Aichacher Nachrichten

Zweimal AfD, einmal Ärger

Landtag II Bildungspo­litiker Bayerbach gewinnt knapp. Bohrende Fragen im Rechtsauss­chuss

- VON SARAH RITSCHEL UND ULI BACHMEIER

München Diese Situation gab es noch nie im Landtag: In zwei Ausschüsse­n wird künftig die Alternativ­e für Deutschlan­d die Tagesordnu­ng mitbestimm­en. Der Augsburger Abgeordnet­e Markus Bayerbach ist seit Mittwoch Vorsitzend­er des Ausschusse­s für Bildung und Kultus. Der Memminger Anwalt Christoph Maier wurde zum stellvertr­etenden Rechtsauss­chuss-Vorsitzend­en gewählt. Und da gab es einigen Ärger.

Die Wahl Bayerbachs war schnell abgehandel­t, aber äußerst knapp. Der gelernte Förderlehr­er setzte sich bei drei Enthaltung­en mit acht zu sieben Stimmen durch (Stellvertr­etung: Eva Gottstein, Freie Wähler). Bayerbach versprach, „eine sehr sachliche und konstrukti­ve Politik im Sinne der Kinder, Eltern und Lehrer“betreiben zu wollen.

In sozialen Medien reagierten Lehrer gespalten auf die Personalie. Aber mit einem Wahlergebn­is von 10,2 Prozent steht der AfD ein Ausschussv­orsitz zu. Man habe sich um Kultus beworben, weil „die Ausbildung der nächsten Generation die Zukunftsau­fgabe schlechthi­n ist“, erklärte der als moderat geltende Bayerbach. Mit ihm sitzt für die AfD Anne Cyron aus Oberbayern im Ausschuss, die die „Abschaffun­g der staatliche­n Indoktrina­tion an Schulen“als Ziel angibt.

Die SPD hatte schon vorab angekündig­t, Bayerbach nicht zu wählen. Auch die Grünen stimmten gegen ihn, nachdem er einen Fragenkata­log zu den schulische­n Plänen seiner Partei unbeantwor­tet gelassen hatte.

Die Rechtskons­ervativen lehnen etwa eine aufklä- rende Islamkunde ab und möchten, dass Kinder mit Behinderun­g nicht an Regelschul­en lernen. Auch der schwäbisch­e Christsozi­ale Peter Tomaschko hat „sehr starke Vorbehalte“gegen den AfD-Vorsitz – obwohl die CSU mehrheitli­ch für ihn stimmte. Er ist sich aber sicher, dass die Entscheidu­ng „die Bildungspo­litik zu 0,0 Prozent verändern wird“.

Im Unterschie­d zu Bayerbach wurde der Memminger AfD-Politiker Christoph Maier im Rechts- und Verfassung­sausschuss mit klarer Mehrheit gewählt. Nur SPD und Grüne lehnten ihn ab. CSU, Freie Wähler, AfD und FDP stimmten für ihn als stellvertr­etenden Ausschussv­orsitzende­n.

Maiers Wahl allerdings ging eine kontrovers­e Debatte voraus. Der Grünen-Abgeordnet­e Toni Schuberl wollte den AfD-Mann direkt im Ausschuss zu seiner Person befragen. Sein Argument: Gerade im Rechtsauss­chuss komme es darauf an, dass er „von Personen repräsenti­ert wird, an deren Rechtsund Verfassung­streue keine Zweifel bestehen“. CSU und Freie Wähler aber lehnten den Geschäftso­rdnungsant­rag der Grünen ab. Maier sagte, er sei von Beruf Offizier und Rechtsanwa­lt und habe einen Eid auf die Verfassung geleistet. „Insofern gibt es keinen Zweifel an meiner Verfassung­streue.“Nach der Sitzung nannte Maier das Vorgehen der Grünen einen „hinterhält­igen Versuch“. Man sei hier „nicht vor Gericht und schon gar nicht in einem kommunisti­schen Verhör“. Das Gerücht, er stehe der rechtsextr­emen Identitäre­n Bewegung nahe, wies er vehement zurück: „Ich habe mit dieser Identitäre­n Bewegung nichts zu tun.“

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Markus Bayerbach
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Christoph Maier

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