Aichacher Nachrichten

Darauf musste Julian Schieber fast zwei Jahre warten

FCA Der Stürmer verlor sein Startelf-Debüt zwar mit seinem Team, doch er war trotzdem ein Gewinner

- VON ROBERT GÖTZ

Julian Schieber kam am Samstag erst in die Mixed-Zone der WWK-Arena, als die Scheinwerf­er der TV-Anstalten schon längst abgeschalt­et waren und die langen Kabel zusammenge­rollt wurden. Dem 29-jährigen Neuzugang des FC Augsburg, der gegen Eintracht Frankfurt sein Startelf-Debüt gab, hatte aber nicht die 1:3-Niederlage die Sprache verschlage­n. Ganz und gar nicht.

Schieber hat nach jedem Spiel und jedem Training seine ganz genauen Abläufe. „Ich kühle mein Knie immer erst herunter. Mache Wechselbäd­er mit Warm- und Kaltwasser. Das ist jetzt für mich nichts Außergewöh­nliches, nur ganz normale Regenerati­onsmaßnahm­en.“

Julian Schieber hat gelernt, seinen Körper zu pflegen. Denn der Stürmer hatte sich in den letzten beiden Spielzeite­n, da noch in Diensten von Hertha BSC, mehr mit zwei schweren Knieverlet­zungen herumzusch­lagen, als mit aufsässige­n Verteidige­rn. Am Ende standen in seiner vierjährig­en Statistik für den Hauptstadt­klub gerade einmal 43 Bundesliga­spiele.

Deshalb war er bei der Einordnung der für ihn so wichtigen Partie auch hin- und hergerisse­n: „Der Körper fühlt sich gut an, der Kopf nach der Niederlage leider nicht. Ich habe lange auf diesen Tag hingearbei­tet, lange darauf gewartet. Denn mein letzter Einsatz in der Startelf in Berlin ist ja auch schon länger her.“Wie lange, daran konnte er sich gar nicht mehr erinnern. Es war am 17. Dezember 2016, als er mit Hertha 0:2 bei RB Leipzig verlor.

Fast zwei Jahre musste er also auf diesen Moment warten. Vermutlich wäre es sogar schneller gegangen. Doch während der Vorbereitu­ng hatte er Beschwerde­n am lädierten Knie, das dann sicherheit­shalber mit einem Eingriff untersucht wurde. „Zum Glück war nichts kaputt. Es hat nur etwas Kleines geklemmt oder gehakt, aber ich habe ein paar Wochen Zeit verloren“, sagt Schieber.

Jetzt ist er aber topfit und hat Lust auf mehr. Denn seine StartelfPr­emiere hatte er sich anders vorgestell­t: „Ich hätte sehr gerne die klassische Fußballsto­ry gehabt. Man kommt zurück mit einem Sieg und vielleicht sogar mit einem Tor.“

Doch dafür reichte es gegen eine der derzeit besten Bundesliga– Mannschaft­en nicht. Schieber begründete es so: „Wir in der Offensive haben die Lücken nicht gefunden und hinten dürfen wir auch nicht so die Gegentore bekommen. Es war eine Mischung von Abwehr- und Offensivfe­hlern.“

Dabei hatte der FCA genügend Chancen, dem Spiel eine Wendung zu geben. Schieber selbst steuerte nur zwei von insgesamt 25 Torschüsse­n bei. Warum das so war, darüber gibt es verschiede­ne Erklärungs­versuche. Es gab durchaus FCA-Anhänger, die sich auf dem Weg aus der Arena hinaus einig waren, dass Schieber einfach schlecht gespielt hatte. In der Mixed-Zone sah das der Sport-Geschäftsf­ührer Stefan Reuter etwas anders. „Er ist sehr spielintel­ligent und er hat einen Wahnsinnse­indruck im Training gemacht. Ihm fehlt vielleicht noch etwas der Spielrhyth­mus.“

Dabei bot sich Schieber immer wieder an. Aber seine Mitspieler gingen kaum auf seine Laufwege ein, übersahen ihn auch ein paar Mal oder suchten bewusst selbst den Abschluss. Für Schieber war das (noch) kein Problem: „Es war der eine oder andere Angriff da, wo ich die Lücke sehe. Aber für die Jungs, die eingespiel­t sind, war ich heute das erste Mal vorne drin. Vielleicht hat darum der letzte Pass gefehlt.“

Vielleicht bekommt Schieber schon am Samstag die nächste Chance. Zwar geht man beim FCA davon aus, dass Alfred Finnbogaso­n gegen den VfB Stuttgart wieder spielen kann. Sollte es so sein, hat Schieber kein Problem damit: „Wenn Alfred zurückkomm­t, glaube ich, gibt’s keine Diskussion­en, dass er anfängt, weil er einfach super ins System passt und seine Tore macht.“Doch falls Finnbogaso­n nicht fit werden sollte, gilt Schieber als erster Ersatz. FCA-Trainer Baum sah eine „sehr gute Leistung für das, dass er lange verletzt war und nicht viele Spielzeite­n

„Der VfB ist meine Heimat, mein alter Verein.“

Julian Schieber

hatte. Man hat gesehen, dass er eine richtig gute Qualität hat und zu unserem Spiel passt.“

Für Schieber ist das Gastspiel in Stuttgart eine besondere Partie. In Backnang geboren, kam er über die VfB-Jugend in die Bundesliga. 31 Spiele absolviert­e er dort für Stuttgart. Er sagt: „Der VfB ist meine Heimat, mein alter Verein.“Doch Mitleid mit dem Tabellenle­tzten hat er nicht. Denn die Situation des FCA schätzt er als „sehr gefährlich“ein. Deshalb sei Stuttgart ein ganz wichtiges Spiel: „Da brauchen wir nicht herumzured­en. Wir wollen einen Dreier holen, um Stuttgart auf Distanz zu halten. Dann haben wir schon eine Mannschaft hinter uns, die es schwer hat, bis zum Winter an uns vorbeizuko­mmen.“

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Foto: Wagner Julian Schieber fand gegen die Eintracht keine Lücke.

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