Ermittlungen gegen Hundehalter
Tierdrama Für die etwa 40 Hunde, die derzeit noch in Obermaxfeld unter nicht artgerechten Bedingungen gehalten werden, werden Tierheimplätze gesucht. Der Besitzer zeigt sich kooperativ
Königsmoos-Obermaxfeld Wie mithilfe der Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“auf einem Grundstück in Obermaxfeld ein Tierdrama beendet werden konnte, ist am morgigen Mittwochabend auf Stern TV (RTL) zu sehen. Derweil hält der Fall die Beteiligten auf Trab.
Wie berichtet, war die international tätige österreichische Tierrechtsund Tierschutzorganisation wohl über eine Anzeige auf den Mann in Obermaxfeld aufmerksam geworden. Er wollte Hunde in die Tschechei verkaufen. „Vier Pfoten“täuschte einen Scheinkauf vor und rückte am Freitag mit einem Transporter mit tschechischen Kennzeichen sowie einer tschechischen Kaufinteressentin als Lockvogel an. So kamen die Besucher, in deren Begleitung ein Mitarbeiter von Stern TV mit versteckter Kamera war, auf das Grundstück. Der Kauf wurde abgeschlossen, die Tiere in den Transporter gepackt. Sobald die angeblichen Käufer das Grundstück verlassen hatten, informierten sie die Kripo Ingolstadt, die in die Aktion eingeweiht war. In dem Transporter fand die Polizei 24 Hunde.
Das Veterinäramt wurde hinzugerufen, um die Hunde zu untersuchen. Weil einige Tiere sichtbare Erkrankungen und Verletzungen hatten, beantragte die Staatsanwaltschaft einen Durchsuchungsbeschluss bei Gericht. Daraufhin durften die Veterinäre noch am Freitagabend auf das Anwesen des Hundehalters, auf dem geschätzt weitere 50 Hunde entdeckt wurden. Eine genaue Zahl habe sich auf dem rund 3000 Quadratmeter großen und mit allerlei Hütten und Verschlägen verbauten Grundstück nicht ausmachen lassen, so das Landratsamt.
All das sei früher nicht möglich gewesen, weil – so erklärt es Pressesprecherin Sabine Gooss – es bis dato keine Fotos oder andere handfeste Beweise gegeben habe, wonach Tiere krank, verletzt oder misshandelt gewesen seien. Deshalb hätten die Veterinärmediziner keinen Zugang zum Gelände erwirken können. Das Tierschutzgesetz enthält für Haustiere keine Rechtsgrundlage, die eine Durchsuchung der Wohnung gestattet. Eine solche gebe es nur für Tierhaltungen, die der Aufsicht unterliegen, also bei Nutztieren oder für Zuchtbetriebe. Dagegen sei das Betreten eines privaten Anwesens rechtlich nur möglich, wenn ein konkreter Verdacht auf einen schwerwiegenden Verstoß gegen das Tierschutzgesetz vorliegt. Das sei nicht der Fall gewesen, so das Landratsamt. Bei den Kontrollen hätten die Veterinäre nur gesunde Hunde zu Gesicht bekommen, nie das gesamte Rudel. Es sei kein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz nachweisbar und damit ein weiteres Vorgehen ausgeschlossen gewesen.
Die 24 Hunde aus dem Transporter sowie zehn weitere offenkundig kranke Hunde vom Anwesen wurden noch am Freitag ins Neuburger Tierheim gebracht, wo sie versorgt werden. Die restlichen Tiere befinden sich noch in Obermaxfeld. Sie laut Sabine Gooss in einem mutmaßlich akzeptablen Zustand. Sobald freie Plätze in anderen Tierheimen gefunden werden – Neuburg kann keine weiteren Hunde aufnehmen –, sollen auch sie abgeholt werden. Lediglich zwei Hunde dürfe der Obermaxfelder behalten, sagte Gooss. Der zeige sich kooperativ. Er akzeptiere, dass die Tiere abgeholt werden und wolle helfen, sie auf dem Grundstück einzufangen.
Nicht gänzlich geklärt ist derzeit die Frage, wer die Kosten für die Unterbringung in den Tierheimen trägt. Neuburgs Tierheimleiter Gerhard Schmid rechnet mit etwa 6000 Euro im Monat, die ihn die 34 Hunde kosten. Nach Aussage des Landratsamt sei man allerdings bemüht, eine Lösung zu finden.
Kaum zur Ruhe gekommen ist am Wochenende auch der Neuburger Tierarzt Hans Schneemeier. Er war beim Einsatz am Freitag dabei und untersucht derzeit die Hunde, die augenscheinlich am schlimmsten dran sind und möglicherweise eingeschläfert werden müssen. Schließlich brauche die Staatsanwaltschaft Nachweise, um gegen den Tierhalter vorgehen zu können. Doch auf einen Schlag 34 verwahrloste Hunde aufzunehmen und sich um sie zu kümmern, sei nicht nur fürs Tierheim eine Herausforderung, da stoße auch die Tierarztpraxis an ihre Grenzen. Auf den Hundehalter, der auch Greifvögel züchtet, war das Veterinäramt bereits 2016 aufmerksam geworden, weil er illegal Welpen verkauft hatte. Dies dürfen nur Züchter mit Genehmigung. Nach dem jüngsten Vorfall läuft nun ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz. Die Staatsanwaltschaft hat ein entsprechendes Gutachten in Auftrag gegeben. Zu den möglichen strafrechtlichen Konsequenzen für den Halter gibt die Polizei keine Auskunft.»Bayern