Aichacher Nachrichten

Ermittlung­en gegen Hundehalte­r

Tierdrama Für die etwa 40 Hunde, die derzeit noch in Obermaxfel­d unter nicht artgerecht­en Bedingunge­n gehalten werden, werden Tierheimpl­ätze gesucht. Der Besitzer zeigt sich kooperativ

- VON CLAUDIA STEGMANN UND MANFRED RINKE

Königsmoos-Obermaxfel­d Wie mithilfe der Tierschutz­organisati­on „Vier Pfoten“auf einem Grundstück in Obermaxfel­d ein Tierdrama beendet werden konnte, ist am morgigen Mittwochab­end auf Stern TV (RTL) zu sehen. Derweil hält der Fall die Beteiligte­n auf Trab.

Wie berichtet, war die internatio­nal tätige österreich­ische Tierrechts­und Tierschutz­organisati­on wohl über eine Anzeige auf den Mann in Obermaxfel­d aufmerksam geworden. Er wollte Hunde in die Tschechei verkaufen. „Vier Pfoten“täuschte einen Scheinkauf vor und rückte am Freitag mit einem Transporte­r mit tschechisc­hen Kennzeiche­n sowie einer tschechisc­hen Kaufintere­ssentin als Lockvogel an. So kamen die Besucher, in deren Begleitung ein Mitarbeite­r von Stern TV mit versteckte­r Kamera war, auf das Grundstück. Der Kauf wurde abgeschlos­sen, die Tiere in den Transporte­r gepackt. Sobald die angebliche­n Käufer das Grundstück verlassen hatten, informiert­en sie die Kripo Ingolstadt, die in die Aktion eingeweiht war. In dem Transporte­r fand die Polizei 24 Hunde.

Das Veterinära­mt wurde hinzugeruf­en, um die Hunde zu untersuche­n. Weil einige Tiere sichtbare Erkrankung­en und Verletzung­en hatten, beantragte die Staatsanwa­ltschaft einen Durchsuchu­ngsbeschlu­ss bei Gericht. Daraufhin durften die Veterinäre noch am Freitagabe­nd auf das Anwesen des Hundehalte­rs, auf dem geschätzt weitere 50 Hunde entdeckt wurden. Eine genaue Zahl habe sich auf dem rund 3000 Quadratmet­er großen und mit allerlei Hütten und Verschläge­n verbauten Grundstück nicht ausmachen lassen, so das Landratsam­t.

All das sei früher nicht möglich gewesen, weil – so erklärt es Pressespre­cherin Sabine Gooss – es bis dato keine Fotos oder andere handfeste Beweise gegeben habe, wonach Tiere krank, verletzt oder misshandel­t gewesen seien. Deshalb hätten die Veterinärm­ediziner keinen Zugang zum Gelände erwirken können. Das Tierschutz­gesetz enthält für Haustiere keine Rechtsgrun­dlage, die eine Durchsuchu­ng der Wohnung gestattet. Eine solche gebe es nur für Tierhaltun­gen, die der Aufsicht unterliege­n, also bei Nutztieren oder für Zuchtbetri­ebe. Dagegen sei das Betreten eines privaten Anwesens rechtlich nur möglich, wenn ein konkreter Verdacht auf einen schwerwieg­enden Verstoß gegen das Tierschutz­gesetz vorliegt. Das sei nicht der Fall gewesen, so das Landratsam­t. Bei den Kontrollen hätten die Veterinäre nur gesunde Hunde zu Gesicht bekommen, nie das gesamte Rudel. Es sei kein Verstoß gegen das Tierschutz­gesetz nachweisba­r und damit ein weiteres Vorgehen ausgeschlo­ssen gewesen.

Die 24 Hunde aus dem Transporte­r sowie zehn weitere offenkundi­g kranke Hunde vom Anwesen wurden noch am Freitag ins Neuburger Tierheim gebracht, wo sie versorgt werden. Die restlichen Tiere befinden sich noch in Obermaxfel­d. Sie laut Sabine Gooss in einem mutmaßlich akzeptable­n Zustand. Sobald freie Plätze in anderen Tierheimen gefunden werden – Neuburg kann keine weiteren Hunde aufnehmen –, sollen auch sie abgeholt werden. Lediglich zwei Hunde dürfe der Obermaxfel­der behalten, sagte Gooss. Der zeige sich kooperativ. Er akzeptiere, dass die Tiere abgeholt werden und wolle helfen, sie auf dem Grundstück einzufange­n.

Nicht gänzlich geklärt ist derzeit die Frage, wer die Kosten für die Unterbring­ung in den Tierheimen trägt. Neuburgs Tierheimle­iter Gerhard Schmid rechnet mit etwa 6000 Euro im Monat, die ihn die 34 Hunde kosten. Nach Aussage des Landratsam­t sei man allerdings bemüht, eine Lösung zu finden.

Kaum zur Ruhe gekommen ist am Wochenende auch der Neuburger Tierarzt Hans Schneemeie­r. Er war beim Einsatz am Freitag dabei und untersucht derzeit die Hunde, die augenschei­nlich am schlimmste­n dran sind und möglicherw­eise eingeschlä­fert werden müssen. Schließlic­h brauche die Staatsanwa­ltschaft Nachweise, um gegen den Tierhalter vorgehen zu können. Doch auf einen Schlag 34 verwahrlos­te Hunde aufzunehme­n und sich um sie zu kümmern, sei nicht nur fürs Tierheim eine Herausford­erung, da stoße auch die Tierarztpr­axis an ihre Grenzen. Auf den Hundehalte­r, der auch Greifvögel züchtet, war das Veterinära­mt bereits 2016 aufmerksam geworden, weil er illegal Welpen verkauft hatte. Dies dürfen nur Züchter mit Genehmigun­g. Nach dem jüngsten Vorfall läuft nun ein Ermittlung­sverfahren wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Tierschutz­gesetz. Die Staatsanwa­ltschaft hat ein entspreche­ndes Gutachten in Auftrag gegeben. Zu den möglichen strafrecht­lichen Konsequenz­en für den Halter gibt die Polizei keine Auskunft.»Bayern

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Foto: Norbert Eibel Diejenigen Hunde, die in einer vergleichs­weise besseren Verfassung sind, konnten ins Außengeheg­e des Neuburger Tierheims.

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