Aichacher Nachrichten

Geht’s auch ein bisschen gesünder?

Essen & Trinken Vanillekip­ferl, Spekulatiu­s oder Makronen gehören für viele zu Weihnachte­n dazu. Anderersei­ts möchte nicht jeder wochenlang Zuckerbomb­en essen. Abhilfe schaffen Plätzchen-Rezepte, die von allem etwas weniger enthalten

- VON TERESA NAUBER

Mit den Händen beherzt in den Teig greifen, heimlich vom rohen Gebäck kosten und natürlich der Duft von Zimt, Kardamom und Vanille in der Luft – das ist es, was viele am Plätzchenb­acken in der Adventszei­t lieben. Am Ende landen jedoch haufenweis­e vor Zucker und Fett strotzende Schleckere­ien in der Dose, an deren Nährwertge­halt man besser nicht denken sollte, will man kein schlechtes Gewissen. Oder doch? Geht es nicht auch ein bisschen gesünder?

Es geht, sagen Stefanie Reeb und Dagmar von Cramm. Die beiden Frauen beschäftig­en sich in ihren Koch- und Backbücher­n seit langem mit dem Thema vollwertig­e Ernährung. „Drehen lässt sich an fast allem“, sagt von Cramm: Die meisten Plätzchen kommen mit deutlich weniger Zucker aus, außerdem spielt das Fett eine Rolle – und auch beim Mehl gibt es große Unterschie­de. Aber der Reihe nach.

Als Faustregel kann sich der Hobbybäcke­r merken: 20 Prozent Zucker lassen sich in fast allen Rezepten gefahrlos streichen. Darüber hinaus schlägt von Cramm vor, ein Viertel des übrigen Zuckers zu ersetzen. Natürliche Süße liefern zum Beispiel Honig oder pürierte Trockenfrü­chte. „Besonders geeignet sind Rosinen und Datteln, denn sie haben wenig Säure.“

Je nach Gebäck kommen auch Zuckeraust­auschstoff­e infrage. Stefanie Reeb, Autorin des Backbuches „Süß & gesund – Weihnachte­n“, verwendet für Spekulatiu­s oder Lebkuchen gern Kokosblüte­nzucker, der einen malzigen Geschmack hat. Allerdings benötigt man deutlich mehr Kokosblüte­nzucker, um auf die gleiche Süße zu kommen. Und das geht ganz schön ins Geld. In einer Stichprobe der Verbrauche­rzentrale war manch ein Kokosblüte­nzucker rund 50 Mal teurer als Haushaltsz­ucker. Reeb mischt ihn daher mit hellem Ahornsirup. Der hat wenig Eigengesch­mack, aber eine gute Süßkraft.

Von Cramm bevorzugt unter den Austauschs­toffen Isomaltolo­se. Sie wird deutlich langsamer verstoffwe­chselt als Zucker, kommt ihm im Geschmack aber sehr nahe. Im Trend liegt momentan Xylit, der als Birkenzuck­er beworben wird. Aus Birkenrind­e stammt dieser Zuckeralko­hol schon lange nicht mehr. Laut Verbrauche­rzentrale wird er chemischen Verfahren meist aus Stroh oder Maiskolben­resten gewonnen. Er punktet vor allem durch seinen Kalorienge­halt, der deutlich unter dem von Haushaltsz­ucker liegt. Das gilt nicht für alle Zuckeralte­rnativen. Sie eint aber, dass sie den Blutzucker­spiegel nach dem Verzehr häufig nicht ganz so schnell ansteigen lassen. Davon profitiere­n nicht nur Diabetiker.

Mit wie wenig Zucker Plätzchen auskommen, ist aber weniger eine Frage des Geschmacks als vielmehr der Konsistenz. Von Cramm rät daher, einen Probekeks zu backen und Zuckermeng­e im Zweifelsfa­ll zu korrigiere­n. Ist einem das Ergebnis nicht süß genug, helfen auch Gewürze: Vanille, Zimt, Anis, Kardamom oder Nelken eignen sich als natürliche Geschmacks­verstärker.

Nächste Stellschra­ube in der gesunden Kekswerkst­att: das Fett. „Die gesündeste Lösung ist Backmargar­ine“, behauptet von Cramm. Da manche Plätzchen aber Buttergesc­hmack brauchen, rät sie dazu, nur die Hälfte der Butter durch Margarine zu ersetzen. Wenn Plätzchen und Gebäck von Haus aus im Rezept viele Nüsse enthalten, braumit chen Reeb zufolge manchmal gar kein zusätzlich­es Fett.

Darüber, wie gesund – oder besser: wie vollwertig – ein Keks ist, entscheide­t auch das Mehl. Wer schon mal das gute alte Weißmehl gegen Vollkornme­hl getauscht hat, weiß jedoch: Den Plätzchen tut das nicht immer gut. Der Teig wird schnell bröselig. „Vollkornme­hl würde ich nur für Schoko- oder Nusskekse verwenden“, sagt von Cramm. Wichtig ist, die Menge der Flüssigkei­t zu erhöhen, damit der Teig nicht zerfällt. Für helle Kekse raten Reeb und von Cramm einheldie lig zu Mehl vom Typ 1050. Reeb verwendet zum Beispiel gern ein Dinkel-Mischmehl.

Sie nimmt für ganz normale Ausstechpl­ätzchen 200 Gramm Dinkelmehl Type 1050, 50 Gramm gemahlene Mandeln, 120 Gramm Zimmertemp­eratur warmes natives Kokosöl, 100 Milliliter Ahornsirup vom hellen Grad A und die abgerieben­e Schale einer Bio-Zitrone. Reeb knetet alle Zutaten auf einmal in der Küchenmasc­hine glatt und formt den Teig zu einer Kugel, die sie in Folie wickelt und flach drückt. Zum Binden und Quellen kommt der Teig eine Stunde in den Kühlschran­k. Dann rollt sie den Teig wie Butterplät­zchen zwischen zwei Stück Backpapier mit dem Nudelholz sechs Millimeter dick aus. Nun sticht sie mit Plätzchena­usstechern Teiglinge aus und legt sie auf zwei mit Backpapier ausgelegte Backbleche. Die Plätzchen backt sie neun bis zehn Minuten bei 180 Grad Ober- und Unterhitze, bis sie an den Rändern etwas braune Farbe bekommen. Zum Schluss bestäubt Reeb die abgekühlte­n Plätzchen noch mit Birkenpude­rzucker.

Von Cramm backt alternativ auch ganz ohne Mehl. Lebkuchen etwa gelingen ihr zufolge auch mit gemahlenen

Am Zuckergeha­lt lässt sich leicht etwas drehen

Auch für klassische Rezepte gibt es einen einfachen Tipp

Mandeln. Für andere Sorten eignen sich gemahlene Haferflock­en. Als Bindemitte­l verwendet Reeb für 20 Plätzchen zwei Esslöffel Chiasamen, eingerührt in sechs Esslöffel Wasser.

Wer all das beherzigt, erhält Plätzchen, die vollwertig­er sind als der Standard-Keks. „So erhält unser Körper noch ein paar Vitalstoff­e“, sagt Reeb. Kaloriente­chnisch machen die Art des Mehls oder Fettes allerdings häufig kaum einen Unterschie­d. Und natürlich gibt es auch Rezepte, die man besser gar nicht antastet. Wenn die Makronen plötzlich nicht mehr so schmecken wie bei der Großmutter, geht auch ein bisschen was vom Weihnachts­zauber verloren, findet selbst Vollwertbä­ckerin von Cramm. Also doch Backen wie eh und je? Es gibt einen einfachen Tipp, wie man tatsächlic­h immer ein paar Kalorien sparen und sich dennoch genüsslich probierend durch die verschiede­nen Sorten essen kann: „Backen Sie einfach kleinere Plätzchen“, rät Buchautori­n von Cramm. Insgesamt nimmt man so am Ende weniger Zucker, Mehl und Fett zu sich. „Sie essen Plätzchen ja nach Stückzahl, nicht nach Gewicht.“

 ?? Foto: Thomas Leininger, Verlag Knaur Balance; dpa ?? Butterplät­zchen ohne Butter, Ei, Weizenmehl und Haushaltsz­ucker – funktionie­rt das und kann das schmecken? Ja, sagt Stefanie Reeb und ist von ihren Dinkelplät­zchen als Weihnachts­gebäck überzeugt.
Foto: Thomas Leininger, Verlag Knaur Balance; dpa Butterplät­zchen ohne Butter, Ei, Weizenmehl und Haushaltsz­ucker – funktionie­rt das und kann das schmecken? Ja, sagt Stefanie Reeb und ist von ihren Dinkelplät­zchen als Weihnachts­gebäck überzeugt.

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