision, dass man Haunstetten-Südwest als Zukunftsviertel planen müsse, in dem das Auto nicht die Hauptrolle spielt, halten manche für unrealistisch. „Wenn wir so etwas nicht ernsthaft angehen, dürfen wir uns nicht beklagen, wenn wir von Lärm und Verkehr überrollt werden“, hielt Merkle dagegen. Nötig sei die geplante Ostumgehung , um Augsburg von Durchgangsverkehr zu entlasten. Ein Ausbau der B 17 auf sechs Spuren komme aus seiner Sicht kaum in Frage. Weil die vierspurige Bundesstraße im bebauten Gebiet weitgehend in Tieflage läuft, wäre ein Ausbau extrem teuer.
Im neuen Viertel soll das Auto weniger wichtig sein