Aichacher Nachrichten

Söder: Wir können es nur gemeinsam

CSU Die Doppelspit­ze ist bald wieder Geschichte. Der Ministerpr­äsident hat nun auch seine Kandidatur für den Parteivors­itz erklärt. Warum es schon länger auf ihn zulief

- VON ULI BACHMEIER

München Und plötzlich geht es beim CSU-Parteivors­itz dann doch Schlag auf Schlag. Freitag: Horst Seehofer kündigt seinen Rücktritt an. Samstag: Manfred Weber verzichtet auf eine Kandidatur. Sonntag: Markus Söder wirft seinen Hut in den Ring. Schön getaktet, einer nach dem anderen. Jeder sollte in der Öffentlich­keit einen Tag für sich allein haben. (Und, jetzt mal ganz unter uns: So war es wahrschein­lich auch geplant.)

Von den drei Herren ist bekannt, dass sie sich persönlich nicht gerade nahestehen. Die geordnete zeitliche Abfolge der Erklärunge­n soll offenkundi­g signalisie­ren, dass die CSU ihre Streiterei­en und Machtkämpf­e hinter sich lassen will. Sie soll den gemeinsame­n Willen zu einem Neustart im Januar dokumentie­ren.

Darauf deuten auch das Bekenntnis und der Appell hin, den Söder gestern mit der Erklärung seiner Kandidatur verbunden hat. „Gemeinsam mit der Basis und den Mandatsträ­gern wollen wir im Team die CSU weiterentw­ickeln und erneuern“, sagte er und fügte hinzu: „Große Herausford­erungen liegen vor uns. Wir können es nur gemeinsam.“

Groß sind die Herausford­erungen in der Tat. Die CSU hatte schon bei der Bundestags­wahl im Herbst 2017 und zuletzt bei der bayerische­n Landtagswa­hl am 14. Oktober dieses Jahres schwere Verluste hinnehmen müssen. Und die nächste Bewährungs­probe ist schon in Sicht: die Europawahl am 26. Mai 2019.

Auch bei der letzten Wahl des Europäisch­en Parlaments im Mai 2014 hatte die CSU massiv an Zustimmung verloren. Nun hat mit Weber erstmals überhaupt ein CSU-Politiker Chancen, das Amt des EU-Kommission­spräsident­en zu übernehmen. Allerdings wird mit starken Widerständ­en gegen Weber auf europäisch­er Ebene gerechnet, insbesonde­re aus Frankreich. Söder be- tonte deshalb auch: „Erste Aufgabe ist es nun, Manfred Weber in der Europawahl mit voller Kraft zu unterstütz­en.“

Webers EU-Kandidatur ist der Grund, warum er für den CSU-Vorsitz zum jetzigen Zeitpunkt nicht infrage kam. Dabei hatten einige CSUGrößen wie Ex-Landtagspr­äsidentin Barbara Stamm durchaus für Weber als Parteichef plädiert – weil eine Doppelspit­ze aus Söder und Weber die Volksparte­i CSU in ihrer gesamten Breite repräsenti­eren könne. Viele CSU-Spitzenpol­itiker – unter ihnen auch der schwäbisch­e CSUBezirks­chef Markus Ferber und der Chef der Landtagsfr­aktion Thomas Kreuzer – argumentie­rten aber, dass der CSU-Vorsitz und das Ministerpr­äsidentena­mt wieder in eine Hand gehörten.

Intern lief in den vergangene­n Wochen schon länger alles auf Söder zu. CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt, dem zwischendu­rch ebenfalls Ambitionen auf den Parteivors­itz nachgesagt worden waren, hatte sich gar nicht erst bemüht, Unterstütz­er zu sammeln. Weber wiederum wartete ab, ob ihn die europäisch­e Volksparte­i EVP zu ihrem Spitzenkan­didaten nominiert. Nachdem dies vorletzte Woche in Helsinki auch geschehen war, schien klar, dass er nicht auch noch CSUVorsitz­ender werden kann. Innerhalb der EU-Kommission nämlich gilt das ungeschrie­bene Gesetz, dass ein Kommission­smitglied in Brüssel in seiner Heimat nicht zugleich ein Parteiamt ausüben kann. Und andere aussichtsr­eiche Kandidaten gibt es in der CSU ohnehin nicht.

Mit den Entscheidu­ngen vom Wochenende kann die CSU nun beruhigter die kommenden Termine angehen. Im Januar treffen sich zunächst die Landesgrup­pe, dann die Landtagsfr­aktion zu ihrer Klausurtag­ung. Auf dem Sonderpart­eitag am 19. Januar soll dann Markus Söder zum Parteichef gewählt werden.

 ?? Foto: Christof Stache, afp ?? Markus Söder vor zwei Wochen nach seiner Wiederwahl zum bayerische­n Ministerpr­äsidenten. Stolz und Freude sind nicht zu übersehen. Nun greift er auch nach dem Parteivors­itz der CSU. Und sogleich ruft der Machtmensc­h Söder zur Teamarbeit auf.
Foto: Christof Stache, afp Markus Söder vor zwei Wochen nach seiner Wiederwahl zum bayerische­n Ministerpr­äsidenten. Stolz und Freude sind nicht zu übersehen. Nun greift er auch nach dem Parteivors­itz der CSU. Und sogleich ruft der Machtmensc­h Söder zur Teamarbeit auf.

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