Wenn sich Abbiegespuren selbst verstopfen
Zum Artikel „Augsburg stemmt sich gegen den Klimawandel“vom 23. Nov.: Zweifellos ist Augsburg ebenso vom globalen Klimawandel betroffen. Wenn sich aber der Minifleck Deutschland auf der Weltkarte komplett emissionsfrei hielte, würde das am Weltklima rein gar nichts ändern. Und dann erst Augsburg! Wir müssten schon von Brasilien, Indonesien oder China reden.
Aber eine Stadt kann etwas fürs „Stadtklima“tun. Gemeint sind damit Stadtluft und Wetter samt Temperatur. Bleibt die Stadtluft übrig. Momentan haben wir ja den Stickoxid-Hype. Der Artikel befasst sich jedoch vorrangig mit Treibhausgasen, den eigentlichen Stadtluftschädlingen, an deren Ausstoß neben Industrie und Haushalt der Kraftverkehr mitbeteiligt ist, vor allem in Form von Benzinern. Gegen diesen Teilbeitrag zur Verschlechterung der Stadtluft möchte sich Augsburg stemmen. Tatsächlich hat Augsburg irreversibel alles unternommen, was den CO2-Ausstoß-Anteil des in Augsburg vergleichsweise überschaubaren Kraftverkehrs erhöht.
Da wird der Schienenverkehr mitten durch Ausfallstraßen gezogen, wo der Kraftverkehr den halben Sprit und auch die halbe Zeit an den Ampeln verbummelt. Da wurden Kreuzungen neu gebaut, die sich durch viel zu kurze Abbiegespuren selbst verstopfen. Waren die Baureferenten und die Stadträte denn niemals in England oder wenigstens in Amsterdam? Statt ideologischem Aktionismus sollte Augsburg wenigstens neuen Schienenverkehr vom Individualverkehr entmischen, Parksuchverkehr überflüssig machen und echte Radschnellwege anlegen. Industrie und Haushalte verbessern sich nach und nach ohnehin schon.
Rolf Leyrer, Friedberg