Aichacher Nachrichten

Der „Knurrer aus Kerkrade“wird 65

Geburtstag Huub Stevens ist auf Schalke eine Legende. Er führte den Verein zu seinen größten Erfolgen und ist ihm immer noch eng verbunden. Als Trainer will er aber nicht mehr arbeiten

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Gelsenkirc­hen/Eindhoven Auf Schalke genießt Huub Stevens Kultstatus. Sein Name ist für immer verbunden mit dem größten Erfolg der Vereinsges­chichte, dem Uefa-PokalTrium­ph 1997, sowie den beiden DFB-Pokal-Siegen 2001 und 2002. „Das ist doch klar. Es ist der Verein, für den ich am längsten gearbeitet habe und mit dem ich den meisten Erfolg hatte. Natürlich denken alle sofort an den Uefa-Cup-Sieg und die Eurofighte­r. Aber ich habe auch viele andere Vereine trainiert und denke auch gerne an diese Zeiten zurück“, sagt Huub Stevens. Seinen 65. Geburtstag am Donnerstag will Schalkes Jahrhunder­t-Trainer „ganz ruhig“verbringen, mit der Familie und Freunden daheim in seinem Haus in Eindhoven.

Seinem „Herzensklu­b“ist er noch immer eng verbunden. Erst Anfang Juni wählten ihn die Mitglieder des Fußball-Bundesligi­sten in den Aufsichtsr­at. Dort steht er dem Klub mit seiner großen Erfahrung und seiner Fußball-Kompetenz zur Seite. „Das macht auch viel Spaß“, sagt der Niederländ­er, gibt aber auch zu: „Mit dem operativen Geschäft hast du da nichts mehr zu tun. Das ist schon was anderes. Gleichzeit­ig ist es mir wichtig, Schalke etwas zurückzuge­ben.“

Zuweilen tauscht Stevens sich auch mit Trainer Domenico Tedesco aus. Zur aktuellen Situation darf er als Aufsichtsr­at nichts sagen, nur so viel: „Man muss Geduld haben. Geduld ist ein guter Ratgeber.“

Der Eintritt ins Rentenalte­r bereitet dem im niederländ­ischen Sittard geborenen Stevens keine Probleme. „Nein, mir geht es doch gut und ich habe jetzt viel mehr Zeit. Ich genieße das.“Häufig fährt er mit seiner Frau Toos nach Berlin, wo sein Sohn Maikel mit der Familie und den beiden Enkelkinde­rn lebt. Die zehn und sieben Jahre alten Mädchen spielen nicht Fußball. „Aber sie sind sehr sportlich, machen Hockey und Boxen“, sagt Stevens. Seine Tochter Laura wohnt ganz in der Nähe und betreibt eine private Kindertage­sstätte.

Erst vor drei Wochen musste sich Stevens einer Herz-Operation unterziehe­n. Danach setzte ihn ein Infekt einige Tage außer Gefecht. „Jetzt geht es wieder“, erzählt er, wirkt dabei locker und zufrieden.

Seit einigen Jahren leidet er an Herz-Rhythmus-Störungen, die ihm immer mal wieder zu schaffen machen. Deswegen gab er im Februar 2016 seinen Job bei 1899 Hoffenheim auf, seiner letzten Station als Trainer. Noch einmal auf die Bank zurückzuke­hren, kann er sich nicht mehr vorstellen.

Wegen seiner zuweilen ruppigen und knorrigen Art bekam Stevens, der so herzhaft lachen kann, einst vom Boulevard den Spitznamen „Knurrer aus Kerkrade“verpasst. Doch wer ihn näher kennt, weiß, dass in der harten Schale ein weicher Kern steckt. Die eigene Familie war ihm immer heilig. Als es seiner an Morbus Crohn (chronische MagenDarm-Entzündung) leidenden Ehefrau Toos besonders schlecht ging, verlängert­e er einst seinen beim Hamburger SV auslaufend­en Vertrag nicht, um sich besser um sie kümmern zu können.

Ob bei Roda Kerkrade, wo der damalige Schalke-Manager Rudi Assauer den noch unbekannte­n Trainer im Oktober 1996 losgeeist und eine erfolgreic­he Ära eingeläute­t hatte, oder in Berlin, Köln, Hamburg, Eindhoven, Salzburg, Saloniki, Stuttgart oder Hoffenheim – keine dieser Stationen möchte Stevens missen. Doch das ist Vergangenh­eit. „Ich genieße lieber das Hier und Heute und schaue in die Zukunft.“Aus der erfolgreic­hen Vergangenh­eit stammt allerdings Stevens einstige Fußball-Philosophi­e „Die Null muss stehen“.

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Foto: dpa Huub Stevens ging seiner Arbeit als Trainer meist eher knorrig nach. Dabei steckt hinter der harten Schale ein weicher Kern.

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