Aichacher Nachrichten

Aiwanger kämpft gegen Kritik

Parteitag Freie Wähler bestätigen aber ihren Chef

- VON HENRY STERN

Essenbach Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger hat sich auf einem Parteitag gegen erste öffentlich­e Kritik verteidigt. Ob Energiewen­de, Hochwasser­schutz, dritte Startbahn am Münchner Flughafen: „Was wir mit dem Koalitions­vertrag an Land gezogen haben, hätten wir in zwanzig Jahren Opposition nicht geschafft“, sagte er vor knapp 350 Delegierte­n auf einer Landesvers­ammlung im niederbaye­rischen Essenbach (Landkreis Landshut). „Wir sind jetzt da, wo die Druckknöpf­e sind“, sagte Aiwanger. Er kehre deshalb mit der klaren Botschaft in seine Heimat Niederbaye­rn zurück: „Wir haben es geschafft, wir sitzen mit am Tisch in München.“

Aiwanger beteuerte zudem, auch als stellvertr­etender Ministerpr­äsident seine Wurzeln nicht zu vergessen: „Selbst wenn ich jetzt Minister bin, will ich weiter Bauer und Bürger bleiben“, sagte er: „Wer mich schon in der ersten Ministerwo­che nur bei den Nadelstrei­fenträgern gesehen hat, der kennt mich schlecht.“Aiwanger verteidigt­e unter „Bravo“-Rufen der Delegierte­n, als erste Amtshandlu­ng im Wirtschaft­sressort eine Förderung für Wirtshäuse­r auf dem Land auf den Weg gebracht zu haben: „Wir sind nicht vom Mond als Freie Wähler, aber wir vergessen unsere Herkunft nicht“, erklärte er. Bei „all dem Spuk“in München sei den neuen Regierungs­mitglieder­n zudem die Rückmeldun­g von der Basis weiter sehr wichtig: „Ihr müsst uns sagen, wenn wir Fehler machen“, forderte Aiwanger von seiner Partei.

Kritik auch aus der eigenen Partei war unter anderem deshalb laut geworden, weil nun auch Aiwanger die vor der Wahl von den Freien Wählern heftig kritisiert­en Beauftragt­en der Staatsregi­erung akzeptiert: „Realpoliti­k an dieser Stelle heißt, Auswüchse einzudampf­en“, erklärte er. Der Fehler von Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) sei ja nicht die Berufung der Beauftragt­en an sich gewesen, sondern der Zeitpunkt kurz vor der Landtagswa­hl, so Aiwanger. Die Freien Wähler hätten nun immerhin eine gesetzlich­e Grundlage für die Beauftragt­en durchgeset­zt und deren Dienstwage­n gestrichen. „Politik ist auch mal ein nicht ganz schöner Kompromiss“, sagte Aiwanger.

Auch die im Koalitions­vertrag festgeschr­iebene Streichung von drei geplanten Donau-Hochwasser­Poldern ausgerechn­et in zwei Landkreise­n, in denen die Freien Wähler den Landrat stellen, verteidigt­e Aiwanger: Er werde selbst vor Ort für eine „vernünftig­e Lösung“werben. Dazu zähle auch, „die Flussbette­n wieder ordentlich auszubagge­rn“. Dass er selbst und nicht der FreieWähle­r-Umweltmini­ster Thorsten Glauber das Thema vorantreib­en soll, erklärte Aiwanger mit der direkten Betroffenh­eit seiner Heimatregi­on: „Meine Niederbaye­rn warten da auf mich.“

Trotz vereinzelt­er Kritik im Vorfeld bestätigte der Parteitag den 47-Jährigen mit klarer Mehrheit als Chef der Freie-Wähler-Landesvere­inigung: Aiwanger bekam mehr als 96 Prozent der abgegebene­n Stimmen. Vor zwei Jahren hatte er noch 89 Prozent bekommen. Aiwanger ist seit 2006 bayerische­r Landeschef der Freien Wähler.

Ein nicht ganz schöner Kompromiss gehört dazu

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Foto: Weigel, dpa Er will Bauer und Bürger bleiben: FreieWähle­r-Chef Aiwanger.

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