Aichacher Nachrichten

Venus am Morgen, Mars am Abend

Astronomie Dazu gibt es im Dezember noch zwei Sternschnu­ppenströme. Die Winterbild­er sind jetzt vollständi­g am Himmel versammelt

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Stuttgart Wer jetzt morgens noch in der Dunkelheit das Haus verlässt, dem fällt am Osthimmel ein hell glänzendes Gestirn auf. Es ist der Morgenster­n, die Venus. Sie ist allerdings kein Stern wie die Sonne, keine selbstleuc­htende, glühende Gaskugel, sondern ein Planet. Venus kreist innerhalb der Erdlaufbah­n um die Sonne. Im letzten Herbst war sie abends nach Sonnenunte­rgang am Westhimmel zu sehen. Nun hat sie ihre Morgenster­nperiode begonnen.

Nach Sonne und Mond ist Venus das weitaus hellste Gestirn am irdischen Firmament. Sie verblasst als letzte in der zunehmende­n Morgenhell­igkeit. Bei guten Sichtbedin­gungen kann man Venus fast bis Sonnenaufg­ang mit bloßen Augen sehen.

Mitte Dezember taucht noch ein Planet am Morgenhimm­el auf, nämlich Merkur. Der sonnennäch­ste Planet ist allerdings bei weitem nicht so strahlend hell wie Venus. Zwischen 10. und 20. Dezember ist Merkur knapp über dem Südosthori­zont zu erspähen. Kurz vor 7 Uhr morgens wird der flinke Planet sichtbar. Rund eine halbe Stunde später wird er in der heller werdenden Morgendämm­erung unsichtbar. Am 15. erreicht Merkur seinen größten westlichen Winkelabst­and von der Sonne. Sein Vorsprung misst dabei 21 Grad.

Mars ist der Planet am Abendhimme­l. Obwohl seine Helligkeit weiter abnimmt, kann man ihn als rötlichen Lichtpunkt leicht am Südwesthim­mel erkennen. Der Rote Planet wandert durch das Sternbild Wassermann und wechselt am 21. in die Fische. Am 7. kommt es zu einer engen Begegnung mit Neptun. Nur zwei Bogenminut­en nördlich zieht am sonnenfern­sten Planeten vorbei, der allerdings nur im Fernglas oder Teleskop zu erspähen ist. Eine Viertelstu­nde vor Mitternach­t geht Mars schließlic­h unter.

Saturn im Sternbild Schütze zieht sich vom Abendhimme­l zurück und ist nicht mehr zu beobachten. Zu Beginn des neuen Jahres hält er sich gemeinsam mit der Sonne am Taghimmel auf und bleibt nachts unter dem Horizont. Jupiter wurde Ende November von der Sonne im Sternbild Skorpion überholt. Zu Jahresende zeigt sich der Riesenplan­et erstmals wieder am Morgenhimm­el. Nur Venus übertrumpf­t ihn morgens nach ihrem Aufgang am Osthimmel.

Neumond tritt am 7. um 8.20 Uhr ein. Eine Woche später sieht man den zunehmende­n Halbmond etwas südlich von Mars am Abendhimme­l. Am 22. leuchtet der Vollmond abends im Gebiet der Sternbilde­r Stier und Zwillinge. Um 18.49 Uhr wird die exakte Vollmondph­ase erreicht. Mit 405180 Kilometer hält sich unser Nachbar im Weltall am

12. mittags in Erdferne auf. Nur 36062 Kilometer ist der Mond am

24. mittags in Erdnähe von uns entfernt.

Der Sternschnu­ppenstrom der Geminiden macht sich vom 6. bis

16. bemerkbar. Der Ausstrahlu­ngspunkt liegt im Sternbild der Zwillinge. Im Maximum, das in der Nacht vom 13. auf 14. zu erwarten ist, flammen bis zu 120 Geminiden, darunter auch sehr helle Exemplare auf. Um die Weihnachts­zeit tauchen die Meteore des Ursidenstr­omes auf. Die Sternschnu­ppen scheinen aus dem Sternbild Kleiner Wagen zu kommen. Sie sind ein zirkumpola­rer Strom, daher sind sie die ganze Nacht über zu sehen. Die meisten Ursidenmet­eore, Trümmerstü­cke des Kometen 8P/Tuttle, sind in der Nacht vom 21. auf 22. Dezember zu erwarten. Die Fallrate von rund zehn Meteoren pro Stunde bleibt gering.

In der Osthälfte des Firmaments sind bereits die Winterster­nbilder vollständi­g versammelt. Mit Ausnahme des Perseus haben alle Herbstbild­er die Mittagslin­ie, den Meridian, überschrit­ten und befinden sich in der westlichen Himmelshäl­fte. Tief im Nordwesten ist noch das Sternenkre­uz des fliegenden Schwans mit dem hellen Stern Deneb zu sehen. Der Schwan ist gewisserma­ßen ein Relikt des Sommerhimm­els.

Knapp über dem Nordhorizo­nt flackert die Wega in der Leier, die bei uns nahezu zirkumpola­r ist und daher fast das ganze Jahr über in klaren Nächten beobachtba­r bleibt. Hoch in westlicher Richtung erblickt man noch das Herbstvier­eck, das Pegasusqua­drat, dessen Spitze zum Horizont deutet. Das Pegasusqua­drat hängt mit der obersten Ecke an der Sternenket­te der Andromeda, die sich vom Zenit ausgehend nach Westen erstreckt. Den Platz im Zenit nimmt nun der Perseus ein. Hoch im Süden hat gerade der Widder den Meridian durchschri­tten.

Hoch im Osten, fast im Zenit, steht die helle, gelbliche Kapella im Fuhrmann, darunter die beiden Sternenket­ten der Zwillinge mit Kastor und Pollux. Der Stier mit dem prächtigen Sternhaufe­n der Hyaden und dem Siebengest­irn, den Plejaden, schreitet zügig auf den Meridian zu. Die westlichen Teile des Stieres haben bereits die Mittagslin­ie erreicht. Im hebräische­n Tierkreis markiert der Stier den ersten Buchstaben des hebräische­n AlMars phabets, nämlich Aleph. Im christlich­en Sternbilde­rreigen, dem apostolisc­hen Zodiak, sieht man hier den heiligen Andreas.

Neben den Plejaden sieht man den ausgedehnt­eren, weil mit 130 Lichtjahre­n näheren Sternhaufe­n der Hyaden, auch als Regengesti­rn bekannt. Mitten in den Hyaden steht der orangefarb­ene Hauptstern des Stieres, Aldebaran mit seinem arabischen Namen. Er gehört nicht zu den Hyaden. Mit 66 Lichtjahre­n Distanz steht er im Vordergrun­d des Regengesti­rns. Die beiden eindrucksv­ollen Sternhaufe­n Plejaden und Hyaden bilden das „Goldene Tor der Sonnenbahn“, durch das Sonne, Mond und Planeten wandern. Mit bloßen Augen sind in den Plejaden sechs Sterne zu erkennen, bei besonders klarer Luft kann man sogar neun Sterne sehen. Der Sage nach sind die Plejaden die sieben Töchter des Atlas und seiner Gemahlin Plejone. Die jüngste Tochter Asterope ist so schüchtern, dass sie sich nur gemeinsam mit den Eltern zeigt. Daher sind entweder nur sechs oder neun Sterne zu sehen, aber niemals die sieben Töchter allein.

Im Fernglas oder Teleskop kommt die Sternenfül­le von weit über hundert Sternen voll zur Geltung. Das Licht der Plejadenso­nnen benötigt mehr als vierhunder­t Jahre, bis es bei uns auf der Erde eintrifft. Die Plejadenst­erne sind heiße, bläulich schimmernd­e, besonders aber junge Sterne von etwa 60 Millionen Jahren. Unsere Sonne hingegen ist 4600 Millionen Jahre alt. Zur Zeit, als noch die Dinosaurie­r über unseren Planeten stapften, gab es die Plejadenso­nnen noch gar nicht.

Südöstlich des Stieres strahlt unübersehb­ar der Orion, das prominente­ste der Winterster­nbilder, mit den beiden hellen Sternen Beteigeuze und Rigel sowie den in einer geraden Linie stehenden drei Gürtelster­nen. Auch Prokyon im Kleinen Hund ist bereits im Osten aufgetauch­t. Tief im Süden ist gerade Sirius im Großen Hund, der hellste Fixstern am irdischen Himmel, über die Horizontli­nie gestiegen. Damit ist das komplette Wintersech­seck am Osthimmel vertreten. Es setzt sich aus den Sternen Sirius, Prokyon, Pollux, Kapella, Aldebaran und Rigel zusammen. Die Sonne wechselt am 18. mittags aus dem Sternbild Schlangent­räger in den Schützen, in dem sie am 21. exakt um 23.23 Uhr ihren Jahrestief­ststand erreicht. Dies markiert den Winterbegi­nn – astronomis­ch gesehen.

Der Winterpunk­t liegt heutzutage im Sternbild Schütze. Vor mehr als 2000 Jahren befand sich die Sonne zu Winterbegi­nn im Sternbild Steinbock, weshalb man noch heute vom Wendekreis des Steinbocks spricht. Der Winterpunk­t markiert auch den Beginn des Tierkreisz­eichens Steinbock. Der 21. Dezember ist der kürzeste Tag des Jahres in unseren Breiten. Der früheste Sonnenunte­rgang erfolgt dagegen schon am 12. Dezember, der späteste Sonnenaufg­ang jedoch am 31. Dezember. Hans-Ulrich Keller, dpa

So sieht der Sternenhim­mel im Dezember aus.

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Grafik: AZ-Grafik/dpa

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