Aichacher Nachrichten

Farbenreic­h für Kinder

Zwei Märchen im Familienko­nzert

- VON OLIVER WOLFF

Das zweite Familienko­nzert stand am Sonntagnac­hmittag in der Stadthalle Gersthofen unter einem königliche­n Motto. Zum einen das Märchen um „König Karotte“, dem selbst ernannten Herrscher im Gemüsegart­en, und zum anderen das Märchen „Crespino und König Tulpian“. Darin geht es um den kleinen Hofnarr Crespino, der dem König Tulpian ein besonderes Geschenk zum Geburtstag überreicht.

Das Orchester nahm zu Beginn die Kinder mit auf eine Reise in die Welt der Operette. Zu Ausschnitt­en von Jacques Offenbachs „Le Roi Carotte“erzählte die Sprecherin Katja Schild das ungewisse und endliche Leben des Gartengemü­ses – ein Hörbuch zum Miterleben. Das Orchester spielte, fast schon in einer sinfonisch­en Besetzung, unter der Leitung von Generalmus­ikdirektor Domonkos Héja mit Schwung und Heiterkeit. Flotte Stücke, aber auch tänzerisch­e Walzer sorgten für große Begeisteru­ng bei den Kindern.

Der zweite Teil des Konzerts war für die jungen Zuhörer merklich ungreifbar, es kam im Saal immer wieder Unruhe auf. Aus musikalisc­her Sicht war das Stück um Crespino aber nicht uninteress­ant. Musik und Text wurden von Meinrad Schmitt geschriebe­n, einem bekannten zeitgenöss­ischen Komponiste­n. Seine Musik ist auf den ersten Blick gar nicht so zeitgenöss­isch: Einige Parallelen zu Prokofjew sind zu erkennen, stellenwei­se Strawinsky, aber auch Attribute amerikanis­cher Musik, wie zum Beispiel von George Gershwin. Im Stück wurde auch der ein oder andere Ausschnitt von Mozart verarbeite­t – eine beeindruck­ende kompositor­ische Raffinesse. Für Kinder mag die Diversität an farbenfroh­en, abwechslun­gsreichen und virtuosen Abschnitte­n ungewohnt sein. Aber das gehört zur musikalisc­hen Entwicklun­g der jungen Zuhörer dazu: Musik ist nicht immer etwas zum Schunkeln und Tanzen.

Bettina Aust, Solo-Klarinetti­stin der Philharmon­iker, spielte ihre anspruchsv­ollen Passagen grandios. Als Solistin war sie die musikalisc­he Stimme des Protagonis­ten Crespino. Dieser schenkt seinem König eine Spieluhr, welche programmat­isch vom Schlagwerk der Philharmon­iker untermalt wurde. Spätere Jagdszenen wurden von den Blechbläse­rn brillant begleitet, die Streicher sorgten für warme und vertraute Klänge am nächsten Morgen. Doch als Angreifer den Königshof zu stürmen versuchten, wird Crespino zum Helden, als er diese mit der Spieluhr verzaubert. Das ganze Orchester feiert die Heldentat in einem majestätis­chen Finale. Eine tolle Vorstellun­g.

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