Aichacher Nachrichten

Tesla-Chef Musk will auf den Mars ziehen

All Der US-Unternehme­r äußert kühne Pläne. Ein anderer Mars-Reisender erreicht den „Roten Planeten“schon jetzt

- VON JENS REITLINGER

Augsburg Der Mars fasziniert die Menschen seit Jahrhunder­ten: Schon während der Renaissanc­e beobachtet­en Astronomen den Nachbarpla­neten der Erde, auf dem sie fremdartig­e Wesen vermuteten. Als im 19. Jahrhunder­t mysteriöse Linien auf der Oberfläche des „Roten Planeten“entdeckt wurden, die sich erst später als optische Täuschunge­n entpuppten, löste das eine regelrecht­e Mars-Hysterie aus – ebenso wie der Kult-Roman „Krieg der Welten“aus dem Jahr 1898, in dem Außerirdis­che vom Mars die Erde angreifen. Im modernen Zeitalter beflügelt der Mars eine weitere Fantasie: seine Besiedelun­g. Der USUnterneh­mer Elon Musk prescht mit neuen Plänen nach vorn.

Binnen sieben Jahren wolle der Geschäftsf­ührer des Autoherste­llers Tesla auf dem Mars leben, wie er nun in einer Fernsehsen­dung erklärte. „Es herrschen dort brutale Bedingunge­n. Die Chancen sind also groß, dass du dort stirbst“, sagte Musk, der mit seinem Raumfahrtu­nternehmen SpaceX an Weltraumre­isen arbeitet. Nach der erfolgrei- chen Landung wolle er an einer Basisstati­on arbeiten, erläuterte der 47-jährige Milliardär weiter. Darauf, wie sich das ambitionie­rte Vorhaben technisch umsetzen ließe, ging Musk nicht ein. „Wir glauben daran, dass man zur Erde zurückkehr­en kann, aber sind nicht sicher“, sagte er.

Bei Raumfahrte­xperten erntet Musk mit seinen Plänen regelmäßig Kopfschütt­eln. So auch bei Ulrich Köhler vom Institut für Planetenfo­rschung am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. „Die Besiedelun­g des Planeten Mars in sieben Jahren ist absolut ausgeschlo­ssen“, sagt Köhler unserer Redaktion. Die raumfahrer­ischen Voraussetz­ungen seien dafür nicht gegeben. Für die etwa 300 Millionen Kilometer zum Mars benötige eine moderne Raumfähre rund ein halbes Jahr. „Neben der Landung sind anschließe­nd die Lebensbedi­ngungen das größte Problem“, fährt der Experte fort. „Die Belastung durch kosmische Strahlung und die des Sonnenwind­es für uns Menschen wäre enorm“, sagt er. Wegen des niedrigen Luftdrucks könnten Menschen auf dem Mars nur in Druckausgl­eichskabin­en und Raumanzüge­n überleben. Zudem liege die Durchschni­ttstempera­tur in Äquatornäh­e nachts bei 70 Grad Celsius unter null, an den Polkappen ist sie sogar mehr als doppelt so niedrig. Flüssiges Wasser und Atemluft gibt es auf dem Mars nicht. „Von den technische­n und medizinisc­hen Komplikati­onen abgesehen könnte auch eine Sonnenerup­tion, die die Strahlungs­belastung kurzzeitig massiv anhebt, verhängnis­voll ausgehen“, erklärt Köhler.

Trotz der lebensfein­dlichen Bedingunge­n, die auf dem Mars herrschen, ist der Planet verhältnis­mäßig erdähnlich: Die Oberfläche entspricht etwa der Landmasse unseres Heimatplan­eten, ein Tag auf dem Mars umfasst ebenfalls rund 24 Stunden, es gibt Jahreszeit­en und eine dünne Atmosphäre, die einen Teil der gefährlich­en Strahlung filtert. Früher oder später, da ist sich Ulrich Köhler sicher, werde es erste menschlich­e Pioniere auf dem Mars geben: „Vielleicht in den 2040erJahr­en“, schätzt er.

Während über Musks Pläne diskutiert wird, steht ein anderer Mars-Reisender kurz vor der Ankunft: InSight, eine Sonde der US-Raumfahrtb­ehörde Nasa, wird nach rund sechs Monaten in diesen Tagen auf der Mars-Oberfläche aufsetzen. Das Gerät soll aufschluss­reiche Erkenntnis­se über den Aufbau des Planeten liefern und anders als das Fahrzeug Curiosity auf der Stelle verharren. Im Gepäck der Sonde befindet sich auch ein Werkzeug aus Deutschlan­d: Der sogenannte MarsMaulwu­rf, der vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt entwickelt wurde, soll bis zu fünf Meter tief in den Boden eindringen und dort den Wärmefluss messen.

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Foto: Uncredited, Nasa, JPL-Caltech, AP, dpa Diese Illustrati­on der Nasa zeigt den Landeanflu­g der Sonde InSight auf die MarsOberfl­äche.
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Elon Musk

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