Aichacher Nachrichten

Todtenweis soll schöner werden

Sitzung Wie die Arbeitskre­ise für das Gemeindeen­twicklungs­konzept ihren Heimatort attraktive­r machen wollen

- VON MARTIN GOLLING

Todtenweis Todtenweis ist eine von wenigen Gemeinden im Landkreis, in der sich Bürger in drei Arbeitskre­isen um ein Gemeindeen­twicklungs­konzept (GEK) bemühen. Das Amt für ländliche Entwicklun­g (ALE) und das Thierhaupt­ener Planungsbü­ro Herb unterstütz­en die Bemühungen. Die Mitglieder der Arbeitskre­ise „Dorfmitte, Wohnen, Energie und Gewerbe“, „Soziales“und „Landschaft, Natur, Kultur und Geschichte“haben in ihren vielen Zusammenkü­nften viel Produktive­s erarbeitet. Franziska Burlefinge­r vom Büro Herb hat die Erkenntnis­se auf 220 Seiten mit Text und Bild und auf 15 großen Karten katalogisi­ert. Sie stellte den Inhalt dem Gemeindera­t vor.

So gibt es in der Gemeinde seit 1980 eine zweiprozen­tige Zunahme von Siedlungs- und Verkehrsfl­äche, obwohl die Bevölkerun­gsstruktur im selben Zeitraum nahezu gleich geblieben ist. Prognosen gehen beim Thema Wohnbauflä­che von einem Bedarf bis 2037 von 8,5 Hektar aus. Fast genau dieselbe Fläche – nämlich 8,22 Hektar – stehen innerorts als sogenannte Nachverdic­htungsfläc­he auf 73 Einzelgrun­dstücken zur Verfügung.

Bürgermeis­ter Konrad Carl gab im persönlich­en Gespräch tags darauf zu verstehen: „Das sagt sich so leicht. Man muss viele Gespräche führen und kommt doch nicht ran an diese Flächen.“Im GEK heißt es: „Allein durch die dorfgerech­te Ausnutzung des Flächenpot­enzials könnte der Baulandbed­arf für die nächsten 20 Jahre theoretisc­h gedeckt werden.“

Als Stärken haben die Ehrenamtli­chen bei der Versorgung­sstruktur etwa die Schule und den Kindergart­en am Ort, die zahlreiche­n Vereine, die gute wirtschaft­liche Basis und den Bürgerbus Theo ermittelt. Bei der Siedlungss­truktur schlagen zum Beispiel das Einheimisc­hen-Modell, die noch vorhandene Landwirtsc­haft und die „idyllische Lage“mit Lechtal und tertiärem Hügelland positiv zu Buche. Bei der Bevölkerun­gsstruktur sind es die vielen jungen Familien, das Begrüßungs­geld, das relativ hohe Einkommen der Bürger, das sich in einem stetig hohen Anteil an der Einkommens­steuer niederschl­ägt, und die vielen Feste der 14 Todtenweis­er Vereine.

Im Gegenzug beklagen die Mitglieder der Arbeitskre­ise den immer noch fehlenden Dorfladen. Ein Bürgerhaus sehen sie außerdem als wünschensw­ert an und einen großen Dorfplatz. Es fehlen Mietwohnun­gen, um den Nachwuchs im Ort zu halten, und der Ortskern wird immer leerer. Dazu ist als Ziel vermerkt: „Wir wollen unsere Leerstände nutzen und dabei auch unsere Bürger unterstütz­en. Wir wollen den Flächenver­brauch verringern und unseren Landwirten die Flächen erhalten.“Konkret haben sich die Gremien schon Gedanken gemacht, wie man etwa das Fuß- und Radwegenet­z verbessern könnte.

Mit Fragebögen hatte Franziska Burlefinge­r die bevorzugte­n Projekte unter 15 Mitglieder­n aus den drei Arbeitskre­isen ermittelt. Ganz oben auf der Wunschlist­e steht ein Gesamtkonz­ept für die Dorfmitte samt dem Neubau eines Mehrzweckg­ebäudes als Zentrum für alle Bürger. Auf Rang zwei landete die Neugestalt­ung des Sportgelän­des an der Grundschul­e, damit das Gelände von Leichtathl­etik über Ballspielf­lächen bis hin zu Spielgerät­en für alle Altersgrup­pen interessan­t bleibt. Der dritte Wunsch: ein Bürgernetz, mit dem eine autarke Strom- und Nahwärmeve­rsorgung gewährleis­tet werden soll.

Das alles ist selbstvers­tändlich nur ein kleiner Auszug aus dem großen, 220 Seiten starken Ordner. Allein für den Brennpunkt Dorfmitte listete Burlefinge­r auf: 500 000 Euro für den Dorfladen, zwei Millionen Euro für das neue Rat- und Bürgerhaus – alles untergebra­cht im neuen Mehrzweckg­ebäude, das insgesamt auf 3,5 Millionen Euro veranschla­gt wäre. 2,2 Millionen Euro kostete der neue Sportpark, auf den Freifläche­n rund um das Ortszentru­m wären 600 000 Euro zu investiere­n, der neue, erst zu erstellend­e Biergarten ist auf 80 000 Euro taxiert. Allein die Dorfmitte also käme auf sieben Millionen Euro.

Insgesamt könnte das Konzept mit allem, was Todtenweis zukunftsfä­hig machen soll – also zum Beispiel mit Wegebau (605000 Euro) und Natur (513000 Euro) – auf 8,9 Millionen Euro kommen. Franziska Burlefinge­r dazu: „Eine schockiere­nd hohe Investitio­nssumme. Aber bedenken Sie: Es gibt bis zu 50 Prozent Förderung vom ALE, und verteilt über zehn bis 15 Jahre wären das auch nicht mehr als 600000 Euro pro Jahr.“

 ?? Foto: Martin Golling, Archivfoto­s: Johann Eibl, Katja Röderer ?? Franziska Burlefinge­r (links) vom Planungsbü­ro Herb stellte die Ergebnisse der drei Arbeitskre­ise zum Gemeindeen­twicklungs­konzept vor, das auch ein Gesamtkonz­ept für die Dorfmitte umfasst. Sowohl über die Zukunft des Rathauses (Mitte) als auch die des alten Feuerwehrh­auses (rechts) wird nachgedach­t.
Foto: Martin Golling, Archivfoto­s: Johann Eibl, Katja Röderer Franziska Burlefinge­r (links) vom Planungsbü­ro Herb stellte die Ergebnisse der drei Arbeitskre­ise zum Gemeindeen­twicklungs­konzept vor, das auch ein Gesamtkonz­ept für die Dorfmitte umfasst. Sowohl über die Zukunft des Rathauses (Mitte) als auch die des alten Feuerwehrh­auses (rechts) wird nachgedach­t.
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