Aichacher Nachrichten

Nichts mit Romantik

- VON JUDITH RODERFELD kino@augsburger-allgemeine.de

Popcorn, Cola, Sitznachba­rn – alles ist zweitrangi­g, als die Musik einsetzt. Ich erinnere mich genau an den einen Abend im Jahr 2008. Das Kino ist prall gefüllt mit Frauen jeden Alters. Der erste Teil von „Mamma Mia“läuft. Meine Freundinne­n und ich schlürfen schon bei der Werbung das erste Gläschen Sekt. Es geht los. Wir schunkeln hin und her, die eine wirft ihre Hände hoch. Leise trällern wir mit. „Dancing Queen ..., ooooh Dancing Queen.“Plötzlich fühlt sich alles so nah an. Wir stellen uns vor, die Freundinne­n-Clique im Film wären wir mit 40 plus. Jeder sucht sich einen Schwarm, fühlt Leid und Tränen mit, spürt die Turbulenze­n und den Rhythmus der AbbaSongs. Am Filmende siegt die Liebe. Alle liegen sich in den Armen. Wir bleiben beim Abspann sitzen. Jeder von uns lächelt, während herzförmig­e Denkblasen aufsteigen: „Wäre er doch jetzt nur hier, der Mann meiner Träume.“Diese pure Leidenscha­ft im Film lässt niemanden kalt, das steht fest.

Zehn Jahre später. „Mamma Mia 2“läuft. Und nun ist er da, der Mann. Mit ihm die Vorfreude auf Romantik, die Musik. Wir sitzen auf einer Kino-Liebescouc­h. Ob er mich beim Abspann des Films wohl um einen Tanz bittet? Herz– erwärmend verfolge ich die Geschichte von Donna und ihrer Familie. Der Herzbube neben mir greift nach meiner Hand. Seine andere steckt in der übergroßen PopcornBox. Ab und zu vernehme ich ein schlürfend­es Geräusch. Popcorn macht durstig. „Dancing Queen…, ooooh Dancing Queen“– diesmal summe ich die Melodie allein. Sein Mund ist voll. Aufs Schunkeln habe ich keine Lust mehr. Ich schaue mich um. Kaum ein männliches Wesen zu sehen. Stattdesse­n Frauengrup­pen. Ich verstehe, warum. Nun sitze ich also da, spüre den Rhythmus, fühle das Leid, die Freude, sehe die Romantik und denke mir: „Wären sie doch jetzt nur hier, meine Freundinne­n.“

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