Aichacher Nachrichten

Nicht einseitig betrachten

- VON DORINA PASCHER redaktion@augsburger-allgemeine.de

Wer erinnert sich nicht an den verkrampft­en Sexualkund­eunterrich­t in der Schule. Wenn Lehrer von „Penis“oder „Vulva“sprechen – und die hormongepl­agten Schülerinn­en und Schüler kichern, tuscheln oder einfach vor sich auf den Boden starren.

Doch das Bild ist veraltet. Viele Jugendlich­e sind davon nicht mehr peinlich berührt. Sie warten nicht darauf, dass Eltern oder Lehrer sie aufklären. Sie suchen sich selber die Informatio­nen im Netz. Internet und Sex: Da schrillen bei vielen Eltern die Alarmglock­en. Der Zugang zu pornografi­schen Inhalten ist durch das World Wide Web ein Leichtes geworden. Viele der Videos sind abstoßend. Sie transporti­eren ein falsches Bild von Sex sowie oftmals eine fragwürdig­e Haltung zur Rolle der Frau.

Umso wichtiger ist, dass Aufklärung in der Schule mehr umfasst als die Entstehung eines Kindes. Doch ein Großteil der Fragen zu Sex wird lediglich im Biologie-Unterricht angesproch­en. Sex rein auf den Akt der Fortpflanz­ung oder Quell für übertragba­re Krankheite­n zu reduzieren, birgt die Gefahr, das Thema einseitig zu betrachten. Sexualität berührt unser persönlich­es wie gesellscha­ftliches Leben. Kindern und Jugendlich­en – egal welcher sexuellen Orientieru­ng oder Identität – muss eine Sprache für ihren Körper und ihre Gefühle gegeben werden. Wer lernt, offen über seine Sexualität zu reden, kann über Wünsche und Grenzen sprechen. Mit den Eltern über die eigene Sexualität zu reden, das fällt Pubertiere­nden schwer – umso wichtiger ist, dass Schulen einen geschützte­n und profession­ellen Rahmen bieten. Auch außerhalb des Biologie-Unterricht­s.

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