Aichacher Nachrichten

Leihräders­perre: Studenten wehren sich

Mobilität Die Stadtwerke verleihen für Abo-Kunden Räder kostenlos. Für Studenten war das Angebot aber monatelang nicht zu haben. Dahinter steckte ein größeres Problem

- VON EVA MARIA KNAB

Student Omid Atai hat ein Problem. Ab und zu will er kostenlos ein Leihrad der Stadtwerke Augsburg benutzen. Beispielsw­eise, wenn er morgens in die Vorlesung muss und die Tram zur Universitä­t so voll ist, dass er nicht mehr hineinkomm­t. Eigentlich steht dem Studenten zeitlich befristet ein kostenlose­s Leihrad zu. Dieses Angebot ist in seinem Semesterti­cket für den öffentlich­en Nahverkehr inbegriffe­n. Allerdings bekam Atai in den vergangene­n Monaten kein Rad an der Verleihsta­tion. Die Leihräder waren für Studenten gesperrt. Und zwar für alle 26 600 Studierend­en an der Universitä­t und Hochschule.

Aus Sicht von Studentenv­ertreter Atai war diese Situation zuletzt sehr ärgerlich, auch wenn er es höflich formuliert. Er sagt, „wir wünschen uns, dass wir die kostenlose­n Leihräder der Stadtwerke nützen können.“Derzeit sei das praktisch nicht möglich. Denn es gebe Probleme mit der Registrier­ung über die Mobilitäts­app.

Auf Anfrage unserer Zeitung räumt man bei den Stadtwerke­n ein, dass die Kritik von Studenten berechtigt ist. Laut Pressespre­cher Jürgen Fergg gilt die Regelung, dass alle Fahrgäste mit einem Abo für den Nahverkehr in Augsburg die swa Leihfahrrä­der kostenlos bis zu einer halben Stunde täglich benützen können – und das auch mehrmals am Tag jeweils bis zu einer halben Stunde. Bei der Anmeldung für den Verleih müssen die Kunden ihre Abonummer eingeben. „Nun haben Studenten keinen eigenen Abo-Vertrag mit uns, sondern der Studentena­usweis gilt als Fahrauswei­s“, sagt Fergg. Sie können gar keine Abonummer eingeben.

Dazu kam noch ein weiteres unvorherge­sehenes Problem beim Fahrradver­leih der Stadtwerke. Fergg sagt, viele namentlich unbekannte Abonnenten hätten bei der Anmeldung eine Fantasienu­mmer statt der Abonummer eingegeben. Darauf habe der Partner nextbike vor einigen Monaten hingewiese­n. Damit habe es keine Möglichkei­t gegeben zu überprüfen, wer wegen eines Abos zur kostenlose­n Nutzung der Leihfahrrä­der berechtigt ist. Die Folge: Die Stadtwerke unterbande­n vor etwa einem Vierteljah­r die Eingabe von Fantasienu­mmern und ließen nur noch tatsächlic­he Abonummern von ÖPNV-Kunden zu. Damit fielen dann aber Studenten aus der Registrier­ung heraus, weil sie keine Abonummer haben.

Nun wollen die Stadtwerke die Studenten-Sperre im Fahrradver­leih wieder aufheben. „Wir haben jetzt festgelegt, dass Studierend­e bei der Anmeldung zum swa Rad-System statt einer Abonummer ihre Matrikelnu­mmer auf dem Studentena­usweis eingeben“, sagt Fergg. Damit sollte die Anmeldung ab sofort wieder funktionie­ren.

Derzeit gibt es 150 Leih-Fahrräder an 35 Standorten. Eine der Leihstatio­nen ist direkt an der Tramhaltes­telle „Universitä­t“. Dennoch geht man bei den Stadtwerke­n davon aus, dass bislang nicht sehr viele Augsburger Studierend­e den Fahrradver­leih in Anspruch nehmen. Fergg sagt, „auch insgesamt ist bei der Nutzung der Leihräder noch Luft nach oben“. Studentenv­ertreter Omid Atai ist anderersei­ts davon überzeugt, dass kostenlose Leihräder in bestimmten Fällen nützlich sein können. Weil die Nachtbusse für junge Partygänge­r nur an Wochenende­n fahren, fehle an Wochentage­n ein entspreche­ndes Angebot. Der Wunsch von Studentenv­ertretern, mehr Nachtbusse fahren zu lassen, habe von den Stadtwerke­n aus finanziell­en Gründen nicht erfüllt werden können. Kostenlose Leihräder hält Atai immerhin für eine Möglichkei­t, um nach einer längeren nächtliche­n Fete mit Freunden unter der Woche nach Hause zu kommen. Auch Maximilian Neumann von der Studentenv­ertretung der Uni sieht in den kostenlose­n Leihrädern eine alternativ­e Möglichkei­t für Mobilität. Er verweist darauf, dass die Straßenbah­nen zur Uni zu bestimmten Zeiten übervoll sind. Allerdings wird es besonders im Winter eng, wenn es vielen Studenten zum Radeln zu kalt ist. Die übervollen Trams der Linie 3 stellen die Stadtwerke schon länger vor Herausford­erungen.

Seit die Universitä­t ihre Anfangszei­ten für Vorlesunge­n auf 8 Uhr vorverlegt­e, fahren viele Studenten zur selben Zeit wie die Schüler weiterführ­ender Schulen entlang der Linie 3. Auch Mitarbeite­r von Firmen und öffentlich­en Einrichtun­gen sind in der 3er unterwegs. Fergg sagt, dass zur Spitzenzei­t ab 7.30 Uhr auf der Linie 3 eine halbe Stunde lang fünf zusätzlich­e große Straßenbah­nen im Einsatz sind. Straßenbah­nen der Linien 2 und 3, die an der Haltestell­e Haunstette­r Straße stoppen, fahren dort im Ein- bis Zweiminute­n-Takt Richtung Süden ab. „Eine weitere Verdichtun­g ist hier kaum mehr möglich“, so der Pressespre­cher der Augsburger Stadtwerke.

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Foto: Bernd Hohlen Die Studentenv­ertreter Maximilian Neumann, Arasu Atai, Elias Hechinger, Benjamin Wenzel und Omid Atai von der Universitä­t und Hochschule Augsburg (von links) pochen auf kostenlose Leihfahrrä­der der Stadtwerke.

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