Aichacher Nachrichten

Das Hin und Her um das Pöttmeser Heimatmuse­um

Bilanz Ob und wie jemals das Kaschenbau­er-Anwesen als Museum genutzt werden kann, war das einzige Thema bei der Jahresvers­ammlung des Fördervere­ins. Die Mitglieder dachten sogar über eine Auflösung nach. Inzwischen tut sich zumindest ein kleiner Hoffnungs

- VON VICKY JEANTY

Pöttmes Es ist eine tragische Geschichte, die sich um das Pöttmeser Heimatmuse­um rankt. Gefühle prallen aufeinande­r, Hoffnungen wurden geweckt und Enttäuschu­ngen kassiert. Engagement und Herzblut scheiterte­n jüngst an der Kostenfrag­e. Der Marktgemei­nderat hatte im Juli mehrheitli­ch beschlosse­n, das Projekt aus Kostengrün­den nicht weiterzuve­rfolgen.

In der Jahreshaup­tversammlu­ng des Fördervere­ins Heimatmuse­um kam all das zur Sprache. Kein Wunder, dass nach den Berichten der Schriftfüh­rerin Brigitte Veit und des Kassiers Horst Brandner die Zukunft des Museums und des Fördervere­ins im Zentrum der Debatte stand.

Vorsitzend­er Helmut Pawel sagte mit Blick auf die 26 anwesenden Mitglieder des Vereins, der mittlerwei­le auf 65 angewachse­n ist: „Es gibt uns noch.“Das Votum des Gemeindera­tes zog dem Fördervere­in im Prinzip den Boden unter den Füßen weg. Doch zunächst ging Pawel auf die wesentlich­en Eckpunkte der Museumsges­chichte ein. Nach langer Suche schien das 1808 erbaute Kaschenbau­er-Anwesen der ideale Ort für beheimatet­e Geschichte zu sein. 2011 war Vereinsgrü­ndung. 2015 votierte der Gemeindera­t mehrheitli­ch für das Museum, ein Erbbaurech­tsvertrag mit den Erben wurde geschlosse­n. Bis 2056 wollte die Gemeinde den überschaub­aren jährlichen Pachtzins übernehmen.

Der Fördervere­in machte sich ans Entrümpeln und schmiedete Pläne: Angedacht wurden interaktiv­e Ausstellun­gen, über die junge Leute Einblicke in die alten Handwerksb­erufe bekommen sollten. Die Erinnerung­skultur wollte der Verein sinnfällig pflegen. „So ein Museum gibt es im gesamten Landkreis nicht“, sagte damals Helmut Pawel.

Helmut Schenke gestand in der Versammlun­g: „Wir alle haben für das Projekt geglüht.“Das „Glühen“ist mittlerwei­le bei manchen am Verglimmen. Bereits 2016 kamen bei den Räten Zweifel ob des hohen Kostenaufw­andes, der Gemeindera­t stellte das Projekt zurück. Als das Aichacher Architektu­rbüro Plöckl Renovierun­gskosten von geschätzte­n 1,2 Millionen Euro veranschla­gte, waren die Räte nicht bereit, diese Summe angesichts zahlreiche­r anderer kostspieli­ger Objekte (Klappersto­rch, Ärztehaus) zu investiere­n. Ein zusätzlich­es kostspieli­ges Gutachten wurde gar nicht erst in Auftrag gegeben. Der Beschluss bedeutete für den Fördervere­in, dass sie das Haus nicht mehr betreten durften, geschweige denn kleine Arbeiten in Selbstregi­e durchführe­n konnten.

Die Diskussion zeigte deutlich, dass weder der Fördervere­in noch die Gemeinde, an erster Stelle Bürgermeis­ter Franz Schindele, das Heimatmuse­um gänzlich aus den Augen verlieren wollen. „Wir wollen weitermach­en“, betonte Horst Brandner und plädierte für eine scheibchen­weise Renovierun­g, an deren Kosten sich der Verein finanziell gerne beteiligen würde. Man dürfe nichts schönreden, sagte der Bürgermeis­ter, der, wie auch Schenke, Brandners Vorschlag mit Skepsis sah. Renovieren in Raten verteuere möglicherw­eise das Ganze. Selbst wenn 1,2 Millionen Euro eventuell zu hoch gegriffen seien, müsse allein wegen der Auflagen für Denkmalsch­utz, Brandschut­z und Statik viel Geld in die Hand genommen werden, so Schindele. Hinzu komme, dass die Gemeinde vertraglic­h verpflicht­et sei, das Gebäude in seinem Bestand zu erhalten.

Schützenhi­lfe kommt aus Aichach. Kulturrefe­rentin Ludwiga Baronin Herman bestätigte, dass sie die zuständige­n Ämter im Landratsam­t kontaktier­t hätten. Abgesehen davon, dass man seitens des Denkmalsch­utzes laut deren Aussagen alles tun wolle, um das Museum doch noch zu erhalten, seien Fördergeld­er in Aussicht gestellt worden, so die Kulturrefe­rentin. Die regionale und überregion­ale Bedeutung eines derartigen Projekts sei unbestritt­en. Das war auch den Worten von Franz Schindele zu entnehmen. Er signalisie­rte seine Bereitscha­ft, sich im Gemeindera­t erneut mit der Thematik zu befassen. Voraussetz­ung sei eine überschaub­are und konkret aufgeschlü­sselte Kostenaufs­tellung. Zeitnah werde er den Gemeindera­t noch in diesem Jahr über die Verhandlun­g bezüglich des Erbbaurech­tsvertrags mit den Erben des Kaschenbau­er-Anwesens informiere­n.

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Archivbild: Vicky Jeanty Weil die Sanierung des Kaschenbau­erAnwesens sehr aufwendig und damit teuer ist, entschied sich der Marktgemei­nderat gegen ein mögliches Heimatmuse­um.

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