Aichacher Nachrichten

Wo Traurigkei­t einen Platz hat

Hilfe In der Kindertrau­ergruppe der Hospiz-Gruppe Albatros lernen Mädchen und Jungen, mit ihren Gefühlen umzugehen

- VON GERLINDE KNOLLER

Es ist schwer zu begreifen, dass ein Mensch, der am Morgen erst zur Türe hinausgega­ngen ist, zur Arbeit oder in seinen Alltag, abends nicht mehr wiederkomm­t. Nie wieder kommt. Weil er gestorben ist. Für Kinder dürfte dies noch unbegreifl­icher sein.

Seit einigen Jahren bietet die Hospiz-Gruppe Albatros eine „Kindertrau­ergruppe“an. Hier kommen alle drei Wochen, an einem Samstag, Schulkinde­r und Jugendlich­e zusammen, die Mutter, Vater oder ein Geschwiste­rkind verloren haben, oft nach längerer Zeit der Krankheit. Die Gruppe soll ihnen dabei helfen, mit ihrer Trauer umzugehen, die Kinder je nach Alter meist anders leben als Erwachsene. Die Gruppe gibt ihnen Zeit und Raum für ihre Trauer. „Aus unserer Arbeit bei der Begleitung von Sterbenden und ihrer Angehörige­r wissen wir, wie wichtig es ist, auch auf die Kinder zu schauen“, sagt Renate Flach, Leiterin der Hospiz-Gruppe Albatros. „Oft ist es so, dass Kinder die zurückblei­bende Mutter oder den Vater ein bisschen schützen wollen“, weiß Ingrid Dziuba, Sprecherin des fünfköpfig­en Teams, das die Kindertrau­ergruppe leitet – alles speziell geschulte Kräfte.

Rund zwölf Kinder kommen derzeit zur Kindertrau­ergruppe. Eine Mutter, die vor zwei Jahren ihren Mann bei einem Unfall verloren hat, berichtet, wie ihre beiden Kinder, jetzt zehn und vier Jahre alt, damit umgegangen sind. Ihr Sohn kommt regelmäßig zur Kindertrau­ergruppe. Und er kommt gerne. „Anfangs konnte er gar nicht trauern“, beschreibt die Mutter die erste Zeit. Durch die Gruppe und auch die Begegnung mit den anderen Kindern, die Vater oder Mutter verloren haben, habe er gelernt, „dass er es zeigen darf, wie sehr er seinen Papa vermisst“.

Feste Rituale geben den Treffen in der Kindertrau­ergruppe Struktur. Da wird von jedem Kind eine Kerze angezündet, die es selbst gestaltet hat. „Meine Kerze brennt für …“, geht es dann reihum im Kreis. Jedes Treffen steht unter einem anderen Thema. In einem der nächsten wird es um das Thema „Seele“gehen. Auf unterschie­dliche Weise, die Kinder anspricht – etwa mit Kreidemale­n, mit Klang, mit Erzählen. Die Kinder werden Raum haben, davon zu erzählen, was die Seele für sie bedeutet. „Seit mein Sohn in der Gruppe ist“, erzählt die Mutter, „hat er wieder öfter geweint.“Das tröstet sie, sie weiß, dass „damit viel abfließen kann“.

Ihre Tochter, jetzt vier Jahre alt, ist noch zu klein für die Gruppe. Aber sie bekommt mit, wie gut sie ihrem Bruder tut. An ihrer kleinen Tochter beobachtet die Mutter auch, wie unbefangen sie mit dem Tod ihres Vaters umgeht. „Neulich hat sie alle möglichen Alltagsgeg­enstände zu einem Telefonhör­er umfunktion­iert und mit ihrem Vater telefonier­t“, erzählt die Mutter, „und dann hat sie einfach den Hörer – es war ein Magnet – an mich weiter gegeben.“.

Das hat die Mutter zu Tränen gerührt und ihr auch gezeigt, dass der Vater dem Kind, das ihn ja nur zwei Jahre hatte erleben dürfen, präsent war.

Wissenswer­t Nähere Informatio­nen zur Kindertrau­ergruppe unter www.albatros-hospiz.de.

Zur Unterstütz­ung der Hospizgrup­pe Albatros hat der Lions Club Augsburg – Elias Holl das Buch „Augsburger Weihnacht“herausgege­ben. Autor der Geschichte nach einer wahren Begebenhei­t vor über 500 Jahren ist Peter Dempf. Die Illustrati­onen stammen von KarlHeinz Uhl. Das Buch kostet 15 Euro, davon gehen 10 Euro an die HospizGrup­pe Albatros. ISBN 978-3-931526-21-4.

Zeigen, wie sehr man die Verstorben­en vermisst

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