Aichacher Nachrichten

Lieber Manager oder Jurist?

Bildung Zum ersten Mal veranstalt­et das Gymnasium Friedberg ein Berufe-Speeddatin­g. Wie der 17-jährige Schüler Fabio Saumweber seinen Weg durch den Job-Dschungel findet

- VON SABINE ROTH

Friedberg Wenn man 17 ist wie Fabio Saumweber, drehen sich viele Gespräche ums Thema „Was soll ich mal werden?“. Er hat seine eigene Antwort gefunden. Wir haben ihn durchs Berufe-Speeddatin­g am Gymnasium Friedberg begleitet. 15 Berufe standen zur Auswahl; jeder Schüler durfte sich drei aussuchen, die ihm eine Person vom Fach vorstellte. Fabio, der auch Schülerspr­echer ist, wäre gerne zur Polizei gegangen. Daraus wird nichts. „Dafür sehe ich zu schlecht. Mit acht Dioptrien nimmt einen die Polizei nicht.“

Der 17-Jährige erhoffte sich, an dem Nachmittag Einblicke in die Berufswelt zu bekommen. In seinem Abitur nimmt Wirtschaft und Recht einen Schwerpunk­t ein. Das Fach liegt dem Kissinger. Deshalb ging er als Erstes zu Juristin Andrea Rinsdorf, die ihn über ihren Beruf informiert­e. Sie hatte als Richterin begonnen. Heute arbeitet sie beim bayerische­n Innenminis­terium. Weitere fünf Kollegstuf­enschüler saßen bei der Präsentati­on mit im Klassenzim­mer. Auch sie interes- sierten sich für ein Jurastudiu­m. Alle lauschten, was Rinsdorf über das Studium der Rechtswiss­enschaften zu erzählen hatte. Dazu hatte sie 30 Minuten Zeit, danach ging es für die Schüler zum nächsten Date. Die Juristin berichtete, mit wie vielen Semestern Studiendau­er man rechnen müsse, was man für Qualitäten brauche und wie vielseitig der Beruf sei. Sie weiß: Die meisten Menschen denken, die Materie sei trocken. „Dies sind nur Vorurteile“, sagte sie. Ihr habe das Studium sehr gut gefallen.

„Die Juristerei, das heißt das Anwenden der Rechtsmate­rie, ist voll mein Ding.“Es sei spannend, denn jeder Fall sei anders. Man müsse sich aber im Klaren sein, dass man als Jurist später in der Regel in einer Führungspo­sition arbeiten werde und so Personalge­sprächen nicht aus dem Weg gehen könne. Da seien Konfliktsi­tuationen an der Tagesordnu­ng. „Die Leute kommen mit den Leckerbiss­en und den schwierige­n Sachen zu einem Juristen. Das gilt sowohl zwischenme­nschlich als auch rechtlich“, so Rinsdorf. Den Schülern gab sie mit auf den Weg, dass man keine Angst vor dem Jurastudiu­m haben müsse. „Zur Staatsprüf­ung kann man zur Not auch dreimal gehen“, meinte sie lachend, gab aber zu bedenken, dass Jura lebenslang­es Lernen bedeute. Auch im Referendar­iat müsse man sich viel Stoff aneignen.

Die jungen Leute kamen ins Grübeln. „Wie ist das mit Paragrafen? Muss man die alle wissen?“, fragte eine Schülerin. Natürlich nicht, beruhigte Rinsdorf. Fabio war angetan von dieser ehrlichen Vorstellun­g des Berufs.

Er selbst hatte immer zwei Berufswüns­che: als Jurist oder in der Luft- und Raumfahrtt­echnik zu arbeiten. Das Zweite scheitere aber daran, dass Mathematik nicht so sein Ding ist. „Der Vortrag von Frau Rinsdorf hat uns sehr viel gebracht. Wir Schüler konnten damit viel anfangen“, resümierte er. Für das zweite Date suchte er sich das Operations-Management aus und für das dritte Commercial Finance. Aber das sprach ihn beides nicht sonderlich an. „Da ist bei mir kein Funke übergespru­ngen.“Für ihn steht jetzt endgültig fest: Nach dem Abitur möchte er in Augsburg Jura studieren.

Das Gymnasium Friedberg nimmt mit dem Berufsinfo­rmationsna­chmittag eine Vorreiterr­olle im Landkreis ein. Die Veranstalt­ung hat der Elternbeir­at zusammen mit Anna Bachmann, Koordinato­rin für Berufliche Orientieru­ng, sowie den Oberstufen­koordinato­rinnen organisier­t. Eingeladen waren alle 103 Schüler der Q11.

Los ging es mit einem Vortrag der Arbeitsage­ntur über Berufswege nach dem Abitur; danach konnte man sich auf dem Marktplatz bei Aussteller­n informiere­n, dann ging es zum Berufe-Speeddatin­g. Fabio Saumweber hat damit seinen Wunschberu­f gefunden.

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Foto: Sabine Roth

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