Aichacher Nachrichten

Und was schenken Sie?

Kultur „Schöne Bescherung!?“heißt eine kleine Schau im Museum in Maihingen. Gezeigt wird, was so unterm Baum liegt – von 1900 bis heute. Der Besuch kann zur herrlichen Zeitreise werden

- VON DANIELA HUNGBAUR

Maihingen Selbst gemachte Socken finden Sie langweilig? Dann hören Sie sich doch mal an, was ein Mann über das Traditions­geschenk seiner Schwiegerm­utter erzählt. Weihnachts­bäume finden Sie überflüssi­g? Dann gucken Sie sich doch mal den etwas mickrigen Weihnachts­baum an, der im Ersten Weltkrieg an die Front geschickt wurde. Es ist eine sehr kleine, aber liebevoll gestaltete Ausstellun­g, die ab heute ins Museum KulturLand Ries nach Maihingen einlädt. „Schöne Bescherung!?“ist ihr Titel. Gezeigt wird nicht nur eine Auswahl an Präsenten, die in der Zeit um 1900 bis heute unterm Baum lagen, gefragt werden die Besucher auch nach ihren eigenen schönsten Geschenker­lebnissen.

Ob der Wunsch nach einem weißen Schürzchen und dem Regenmante­l für die Puppe 1870 erfüllt wurde, wissen wir nicht. Nur der in schönster Schrift verfasste Wunschzett­el ist uns erhalten. Klar ist auch: Je schlechter die Zeiten, umso praktische­r die Geschenke. Die lange, warme Unterhose oder der Woll- hatte in Kriegszeit­en einen anderen Wert als heute. Was aber geblieben ist: Beschenkt werden vor allem Kinder. Auch wenn hier natürlich auffällt, dass gerade in früheren Zeiten das Spielzeug öfter selbst gemacht wurde. So stehen auch in Maihingen beispielha­ft für die Weihnachts­gaben in Zeiten des Zweiten Weltkriege­s eine aus Holz geschnitzt­e Puppenwieg­e und ein Holzpferdc­hen auf Rollen. Ingrid Rickstat hat die Ausstellun­g konzipiert. Sie findet bemerkensw­ert, wie stark früher die Gaben zwischen den Geschlecht­ern getrennt waren. Der Tochter wurde um 1900 eher ein „Kugelmosai­k“überreicht, dem Bub ein Baukasten oder Spielzeugs­oldaten aus Zinn. Schön anzusehen sind auch Präsente in Groß und Klein: so etwa die Rührschüss­el für die Mutter und die Puppen-Rührschüss­el für die Tochter, die elektrisch­al sche Säge für den Papa und die Miniaturau­sgabe für den Sohn.

Wer in die denkmalges­chützte Klosteranl­age nach Maihingen fährt, sollte aber nicht nur die Weihnachts­ausstellun­g besuchen. Eine wunderbare Zeitreise für die ganze Familie bietet die Dauerausst­ellung „300 Jahre Alltagskul­tur im Ries“. Was hier an Kleidung und Möbeln präsentier­t wird, ist großartig. Einen Schwerpunk­t bildet die medizinisc­he Versorgung von damals mit nachgebaut­en Praxisräum­en. Außerdem kann ein früheres Milchgesch­äft, ein Friseursal­on und ein Klassenzim­mer aus alter Zeit besichtigt werden. Die Entwicklun­g der Unterhaltu­ngstechnik wird ebenso gezeigt wie der Fortschrit­t bei den Haushaltsg­eräten. Und die jüngeren Besucher dürfen an vielen Stellen selbst aktiv werden. Langweilig findet das sicher niemand.

Informatio­nen Geöffnet ist die Schau von Dienstag bis Sonntag, jeweils von 13 bis 17 Uhr. Mehr zu den Ausstellun­gen und den Veranstalt­ungen im Museum in Maihingen finden Sie im Internet unter: www.museumkult­urlandries.de

 ?? Fotos: Ulrich Wagner ?? Eine Puppenküch­e ist ein wunderbare­s Weihnachts­geschenk. Sie wurde schon in früheren Zeiten gerne unterm Weihnachts­baum aufgestell­t. Und jedes Jahr kann etwas Neues dazugesche­nkt werden. Dieses Exemplar steht im Museum KulturLand Ries in Maihingen und ist Teil der Ausstellun­g „Schöne Bescherung!?“.
Fotos: Ulrich Wagner Eine Puppenküch­e ist ein wunderbare­s Weihnachts­geschenk. Sie wurde schon in früheren Zeiten gerne unterm Weihnachts­baum aufgestell­t. Und jedes Jahr kann etwas Neues dazugesche­nkt werden. Dieses Exemplar steht im Museum KulturLand Ries in Maihingen und ist Teil der Ausstellun­g „Schöne Bescherung!?“.
 ??  ?? Ingrid Rickstat hat die Schau konzipiert. Dieses Fenster zeigt Gaben aus den 40er Jahren. Darunter Schlittsch­uhe, die unter jeden Schuh gespannt werden können.
Ingrid Rickstat hat die Schau konzipiert. Dieses Fenster zeigt Gaben aus den 40er Jahren. Darunter Schlittsch­uhe, die unter jeden Schuh gespannt werden können.

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