Sie legen sich für andere ins Zeug
Bündnis In keiner anderen Stadt werden Bürgerengagement und Freiwilligenarbeit so groß geschrieben wie in Augsburg. Seit 15 Jahren gibt es eine Dachorganisation, die das Netz zusammenhält. Aktive erzählen von ihrem Tun
Egal ob Jobpaten, Stadtteilmütter oder Flüchtlingslotsen – das Bündnis für Augsburg unterstützt seit 15 Jahren die unterschiedlichen Freiwilligenprojekte in zahlreichen Bereichen. Kultur, Bildung, Soziales, Wohnen, Freizeit oder Umwelt: Mit insgesamt über 30 Aktionen und Kooperationen soll das Lebensgefühl in Augsburg verbessert werden.
Vor fast zehn Jahren gründete deshalb Jens Schneider die Alzheimer-Gesellschaft Augsburg. „Wir sind eine typische Selbsthilfeorganisation, bestehend aus Angehörigen sowie professionellen und ehrenamtlichen Betreuern“, sagt Schneider. Das Projekt diene in erster Linie als zentrale Anlaufstelle für Demenzkranke und ihre Angehörigen. „Wer selbst merkt, dass er geistig nicht mehr ganz so fit ist oder sich über die Pflege von Angehörigen erkunden möchte, kann sich bei uns informieren“, so Schneider.
Als erstes Projekt des Vereins wurde 2010 das Alzheimertelefon gegründet. Heute besteht die Telefonbetreuung aus sechs Mitgliedern. „Ich selbst saß auch viele Jahre am Telefon“, sagt Schneider. Da er persönlich betroffen gewesen sei, habe er sich engagieren wollen und sein Wissen und seine eigenen Erfahrungen weitergeben. Mit vielen kleinen Projekten versucht der Verein, Menschen mit Demenz eine Teilhabe am Leben zu ermöglichen, so der ehemalige Apotheker. Mit wenig Aufwand lässt sich viel bewirken: „Wir bieten kleine Wanderungen, Spaziergänge aber auch gemeinsames Singen oder Museumsbesuche in Kooperation mit der Stadt Augsburg an.“
Auch Friederike Pahl hat sich knapp eineinhalb Jahre freiwillig in Augsburg engagiert. Wer Zeit übrig hat und gerne etwas Gutes tun möchte, kann sich im Freiwilligenzentrum beraten lassen. Bei über 400 Einsatzstellen in den Bereichen Soziales, Kultur, Kirche, Ökologie und Sport ist für jeden etwas dabei, findet Pahl. Sie selbst sei 2015 im Zuge der Flüchtlingskrise auf die Beratungsstelle aufmerksam geworden. „Ich wollte mir selbst ein Bild machen und hatte Lust zu helfen“, sagt sie. Mittlerweile arbeitet sie hauptberuflich bei der EngagementBeratung und freut sich über das Interesse an der Freiwilligenarbeit. Besonders wenn Schüler in ihre Beratung kommen, ist Pahl positiv überrascht. „Oft werden die Jugendlichen zwar von ihren Eltern geschickt, aber ich finde das trotzdem großartig“, sagt sie.
Armut und Überschuldung werden ein immer größer werdendes Problem. Deshalb engagiert sich Reiner Tögel seit 2015 ehrenamtlich bei den Sozialpaten in Augsburg. Unter dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“werde in Zusammenarbeit mit Fachleuten versucht, Menschen in ihren Notlagen eine erste Anlaufstelle zu bieten, so Tögel. „Es ist natürlich immer toll, wenn man helfen kann, allerdings gibt es auch enttäuschende Erlebnisse“, sagt er. Wichtig sei es vor allem, die Probleme nicht zu nahe an sich heranzulassen. Werde man emotional, könne man nicht so gut helfen, wie wenn man das Problem aus der Distanz betrachte, so Tögel. „Während das Projekt im Jahr 2004 noch mit 16 Helfern angefangen hat, sind mittlerweile 55 Sozialpaten im Einsatz“, sagt er stolz. Claudia Zerbe ist über ihren Mann zum Bündnis für Augsburg gekommen. Heute ist sie die Projektleiterin im KompetenzNetz Demenz und Koordinatorin im MehrGenerationenTreffpunkt Pfersee. „Das Bündnis ist eine tolle Sache, da es so viele Projekte unter einem Dach vereint“, sagt sie. „Egal ob Smartphone-Kurse, PC-Café, Tanz-Tee oder U7-U70 Gesangsprojekt, zusammen mit den rund zehn ehrenamtlichen Helfern im Mehrgenerationen-Projekt kann vieles auf die Beine gestellt werden“, sagt Zerbe. „Man bekommt jeden Tag aufs Neue so viel von den Menschen zurück.“