Madrid sperrt alte Autos aus
Umwelt Die Hauptstadt hat die schmutzigste Luft in ganz Spanien. Die Bürgermeisterin hat reagiert. Das freut nicht alle
Madrid Von Ende November an bleibt Madrids Innenstadt für ältere Diesel- und Benzinfahrzeuge gesperrt. An allen Zufahrtsstraßen wachen Kameras darüber, dass niemand in die Sperrzone fährt. Wer es trotzdem tut, muss mit einer Geldbuße von 90 Euro rechnen. Nur für Autos von Anwohnern und abgasfreie Pkws gelten Ausnahmen. Mit diesem Fahrverbot will Madrid die Luftverschmutzung bekämpfen. Nirgends in Spanien ist die Atemluft so schlecht wie in der Hauptstadt. Schon seit Jahren überschreitet die Millionenstadt die SchadstoffGrenzwerte der Europäischen Union. Deshalb verspricht Madrids linksalternative Bürgermeisterin Manuela Carmena ihren Bürgern nun: „Das Leben im Zentrum wird besser als jemals zuvor sein. Es wird weniger Lärm geben, weniger Verkehr, und man wird sich bequemer zu Fuß bewegen können.“
Ein anschauliches Beispiel dafür ist die Gran Vía, die berühmteste Prachtstraße der Hauptstadt. Jahrzehntelang wälzten sich die Blechlawinen über sechs Spuren durch die Straße. Fußgänger mussten sich über einen schmalen Bürgersteig drängeln. Nach einem Jahr Umbauzeit wurde nun die neue Gran Vía eröffnet: ein breiter Fußgängerboulevard mit Sitzbänken und Bäumen. Für Autos bleibt eine Fahrspur in jede Richtung, auf der nur noch Tempo 30 erlaubt ist. Eine weitere Spur wurde für Busse und Taxis reserviert. Auch Radfahren ist auf der Gran Vía nun ohne Lebensgefahr möglich.
„Madrid atmet“, steht auf blauen Bannern, die an Laternenpfählen flattern, und mit denen das Rathaus für den Umbau der Stadt wirbt. Eine ökologische Transformation, mit der die weithin sichtbare gelb-braune Abgaswolke bekämpft werden soll.
Vom 30. November an dürfen deshalb nur noch Anwohner unbeschränkt ins Zentrum fahren. Für alle anderen gelten Einschränkungen: Alte Dieselfahrzeuge, die vor 2006 zugelassen wurden, werden ganz verbannt. Das gleiche gilt für Benziner, die älter als 18 Jahre sind. Auch für jüngere Diesel- und Benzinfahrzeuge gibt es Beschränkungen: Sie dürfen nur in die Innenstadt, um auf direktem Wege zu einem Parkhaus zu fahren – was ebenfalls mit Kameras überwacht wird.
Nicht alle sind mit dem ÖkoKurs Madrids einverstanden. Die konservative Opposition reichte eine Klage bei Gericht gegen das Fahrverbot ein: „Die neuen Regeln sind ein Angriff auf die Bewegungsfreiheit der Bürger“, wettert Isabel Díaz Ayuso, Sprecherin der Volkspartei. „Sie wollen uns vorschreiben, wie wir uns in unserer Stadt bewegen müssen.“
Madrids Bürgermeisterin Carmena verweist derweil darauf, dass Madrid dem Beispiel anderer Hauptstädte wie London, Paris, Rom oder Brüssel folge. Dort seien ähnliche Beschränkungen in Kraft oder in Vorbereitung.