Ein Gerücht versetzt Eltern in Unruhe
Sicherheit Hat ein Mann gezielt Schüler auf dem Heimweg angesprochen? Eltern im Nordosten der Stadt sind in Sorge. Warum die Polizei in diesem Fall aber Entwarnung gibt
Ein Gerücht hat Eltern im Augsburger Nordosten in Unruhe versetzt. Demnach soll ein Mann in den Stadtteilen Hammerschmiede und Firnhaberau mehrfach Kinder auf dem Schulweg angesprochen und gefragt haben, ob er sie nach Hause begleiten darf. Die entsprechende Meldung wurde unter anderem über den Handydienst Whatsapp schnell weiterverbreitet. Allerdings: Es gibt bislang keinerlei Hinweise, dass an diesem Gerücht etwas dran ist.
Auch die Schulleitung der Grundund Mittelschule am Hubertusplatz in der Firnhaberau hatte von den Berichten über einen verdächtigen Mann erfahren. Die Schule informierte deshalb die Polizei. Dort nahm man die Meldung durchaus ernst: Ein Beamter der Polizeiinspektion Ost beobachtete zwei Tage lang das Geschehen um die Schule. Er trug dabei keine Uniform, um von einem möglichen Verdächtigen nicht sofort als Polizist erkannt zu werden. Er bemerkte aber keinen Mann, der sich auffällig verhielt. Es sei auch kein konkreter Fall bekannt, der dem Gerücht entspricht, sagt Polizeisprecher Siegfried Hartmann. Zumindest habe sich bislang niemand an die Polizei gewandt. Unklar ist, wie die Warnmeldung überhaupt in Umlauf kam.
Die Polizei stellt allerdings schon seit einigen Jahren fest, dass Gerüchte über verdächtige Männer häufiger als früher auftauchen. Das hänge damit zusammen, das sich solche Botschaften über das Internet und per Handynachricht schneller und an einen größeren Personenkreis verbreiten, sagt Polizeisprecher Hartmann. Eltern von Kindergartenund Schulkindern schließen sich oft zu Whatsapp-Gruppen zusammen, um Informationen austauschen zu können. In den meisten Fällen sei an den Gerüchten um dubiose Männer jedoch nichts dran, sagt Hartmann. Mitunter kommt es auch vor, dass es um Vorfälle geht, die sich in einer anderen Stadt oder sogar einem anderen Bundesland ereignet haben. Oder die Gerüchte entpuppten sich als harmlos. So war es zum Beispiel bei einem Verdachtsfall in der Altstadt. Dort hatte ein Mann immer wieder im Umfeld einer Kindertagesstätte fotografiert. Die Polizei machte den Mann ausfindig. Das Ergebnis der Ermittlungen: Der Mann hatte Interesse an einer neben der Tagesstätte gelegenen Immobilie, die zum Verkauf stand.
Allerdings: Es gibt auch Fälle, in denen sich ein Verdacht erhärtet. Vor einigen Jahren gab es einen Fall im Herrenbachviertel, bei dem ein Mann immer wieder einer zehnjährigen Grundschülerin nachstellte und sie ansprach. Er wurde ermittelt und musste sich später deshalb auch vor Gericht verantworten. Aktuell läuft die Neuauflage des Prozesses gegen den Kinderarzt Harry S. aus Augsburg. Er hatte Kinder unter anderem auf Spielplätzen angesprochen, sie unter einem Vorwand in Keller und Tiefgaragen gelockt und sie dort sexuell missbraucht.
Die Polizei empfiehlt, bei einer verdächtigen Beobachtung schnell den Notruf 110 zu wählen. „Davor muss man sich nicht scheuen“, sagt Siegfried Hartmann. „Wir können dann umgehend der Sache nachgehen und sie aufklären.“Gerüchte, deren Ursprung sich in vielen Fällen nicht mehr feststellen lasse, seien dagegen deutlich schwerer zu überprüfen.